den Scheffel stellen? -- Und wenn ich's treiben müßte wie ein gemeiner Spielmann und Affen und Hunde abrichten, um mich nach Paris durchzuschlagen -- ich will dem alten Geizkragen zeigen, daß Adam de la Halle kein Weiberknecht ist, sondern seine eignen Straßen zu wandern weiß.
Und diese eignen Straßen führten ihn diesmal geradeswegs in die drei Lilien, die erste Schenke der guten alten Stadt Arras. Wenig Leute waren um die Stunde in der Schenkstube. Adam setzte sich stumm in einen Winkel und sah nicht auf, bis der Wirth, der ihm Wein brachte, ihn ehrerbietig begrüßte. Ihr kommt wie gerufen, Meister Adam, sagte der Lilienwirth. Da ist einer von meinen Gästen, seht Ihr, der da drüben am Ofen sitzt und nach Euch herüberschielt. Der hat vor einer Woche die Bande Schauspieler in die Stadt geführt, die auf Ostern das große Passionsspiel im Münster darstellen sollen; die Herren Geistlichen haben sie kommen lassen. Und nun sind noch an die vierzehn Tage bis dahin, und die Leute lungern müßig herum und zehren ihren Lohn im voraus auf, und der Herr Anführer der Bande hat bei mir sein Quartier und zecht immer auf die Kreide los. Herr, sagt' ich ihm kurz bevor Ihr kamt, wenn Ihr inzwischen einen Haufen Geld zu¬ sammenbrächtet mit Eurer Kunst, das thäte Euch und mir noth und gut. Ja, sagt' er, wer nur ein sau¬
den Scheffel ſtellen? — Und wenn ich's treiben müßte wie ein gemeiner Spielmann und Affen und Hunde abrichten, um mich nach Paris durchzuſchlagen — ich will dem alten Geizkragen zeigen, daß Adam de la Halle kein Weiberknecht iſt, ſondern ſeine eignen Straßen zu wandern weiß.
Und dieſe eignen Straßen führten ihn diesmal geradeswegs in die drei Lilien, die erſte Schenke der guten alten Stadt Arras. Wenig Leute waren um die Stunde in der Schenkſtube. Adam ſetzte ſich ſtumm in einen Winkel und ſah nicht auf, bis der Wirth, der ihm Wein brachte, ihn ehrerbietig begrüßte. Ihr kommt wie gerufen, Meiſter Adam, ſagte der Lilienwirth. Da iſt einer von meinen Gäſten, ſeht Ihr, der da drüben am Ofen ſitzt und nach Euch herüberſchielt. Der hat vor einer Woche die Bande Schauſpieler in die Stadt geführt, die auf Oſtern das große Paſſionsſpiel im Münſter darſtellen ſollen; die Herren Geiſtlichen haben ſie kommen laſſen. Und nun ſind noch an die vierzehn Tage bis dahin, und die Leute lungern müßig herum und zehren ihren Lohn im voraus auf, und der Herr Anführer der Bande hat bei mir ſein Quartier und zecht immer auf die Kreide los. Herr, ſagt' ich ihm kurz bevor Ihr kamt, wenn Ihr inzwiſchen einen Haufen Geld zu¬ ſammenbrächtet mit Eurer Kunſt, das thäte Euch und mir noth und gut. Ja, ſagt' er, wer nur ein ſau¬
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den Scheffel ſtellen? — Und wenn ich's treiben müßte
wie ein gemeiner Spielmann und Affen und Hunde
abrichten, um mich nach Paris durchzuſchlagen — ich
will dem alten Geizkragen zeigen, daß Adam de la
Halle kein Weiberknecht iſt, ſondern ſeine eignen
Straßen zu wandern weiß.
Und dieſe eignen Straßen führten ihn diesmal
geradeswegs in die drei Lilien, die erſte Schenke der
guten alten Stadt Arras. Wenig Leute waren um
die Stunde in der Schenkſtube. Adam ſetzte ſich
ſtumm in einen Winkel und ſah nicht auf, bis der
Wirth, der ihm Wein brachte, ihn ehrerbietig begrüßte.
Ihr kommt wie gerufen, Meiſter Adam, ſagte der
Lilienwirth. Da iſt einer von meinen Gäſten, ſeht
Ihr, der da drüben am Ofen ſitzt und nach Euch
herüberſchielt. Der hat vor einer Woche die Bande
Schauſpieler in die Stadt geführt, die auf Oſtern
das große Paſſionsſpiel im Münſter darſtellen ſollen;
die Herren Geiſtlichen haben ſie kommen laſſen. Und
nun ſind noch an die vierzehn Tage bis dahin, und
die Leute lungern müßig herum und zehren ihren Lohn
im voraus auf, und der Herr Anführer der Bande
hat bei mir ſein Quartier und zecht immer auf die
Kreide los. Herr, ſagt' ich ihm kurz bevor Ihr
kamt, wenn Ihr inzwiſchen einen Haufen Geld zu¬
ſammenbrächtet mit Eurer Kunſt, das thäte Euch und
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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/89>, abgerufen am 25.07.2024.
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