Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.Sie kamen nicht wieder auf diese Dinge zu spre¬ Noch schwerer ward ihr das Herz, als der Pfar¬ Sie kamen nicht wieder auf dieſe Dinge zu ſpre¬ Noch ſchwerer ward ihr das Herz, als der Pfar¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0037" n="25"/> <p>Sie kamen nicht wieder auf dieſe Dinge zu ſpre¬<lb/> chen. Aber unerſchöpflich war er, ihr von der ſchö¬<lb/> nen Welt zu reden. Wenn er dann nicht kam, dachte<lb/> ſie ſeinen Worten nach und es beſchlich ſie faſt wie<lb/> Eiferſucht auf dieſe Welt, die ihn ihr raubte. Leiſe<lb/> wuchs dies feindliche Gefühl an und ward bald her¬<lb/> riſcher, als ihre Freude über ſein Glück. Vor Allem<lb/> haßte ſie die Sonne; denn ſie wußte, daß dieſe glän¬<lb/> zender ſei, als Alles und in ihrer unklaren Vorſtel¬<lb/> lung war <hi rendition="#g">glänzend</hi> und <hi rendition="#g">ſchön</hi> ein und daſſelbe.<lb/> Nichts verſtimmte ſie mehr, als wenn er Abends bei<lb/> ihr ſaß und über den Sonnenuntergang in einen<lb/> Rauſch von Entzücken gerieth. Mit ſolchen Worten<lb/> hatte er nie von <hi rendition="#g">ihr</hi> geſprochen; und warum vergaß<lb/> er ſie ſo völlig über dieſem Schauſpiel, daß er es<lb/> nicht ſah, wenn ihr der ſeltſame eiferſüchtige Kum¬<lb/> mer Thränen in die Augen preßte?</p><lb/> <p>Noch ſchwerer ward ihr das Herz, als der Pfar¬<lb/> rer, ſobald es der Arzt geſtattete, ſeinen Sohn zu<lb/> unterrichten anfing. Vor der Heilung hatte Clemens<lb/> den größten Theil des Tages mit Muſikübungen ver¬<lb/> bracht. Religionsunterricht, Geſchichte, Mathematik<lb/> und ein wenig Latein war Alles, was früher nöthig<lb/> und möglich ſchien, und man ließ Marlene an den<lb/> Stunden Theil nehmen, die nicht viel über die all¬<lb/> gemeinſten Kenntniſſe hinausgingen. Jetzt, wo der<lb/> Knabe den entſchiedenſten Hang zu Naturwiſſenſchaften<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0037]
Sie kamen nicht wieder auf dieſe Dinge zu ſpre¬
chen. Aber unerſchöpflich war er, ihr von der ſchö¬
nen Welt zu reden. Wenn er dann nicht kam, dachte
ſie ſeinen Worten nach und es beſchlich ſie faſt wie
Eiferſucht auf dieſe Welt, die ihn ihr raubte. Leiſe
wuchs dies feindliche Gefühl an und ward bald her¬
riſcher, als ihre Freude über ſein Glück. Vor Allem
haßte ſie die Sonne; denn ſie wußte, daß dieſe glän¬
zender ſei, als Alles und in ihrer unklaren Vorſtel¬
lung war glänzend und ſchön ein und daſſelbe.
Nichts verſtimmte ſie mehr, als wenn er Abends bei
ihr ſaß und über den Sonnenuntergang in einen
Rauſch von Entzücken gerieth. Mit ſolchen Worten
hatte er nie von ihr geſprochen; und warum vergaß
er ſie ſo völlig über dieſem Schauſpiel, daß er es
nicht ſah, wenn ihr der ſeltſame eiferſüchtige Kum¬
mer Thränen in die Augen preßte?
Noch ſchwerer ward ihr das Herz, als der Pfar¬
rer, ſobald es der Arzt geſtattete, ſeinen Sohn zu
unterrichten anfing. Vor der Heilung hatte Clemens
den größten Theil des Tages mit Muſikübungen ver¬
bracht. Religionsunterricht, Geſchichte, Mathematik
und ein wenig Latein war Alles, was früher nöthig
und möglich ſchien, und man ließ Marlene an den
Stunden Theil nehmen, die nicht viel über die all¬
gemeinſten Kenntniſſe hinausgingen. Jetzt, wo der
Knabe den entſchiedenſten Hang zu Naturwiſſenſchaften
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