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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Vom betrübten Sündenfall half ihm
meine Mutter aus, denn alles Böse war bey
ihr ahnenreich und vielschildig.

Vom betrübten Sündenfall seufzte mein
Vater und meine Mutter sang aus vollen
Seelen und Leibeskräften

Heut sind wir frisch gesund und stark
sieh morgen liegen wir im Sarg
heut blüh'n wir wie die Rosen roth
bald krank und todt,
ist allenthalben Müh und Noth.

Mein Vater der diesen Vers mit vieler An-
dacht gehöret, doch aber noch nicht mitge-
sungen hatte verfolgte seine Zweifel. Seine
Meinung um sie zu filtriren, war, daß ein
Mensch der der Natur getreu wäre und ihrem
Fingerzeig folge, denn es ist Gottes Finger
setzt' er hinzu, daß ein solcher Mensch, der
seiner Seele und seinem Körper nicht zu viel
nicht zu wenig thäte nicht krank werden und
ehe er achtzig erreicht hätte und das Gewicht
abgelaufen wäre auch nicht sterben könne.

Allein die Thiere sagte meine Mutter sind
krank ehe ihre Stunde schlägt.

Thut alles nichts zur Sache, Haus-
thiere sind wie Menschen am Hofe. Sie
sind verwöhnt. Wilde Thiere, das wäre ein

Ein-

Vom betruͤbten Suͤndenfall half ihm
meine Mutter aus, denn alles Boͤſe war bey
ihr ahnenreich und vielſchildig.

Vom betruͤbten Suͤndenfall ſeufzte mein
Vater und meine Mutter ſang aus vollen
Seelen und Leibeskraͤften

Heut ſind wir friſch geſund und ſtark
ſieh morgen liegen wir im Sarg
heut bluͤh’n wir wie die Roſen roth
bald krank und todt,
iſt allenthalben Muͤh und Noth.

Mein Vater der dieſen Vers mit vieler An-
dacht gehoͤret, doch aber noch nicht mitge-
ſungen hatte verfolgte ſeine Zweifel. Seine
Meinung um ſie zu filtriren, war, daß ein
Menſch der der Natur getreu waͤre und ihrem
Fingerzeig folge, denn es iſt Gottes Finger
ſetzt’ er hinzu, daß ein ſolcher Menſch, der
ſeiner Seele und ſeinem Koͤrper nicht zu viel
nicht zu wenig thaͤte nicht krank werden und
ehe er achtzig erreicht haͤtte und das Gewicht
abgelaufen waͤre auch nicht ſterben koͤnne.

Allein die Thiere ſagte meine Mutter ſind
krank ehe ihre Stunde ſchlaͤgt.

Thut alles nichts zur Sache, Haus-
thiere ſind wie Menſchen am Hofe. Sie
ſind verwoͤhnt. Wilde Thiere, das waͤre ein

Ein-
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[122/0130] Vom betruͤbten Suͤndenfall half ihm meine Mutter aus, denn alles Boͤſe war bey ihr ahnenreich und vielſchildig. Vom betruͤbten Suͤndenfall ſeufzte mein Vater und meine Mutter ſang aus vollen Seelen und Leibeskraͤften Heut ſind wir friſch geſund und ſtark ſieh morgen liegen wir im Sarg heut bluͤh’n wir wie die Roſen roth bald krank und todt, iſt allenthalben Muͤh und Noth. Mein Vater der dieſen Vers mit vieler An- dacht gehoͤret, doch aber noch nicht mitge- ſungen hatte verfolgte ſeine Zweifel. Seine Meinung um ſie zu filtriren, war, daß ein Menſch der der Natur getreu waͤre und ihrem Fingerzeig folge, denn es iſt Gottes Finger ſetzt’ er hinzu, daß ein ſolcher Menſch, der ſeiner Seele und ſeinem Koͤrper nicht zu viel nicht zu wenig thaͤte nicht krank werden und ehe er achtzig erreicht haͤtte und das Gewicht abgelaufen waͤre auch nicht ſterben koͤnne. Allein die Thiere ſagte meine Mutter ſind krank ehe ihre Stunde ſchlaͤgt. Thut alles nichts zur Sache, Haus- thiere ſind wie Menſchen am Hofe. Sie ſind verwoͤhnt. Wilde Thiere, das waͤre ein Ein-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/130>, abgerufen am 22.11.2024.