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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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raschelte durch die Blätter des vergangenen Herbstes. Auch das ward still, als es gegen eilf Uhr ging, und nun hing die regungslose schwarze Nacht, ohne Sterne, ohne einen Hauch, feucht und warm über der Erde und goß ihren Schlafthau auf die tausend Augen.

Die Weinhüter schliefen nicht, und sie wußten warum. Es war nicht die erste mondlose Nacht, in der freche Diebe Einbruch in die Rebengänge versucht und schweren Schaden verübt hatten. Oben bei seiner Maisstrohhütte saß Andree, rauchte aus der kleinen Pfeife und griff im Dunkeln öfters nach dem Kruge, den sein Herr ihm auf die Nacht frisch hatte füllen lassen. Die schweren Regentropfen, die einzeln durch das Blätterdach auf ihn eindrangen, fühlte er kaum in feinen dichten Haaren. Er horchte aber unverwandt nach der Stadt hin, und als es Elf geschlagen, hob er sich leise empor und schlich an eine Stelle dicht über der Straße, wo die Laube durch große Kürbisblätter und ein vortretendes Mäuerchen zu einem Spähewinkel ausgebaut war. Hier duckte er sich hinter die Steine, die Hellebarde bequem zur Hand, und zündete eine neue Pfeife an. Sein Blut war viel ruhiger, als über Tag. Es that ihm wohl, daß er zu thun bekam, daß er seine heiße Unruhe an einer Gefahr austoben konnte. Denn daß der Welsche die Nacht nicht vorüberlassen würde, ohne Rache zu versuchen, stand ihm fest.

Aber der Feind ließ sich Zeit; er schien die Wächter sicher machen zu wollen. Man hörte die Mitter-

raschelte durch die Blätter des vergangenen Herbstes. Auch das ward still, als es gegen eilf Uhr ging, und nun hing die regungslose schwarze Nacht, ohne Sterne, ohne einen Hauch, feucht und warm über der Erde und goß ihren Schlafthau auf die tausend Augen.

Die Weinhüter schliefen nicht, und sie wußten warum. Es war nicht die erste mondlose Nacht, in der freche Diebe Einbruch in die Rebengänge versucht und schweren Schaden verübt hatten. Oben bei seiner Maisstrohhütte saß Andree, rauchte aus der kleinen Pfeife und griff im Dunkeln öfters nach dem Kruge, den sein Herr ihm auf die Nacht frisch hatte füllen lassen. Die schweren Regentropfen, die einzeln durch das Blätterdach auf ihn eindrangen, fühlte er kaum in feinen dichten Haaren. Er horchte aber unverwandt nach der Stadt hin, und als es Elf geschlagen, hob er sich leise empor und schlich an eine Stelle dicht über der Straße, wo die Laube durch große Kürbisblätter und ein vortretendes Mäuerchen zu einem Spähewinkel ausgebaut war. Hier duckte er sich hinter die Steine, die Hellebarde bequem zur Hand, und zündete eine neue Pfeife an. Sein Blut war viel ruhiger, als über Tag. Es that ihm wohl, daß er zu thun bekam, daß er seine heiße Unruhe an einer Gefahr austoben konnte. Denn daß der Welsche die Nacht nicht vorüberlassen würde, ohne Rache zu versuchen, stand ihm fest.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/58>, abgerufen am 25.11.2024.