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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Weib anerkannt hätt', und ich hatte Mühe, sie wieder zu versöhnen. Also blieben wir, und der Sommer verging, und wir hatten über Nichts zu klagen. Denn daß die Bäuerin ein Auge auf mich geworfen hatte, wie ich nach und nach merkte, und mich zum Oberknecht machte, um mich hernach wohl auch noch weiter zu befördern, konnte ich mir ja ruhig gefallen lassen und zur rechten Zeit noch immer Nein sagen. Aber auf einmal wurde es mit der Moidi so traurig, daß ich Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Es war vor etwa einer Woche, da mähte ich auf der obersten Wiese und sehe plötzlich mein Weib heraufkommen, mit einem ganz verwilderten Gesicht. Und wie sie droben ist, fällt sie vor mir nieder und beschwört mich mit aufgehobenen Händen, ich sollt' sie umbringen aus Gnad' und Barmherzigkeit, sie könne nicht leben mit der Sünde auf dem Gewissen, sie trage ein Kind unterm Herzen, und diese Nacht sei ihre Mutter ihr im Traun erschienen und habe ihr zugeraunt: der Andree ist doch mein Sohn, und dein und sein Kind wird verflucht sein in alle Ewigkeit.

Sie können sich nun denken, Hochwürden, wie ich erschrocken bin; denn da sie steif und fest dabei blieb, ist mir's selber zuletzt ganz angst und bange worden, weil ich keine rechten und klaren Beweise hatte, es sei Alles doch so, wie wir's bisher geglaubt, und der Traum nur eine Einbildung gewesen. Herr Gott, dacht' ich, wenn's dennoch wahr wäre! und es

Weib anerkannt hätt', und ich hatte Mühe, sie wieder zu versöhnen. Also blieben wir, und der Sommer verging, und wir hatten über Nichts zu klagen. Denn daß die Bäuerin ein Auge auf mich geworfen hatte, wie ich nach und nach merkte, und mich zum Oberknecht machte, um mich hernach wohl auch noch weiter zu befördern, konnte ich mir ja ruhig gefallen lassen und zur rechten Zeit noch immer Nein sagen. Aber auf einmal wurde es mit der Moidi so traurig, daß ich Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Es war vor etwa einer Woche, da mähte ich auf der obersten Wiese und sehe plötzlich mein Weib heraufkommen, mit einem ganz verwilderten Gesicht. Und wie sie droben ist, fällt sie vor mir nieder und beschwört mich mit aufgehobenen Händen, ich sollt' sie umbringen aus Gnad' und Barmherzigkeit, sie könne nicht leben mit der Sünde auf dem Gewissen, sie trage ein Kind unterm Herzen, und diese Nacht sei ihre Mutter ihr im Traun erschienen und habe ihr zugeraunt: der Andree ist doch mein Sohn, und dein und sein Kind wird verflucht sein in alle Ewigkeit.

Sie können sich nun denken, Hochwürden, wie ich erschrocken bin; denn da sie steif und fest dabei blieb, ist mir's selber zuletzt ganz angst und bange worden, weil ich keine rechten und klaren Beweise hatte, es sei Alles doch so, wie wir's bisher geglaubt, und der Traum nur eine Einbildung gewesen. Herr Gott, dacht' ich, wenn's dennoch wahr wäre! und es

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[0117] Weib anerkannt hätt', und ich hatte Mühe, sie wieder zu versöhnen. Also blieben wir, und der Sommer verging, und wir hatten über Nichts zu klagen. Denn daß die Bäuerin ein Auge auf mich geworfen hatte, wie ich nach und nach merkte, und mich zum Oberknecht machte, um mich hernach wohl auch noch weiter zu befördern, konnte ich mir ja ruhig gefallen lassen und zur rechten Zeit noch immer Nein sagen. Aber auf einmal wurde es mit der Moidi so traurig, daß ich Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Es war vor etwa einer Woche, da mähte ich auf der obersten Wiese und sehe plötzlich mein Weib heraufkommen, mit einem ganz verwilderten Gesicht. Und wie sie droben ist, fällt sie vor mir nieder und beschwört mich mit aufgehobenen Händen, ich sollt' sie umbringen aus Gnad' und Barmherzigkeit, sie könne nicht leben mit der Sünde auf dem Gewissen, sie trage ein Kind unterm Herzen, und diese Nacht sei ihre Mutter ihr im Traun erschienen und habe ihr zugeraunt: der Andree ist doch mein Sohn, und dein und sein Kind wird verflucht sein in alle Ewigkeit. Sie können sich nun denken, Hochwürden, wie ich erschrocken bin; denn da sie steif und fest dabei blieb, ist mir's selber zuletzt ganz angst und bange worden, weil ich keine rechten und klaren Beweise hatte, es sei Alles doch so, wie wir's bisher geglaubt, und der Traum nur eine Einbildung gewesen. Herr Gott, dacht' ich, wenn's dennoch wahr wäre! und es

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/117>, abgerufen am 22.11.2024.