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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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eigene Faust Spießruthen laufen zu lassen, daß er's Wiederkommen vergißt. Den Nächsten aber, den hängen wir, mein Eid! an den Beinen auf, da mag er bis an den lichten Morgen in der Luft exerciren.

Es sind arme Teufel, Andree, und die Versuchung ist groß. Ihr solltet's menschlich mit ihnen machen.

Machen sie's denn nicht wie die Bestien? Da seht, Hochwürden -- und er wies auf eine Rebe, die glatt mitten durchgeschnitten war, daß das Laub schon welk und gelb an den Ranken hing -- das Herz blutet einem, so ein gesundes friedliches Gewächs, das nur auf der Welt ist, um seinem Herrn das Faß zu füllen, von den Hundsföttern verheert zu sehen, aus purer Niedertracht, uns zum Possen. Find' ich einen einmal beim Werk, so gnad' ihm Gott!

Er schüttelte, in der Richtung nach der Stadt, drohend die Hellebarde und bohrte sie dann heftig in den Sand.

Der geistliche Herr schrak leicht zusammen, vergaß aber seiner Würde nicht und sagte: Ich will mit dem Hauptmann sprechen, heute noch, daß er strenger drauf sieht, nach dem Zapfenstreich keinen Mann aus der Kaserne zu lassen. Du aber bezähme deine Hitze, mein Sohn, und bedenke, daß du hier im Dienste der Obrigkeit stehest und das Gericht ihr überlassen sollst. Behüt' dich Gott. Andree. Ich gehe heute wohl noch auf Goyen hinauf, zum Hirzer. Hast mir

eigene Faust Spießruthen laufen zu lassen, daß er's Wiederkommen vergißt. Den Nächsten aber, den hängen wir, mein Eid! an den Beinen auf, da mag er bis an den lichten Morgen in der Luft exerciren.

Es sind arme Teufel, Andree, und die Versuchung ist groß. Ihr solltet's menschlich mit ihnen machen.

Machen sie's denn nicht wie die Bestien? Da seht, Hochwürden — und er wies auf eine Rebe, die glatt mitten durchgeschnitten war, daß das Laub schon welk und gelb an den Ranken hing — das Herz blutet einem, so ein gesundes friedliches Gewächs, das nur auf der Welt ist, um seinem Herrn das Faß zu füllen, von den Hundsföttern verheert zu sehen, aus purer Niedertracht, uns zum Possen. Find' ich einen einmal beim Werk, so gnad' ihm Gott!

Er schüttelte, in der Richtung nach der Stadt, drohend die Hellebarde und bohrte sie dann heftig in den Sand.

Der geistliche Herr schrak leicht zusammen, vergaß aber seiner Würde nicht und sagte: Ich will mit dem Hauptmann sprechen, heute noch, daß er strenger drauf sieht, nach dem Zapfenstreich keinen Mann aus der Kaserne zu lassen. Du aber bezähme deine Hitze, mein Sohn, und bedenke, daß du hier im Dienste der Obrigkeit stehest und das Gericht ihr überlassen sollst. Behüt' dich Gott. Andree. Ich gehe heute wohl noch auf Goyen hinauf, zum Hirzer. Hast mir

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[0016] eigene Faust Spießruthen laufen zu lassen, daß er's Wiederkommen vergißt. Den Nächsten aber, den hängen wir, mein Eid! an den Beinen auf, da mag er bis an den lichten Morgen in der Luft exerciren. Es sind arme Teufel, Andree, und die Versuchung ist groß. Ihr solltet's menschlich mit ihnen machen. Machen sie's denn nicht wie die Bestien? Da seht, Hochwürden — und er wies auf eine Rebe, die glatt mitten durchgeschnitten war, daß das Laub schon welk und gelb an den Ranken hing — das Herz blutet einem, so ein gesundes friedliches Gewächs, das nur auf der Welt ist, um seinem Herrn das Faß zu füllen, von den Hundsföttern verheert zu sehen, aus purer Niedertracht, uns zum Possen. Find' ich einen einmal beim Werk, so gnad' ihm Gott! Er schüttelte, in der Richtung nach der Stadt, drohend die Hellebarde und bohrte sie dann heftig in den Sand. Der geistliche Herr schrak leicht zusammen, vergaß aber seiner Würde nicht und sagte: Ich will mit dem Hauptmann sprechen, heute noch, daß er strenger drauf sieht, nach dem Zapfenstreich keinen Mann aus der Kaserne zu lassen. Du aber bezähme deine Hitze, mein Sohn, und bedenke, daß du hier im Dienste der Obrigkeit stehest und das Gericht ihr überlassen sollst. Behüt' dich Gott. Andree. Ich gehe heute wohl noch auf Goyen hinauf, zum Hirzer. Hast mir

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/16>, abgerufen am 24.11.2024.