Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.Aber die Sprachen sagt' ich lieber Vater? Nur ein' ist da und keinem wird ein Wort Hier fuhr er fort, lernen wir Spra- Die Natur versteht wie Gott der Herr, In dieser Welt sprachst du mit Gott über-
Aber die Sprachen ſagt’ ich lieber Vater? Nur ein’ iſt da und keinem wird ein Wort Hier fuhr er fort, lernen wir Spra- Die Natur verſteht wie Gott der Herr, In dieſer Welt ſprachſt du mit Gott uͤber-
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Aber die Sprachen ſagt’ ich lieber Vater?
Nur ein’ iſt da und keinem wird ein Wort
fehlen. Sieh! wie fein und lieblich iſt’s,
wenn Bruͤder eintraͤchtlich bey einander woh-
nen wirds von Gedanken und von Worten
heißen. Es werden Zwillinge ſeyn, wie Nach-
bars Kinder werden ſie zuſammenhalten.
Hier fuhr er fort, lernen wir Spra-
chen um mit der Natur umgehen zu koͤn-
nen. Wir wollen uns ihr gerne bequemen
und da ihre Hofſprache unbekannt iſt, halten
wir viele Sprachen in Bereitſchaft, und
kommen, da kein Menſch mehr als eine Spra-
che recht wiſſen kann, mit einem Frachtwagen
voll Grammaticken und Woͤrterbuͤchern um
bey der Koͤnigin Natur mit Beyhuͤlfe dieſer
Dolmetſcher Audienz zu haben!
Die Natur verſteht wie Gott der Herr,
eben ſo gut deutſch als griechiſch und latei-
niſch, auch ſie will nicht mit Worten ſondern
im Geiſt und in der Wahrheit verehret ſeyn.
Eine Sprache iſt der Hauptſtul das eigent-
liche Capital, die andern ſind die Zinſen.
In dieſer Welt ſprachſt du mit Gott
deutſch. Jachnis ſpricht lettiſch mit ihm.
Wenn ein Deutſcher franzoͤſiſch betet laͤßt
er ſich vom lieben Gott franzoͤſiſche Vocabeln
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/152>, abgerufen am 16.02.2025. |