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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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kein Wort auf Alles, was der Andere redete und raunte. Er bedeutete ihm mit stummen Geberden, daß sie den Todten aufheben und in das Kapuzinerkloster tragen wollten, das hart am Thor von Meran über die Mauer blickt. Erst dort an der Klosterpforte, als sie ihre Last auf der Schwelle abluden, sagte er dumpf: Zieh an der Glocke, Köbele, und wart, bis sie aufmachen. Kannst ihnen sagen, daß ich's gethan hab'. Und behüt' dich Gott; mich wirst nimmer wiedersehen. -- Damit wandte er sich kurz ab und verschwand in der dunkeln Straße.

Es war ihm eilig mit dem, was er vorhatte, doch konnte er nur langsam seine Glieder weiterschleppen, so schwer lähmten ihn seine Gedanken. Als er die finstern Bogengänge der "langen Lauben" betrat, wo er vor dem Regen geschützt war, setzte er sich auf einen der Steinsitze und lehnte das schwere Haupt gegen den Pfeiler. Hier saß über Tag das alte Mütterchen, das aus seinem Kohlenofen Kastanien briet. Die Erde war noch mit Schalen bestreut, die unter Andree's schweren Nägelschuhen krachten. Wie oft hatte er hier seinen Hunger gestillt, wenn er zu stolz gewesen war, die eigne Mutter um Essen zu bitten! Und dort, wenige Häuser aufwärts, war der Laden des Zuckerbäckers, dem die Moidi ihre Sparkreuzer hinzutragen pflegte. Er sah noch deutlich das große Herz von Biscuit, das erste Naschwerk, das sie sich selber gekauft. Sie hatte es mit ihm theilen

kein Wort auf Alles, was der Andere redete und raunte. Er bedeutete ihm mit stummen Geberden, daß sie den Todten aufheben und in das Kapuzinerkloster tragen wollten, das hart am Thor von Meran über die Mauer blickt. Erst dort an der Klosterpforte, als sie ihre Last auf der Schwelle abluden, sagte er dumpf: Zieh an der Glocke, Köbele, und wart, bis sie aufmachen. Kannst ihnen sagen, daß ich's gethan hab'. Und behüt' dich Gott; mich wirst nimmer wiedersehen. — Damit wandte er sich kurz ab und verschwand in der dunkeln Straße.

Es war ihm eilig mit dem, was er vorhatte, doch konnte er nur langsam seine Glieder weiterschleppen, so schwer lähmten ihn seine Gedanken. Als er die finstern Bogengänge der „langen Lauben“ betrat, wo er vor dem Regen geschützt war, setzte er sich auf einen der Steinsitze und lehnte das schwere Haupt gegen den Pfeiler. Hier saß über Tag das alte Mütterchen, das aus seinem Kohlenofen Kastanien briet. Die Erde war noch mit Schalen bestreut, die unter Andree's schweren Nägelschuhen krachten. Wie oft hatte er hier seinen Hunger gestillt, wenn er zu stolz gewesen war, die eigne Mutter um Essen zu bitten! Und dort, wenige Häuser aufwärts, war der Laden des Zuckerbäckers, dem die Moidi ihre Sparkreuzer hinzutragen pflegte. Er sah noch deutlich das große Herz von Biscuit, das erste Naschwerk, das sie sich selber gekauft. Sie hatte es mit ihm theilen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/64>, abgerufen am 24.11.2024.