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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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vom Hause fern bleibe. Aber wenn ich zurückkäme, würde mich die Mutter selbst daran mahnen, weil sie mich haßt, und nur darauf sinnt, wie sie mich plagen und trotzen mag. Sie wird mir auch mein Erbe entziehen im Testament, selbiges weiß ich gewiß, und frage nicht viel darnach. Ich werd' auch ohne das nicht verkommen, und gönn' es wohl meiner Schwester. Aber geschieden sind wir, und da kann Keiner was dazu thun. Ich hab' mich beim Steirer verdungen, drüben in Gratsch, als Großknecht, und heuer mach' ich den Saltner und hab' mein Auskommen, ohne einen Kreuzer von Haus. Aber die Mutter könnte mir sieben Boten schicken und mich mit vier Rossen zurückholen wollen, ich ginge nicht. Es hat Alles einmal ein End'.

Der kleine Priester sah nachdenklich vor sich hin und schien der Meinung, daß es gerathener sei, die Dinge gehen zu lassen, anstatt noch weiter mit geistlicher Mahnung einzugreifen. Er betrachtete jetzt mit kundigen Augen die Reben oben über der Mauer und sagte:

Der Steirer hat wohlgethan, statt der Bratreben, die sonst hier standen, die Hertlinger anzupflanzen. Sie sind noch jung, aber im nächsten Jahr werden sie schon das Doppelte tragen.

Die stehen nur hier am Rande, erwiderte der Bursch. Droben ist meist rother Farnatsch und Einiges von Geisaugen dazwischen. Was er drüben hat, unterhalb Dorf Tirol, sind rothe Ferseilen, aber er wird sie heuer

vom Hause fern bleibe. Aber wenn ich zurückkäme, würde mich die Mutter selbst daran mahnen, weil sie mich haßt, und nur darauf sinnt, wie sie mich plagen und trotzen mag. Sie wird mir auch mein Erbe entziehen im Testament, selbiges weiß ich gewiß, und frage nicht viel darnach. Ich werd' auch ohne das nicht verkommen, und gönn' es wohl meiner Schwester. Aber geschieden sind wir, und da kann Keiner was dazu thun. Ich hab' mich beim Steirer verdungen, drüben in Gratsch, als Großknecht, und heuer mach' ich den Saltner und hab' mein Auskommen, ohne einen Kreuzer von Haus. Aber die Mutter könnte mir sieben Boten schicken und mich mit vier Rossen zurückholen wollen, ich ginge nicht. Es hat Alles einmal ein End'.

Der kleine Priester sah nachdenklich vor sich hin und schien der Meinung, daß es gerathener sei, die Dinge gehen zu lassen, anstatt noch weiter mit geistlicher Mahnung einzugreifen. Er betrachtete jetzt mit kundigen Augen die Reben oben über der Mauer und sagte:

Der Steirer hat wohlgethan, statt der Bratreben, die sonst hier standen, die Hertlinger anzupflanzen. Sie sind noch jung, aber im nächsten Jahr werden sie schon das Doppelte tragen.

Die stehen nur hier am Rande, erwiderte der Bursch. Droben ist meist rother Farnatsch und Einiges von Geisaugen dazwischen. Was er drüben hat, unterhalb Dorf Tirol, sind rothe Ferseilen, aber er wird sie heuer

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[0014] vom Hause fern bleibe. Aber wenn ich zurückkäme, würde mich die Mutter selbst daran mahnen, weil sie mich haßt, und nur darauf sinnt, wie sie mich plagen und trotzen mag. Sie wird mir auch mein Erbe entziehen im Testament, selbiges weiß ich gewiß, und frage nicht viel darnach. Ich werd' auch ohne das nicht verkommen, und gönn' es wohl meiner Schwester. Aber geschieden sind wir, und da kann Keiner was dazu thun. Ich hab' mich beim Steirer verdungen, drüben in Gratsch, als Großknecht, und heuer mach' ich den Saltner und hab' mein Auskommen, ohne einen Kreuzer von Haus. Aber die Mutter könnte mir sieben Boten schicken und mich mit vier Rossen zurückholen wollen, ich ginge nicht. Es hat Alles einmal ein End'. Der kleine Priester sah nachdenklich vor sich hin und schien der Meinung, daß es gerathener sei, die Dinge gehen zu lassen, anstatt noch weiter mit geistlicher Mahnung einzugreifen. Er betrachtete jetzt mit kundigen Augen die Reben oben über der Mauer und sagte: Der Steirer hat wohlgethan, statt der Bratreben, die sonst hier standen, die Hertlinger anzupflanzen. Sie sind noch jung, aber im nächsten Jahr werden sie schon das Doppelte tragen. Die stehen nur hier am Rande, erwiderte der Bursch. Droben ist meist rother Farnatsch und Einiges von Geisaugen dazwischen. Was er drüben hat, unterhalb Dorf Tirol, sind rothe Ferseilen, aber er wird sie heuer

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/14>, abgerufen am 24.11.2024.