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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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lag unten am Fuß des Abhangs, nicht mehr mit edlen Kastanien, Weingärten und Feigenbäumen so lustig umwachsen, wie die Dörfer um Meran. Auch das fiel der Moidi aufs Herz. Sie war nie eine Tagereise weit vom Hause entfernt gewesen und hatte sich die Welt je weiter weg, je herrlicher vorgestellt. Ganz blöde und traurig stieg sie vom Wagen herab, als sie vor der Thür der unsäuberlichen Dorfschenke hielten. Sie mochte nicht erst hinein, sondern trieb die Rosine, sogleich mit ihr den Bergweg hinaufzugehen, um den Bruder noch vor der Nacht zu sprechen. Franz blieb bei den Pferden zurück. Er war dem Andree schon früher lieber aus dem Wege gegangen, als daß er ihn gesucht hätte.

So gingen die Mädchen allein, ihren gleichen, bequemen Bauernschritt, sich an der Hand fassend, aber Beide den Kopf gesenkt und ohne ein Wort zu wechseln. Nur als sie dem grauen alten Kloster so nahe gekommen waren, daß sie das Gras sehen konnten, das auf dem Dache wuchs, stand die Moidi plötzlich still, blickte wie ein furchtsames Kind die kahlen Mauern an und sagte tief athmend: Möchtest du da hausen, Rosel? -- Ihre Freundin schüttelte nur den Kopf. -- Das Herz würde mir's abdrücken, fuhr die Andere fort; nichts Grünes herum, keine Weinrebe, kein Kornfeld. Du wirst sehen, er ist nicht wahr, daß er den Winter über hier gewesen ist. Wir

lag unten am Fuß des Abhangs, nicht mehr mit edlen Kastanien, Weingärten und Feigenbäumen so lustig umwachsen, wie die Dörfer um Meran. Auch das fiel der Moidi aufs Herz. Sie war nie eine Tagereise weit vom Hause entfernt gewesen und hatte sich die Welt je weiter weg, je herrlicher vorgestellt. Ganz blöde und traurig stieg sie vom Wagen herab, als sie vor der Thür der unsäuberlichen Dorfschenke hielten. Sie mochte nicht erst hinein, sondern trieb die Rosine, sogleich mit ihr den Bergweg hinaufzugehen, um den Bruder noch vor der Nacht zu sprechen. Franz blieb bei den Pferden zurück. Er war dem Andree schon früher lieber aus dem Wege gegangen, als daß er ihn gesucht hätte.

So gingen die Mädchen allein, ihren gleichen, bequemen Bauernschritt, sich an der Hand fassend, aber Beide den Kopf gesenkt und ohne ein Wort zu wechseln. Nur als sie dem grauen alten Kloster so nahe gekommen waren, daß sie das Gras sehen konnten, das auf dem Dache wuchs, stand die Moidi plötzlich still, blickte wie ein furchtsames Kind die kahlen Mauern an und sagte tief athmend: Möchtest du da hausen, Rosel? — Ihre Freundin schüttelte nur den Kopf. — Das Herz würde mir's abdrücken, fuhr die Andere fort; nichts Grünes herum, keine Weinrebe, kein Kornfeld. Du wirst sehen, er ist nicht wahr, daß er den Winter über hier gewesen ist. Wir

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/88>, abgerufen am 25.11.2024.