Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.meines Vaters herabfließen und die Papier- Es sey nun das weinende Auge meines Gott eilet mit den Seinen und bey der zweiten Strophe fiel mein Vater Läßt sie nicht lange weinen in diesem Jammerthal Wenn ich jetzo die Sache überlege sind' ich, Eine Bitte hab' ich an Vater und Mut- Meine J 5
meines Vaters herabfließen und die Papier- Es ſey nun das weinende Auge meines Gott eilet mit den Seinen und bey der zweiten Strophe fiel mein Vater Laͤßt ſie nicht lange weinen in dieſem Jammerthal Wenn ich jetzo die Sache uͤberlege ſind’ ich, Eine Bitte hab’ ich an Vater und Mut- Meine J 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0143" n="135"/> meines Vaters herabfließen und die Papier-<lb/> aſche die ſonſt verflogen waͤre anleimen.</p><lb/> <p>Es ſey nun das weinende Auge meines<lb/> Vaters oder das unrichtig vermuthete Schach-<lb/> matt des Docktors oder ſein ſelbſt eigener<lb/> toͤdtlicher Hintritt die Urſache die meine<lb/> Mutter zum Singen brachte, ſie fing an:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Gott eilet mit den Seinen</l> </lg><lb/> <p>und bey der zweiten Strophe fiel mein Vater<lb/> im zweiten Diſkant ein, (zum erſtenmal hoͤ-<lb/> ren ihn alſo meine Leſer mitſingen)</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Laͤßt ſie nicht lange weinen</l><lb/> <l>in dieſem Jammerthal</l> </lg><lb/> <p>Wenn ich jetzo die Sache uͤberlege ſind’ ich,<lb/> daß ich eigentlich damals nur einen Sterben-<lb/> den vorſtelte! ich ſtarb ſchoͤn, ich ſtarb<lb/> poetiſch. Denn mein Koͤrper hatte ſich von<lb/> den zwey kleinen Wuͤrſten erhohlt. Mein<lb/> Herz war aber aller der Vorgaͤnge wegen im<lb/> fuͤnften Ackt des Trauerſpiels. Ich war be-<lb/> wegt — ich ſahe alles mit mir ſterben, bis<lb/> auf die Lichtputzerin zu weinte alles (ich weiß<lb/> nicht ob es die Koͤnigliche Frau Mutter oder<lb/> ein andres Geſchoͤpf war)</p><lb/> <p>Eine Bitte hab’ ich an Vater und Mut-<lb/> ter fing ich nach einer langen Stille an.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Meine</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [135/0143]
meines Vaters herabfließen und die Papier-
aſche die ſonſt verflogen waͤre anleimen.
Es ſey nun das weinende Auge meines
Vaters oder das unrichtig vermuthete Schach-
matt des Docktors oder ſein ſelbſt eigener
toͤdtlicher Hintritt die Urſache die meine
Mutter zum Singen brachte, ſie fing an:
Gott eilet mit den Seinen
und bey der zweiten Strophe fiel mein Vater
im zweiten Diſkant ein, (zum erſtenmal hoͤ-
ren ihn alſo meine Leſer mitſingen)
Laͤßt ſie nicht lange weinen
in dieſem Jammerthal
Wenn ich jetzo die Sache uͤberlege ſind’ ich,
daß ich eigentlich damals nur einen Sterben-
den vorſtelte! ich ſtarb ſchoͤn, ich ſtarb
poetiſch. Denn mein Koͤrper hatte ſich von
den zwey kleinen Wuͤrſten erhohlt. Mein
Herz war aber aller der Vorgaͤnge wegen im
fuͤnften Ackt des Trauerſpiels. Ich war be-
wegt — ich ſahe alles mit mir ſterben, bis
auf die Lichtputzerin zu weinte alles (ich weiß
nicht ob es die Koͤnigliche Frau Mutter oder
ein andres Geſchoͤpf war)
Eine Bitte hab’ ich an Vater und Mut-
ter fing ich nach einer langen Stille an.
Meine
J 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |