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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.

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geschluchzt und den Mann geküßt, daß dem angst und
weh wurde und er versprach, er wolle in Ostia nach
ihr sehn. Und jetzt? Warum kommt ihr die Tücke,
daß sie davon laufen will, die Katze, sobald ich den
Rücken wende, und hier die halbe Straße gegen mich
zusammenschreit, wie ich meiner Schuldigkeit nach¬
kommen und sie wieder in Sicherheit bringen will?
Sag mir das Einer, wenn er kann! Nein! zurück
mit der Hexe, und Maul gehalten, und Accidenti
über Jeden, der mir in den Weg tritt!

Ich kann nicht, ich will nicht zurück, hörte man
die Stimme des Mädchens. Dieser Mann ist falsch.
Er muthete mir das Aergste zu, er bricht seinen Ver¬
trag; rettet mich!

Wer will ihr glauben, der verruchten Lügnerin,
dem Abschaum, die nur sinnt sich loszumachen und
mich zu verschwärzen? Zurück die Hand, sag' ich,
und hinunter mit der Metze!

Halt! donnerte eine Stimme überlaut dazwischen.
Die Streitenden wandten sich stutzend um und sahen
Theodor durch den Haufen brechen und die Hand auf
des Mädchens Arm legen. Sie ist mein, rief er,
und geht mit mir!

Eine Stille trat ein; Caterina hatte aufgeblickt
und den jungen Mann erkannt. Unschlüssig zwischen
Freude und heftigen Zweifeln stand sie und senkte
die Augen.

geſchluchzt und den Mann geküßt, daß dem angſt und
weh wurde und er verſprach, er wolle in Oſtia nach
ihr ſehn. Und jetzt? Warum kommt ihr die Tücke,
daß ſie davon laufen will, die Katze, ſobald ich den
Rücken wende, und hier die halbe Straße gegen mich
zuſammenſchreit, wie ich meiner Schuldigkeit nach¬
kommen und ſie wieder in Sicherheit bringen will?
Sag mir das Einer, wenn er kann! Nein! zurück
mit der Hexe, und Maul gehalten, und Accidenti
über Jeden, der mir in den Weg tritt!

Ich kann nicht, ich will nicht zurück, hörte man
die Stimme des Mädchens. Dieſer Mann iſt falſch.
Er muthete mir das Aergſte zu, er bricht ſeinen Ver¬
trag; rettet mich!

Wer will ihr glauben, der verruchten Lügnerin,
dem Abſchaum, die nur ſinnt ſich loszumachen und
mich zu verſchwärzen? Zurück die Hand, ſag' ich,
und hinunter mit der Metze!

Halt! donnerte eine Stimme überlaut dazwiſchen.
Die Streitenden wandten ſich ſtutzend um und ſahen
Theodor durch den Haufen brechen und die Hand auf
des Mädchens Arm legen. Sie iſt mein, rief er,
und geht mit mir!

Eine Stille trat ein; Caterina hatte aufgeblickt
und den jungen Mann erkannt. Unſchlüſſig zwiſchen
Freude und heftigen Zweifeln ſtand ſie und ſenkte
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[210/0222] geſchluchzt und den Mann geküßt, daß dem angſt und weh wurde und er verſprach, er wolle in Oſtia nach ihr ſehn. Und jetzt? Warum kommt ihr die Tücke, daß ſie davon laufen will, die Katze, ſobald ich den Rücken wende, und hier die halbe Straße gegen mich zuſammenſchreit, wie ich meiner Schuldigkeit nach¬ kommen und ſie wieder in Sicherheit bringen will? Sag mir das Einer, wenn er kann! Nein! zurück mit der Hexe, und Maul gehalten, und Accidenti über Jeden, der mir in den Weg tritt! Ich kann nicht, ich will nicht zurück, hörte man die Stimme des Mädchens. Dieſer Mann iſt falſch. Er muthete mir das Aergſte zu, er bricht ſeinen Ver¬ trag; rettet mich! Wer will ihr glauben, der verruchten Lügnerin, dem Abſchaum, die nur ſinnt ſich loszumachen und mich zu verſchwärzen? Zurück die Hand, ſag' ich, und hinunter mit der Metze! Halt! donnerte eine Stimme überlaut dazwiſchen. Die Streitenden wandten ſich ſtutzend um und ſahen Theodor durch den Haufen brechen und die Hand auf des Mädchens Arm legen. Sie iſt mein, rief er, und geht mit mir! Eine Stille trat ein; Caterina hatte aufgeblickt und den jungen Mann erkannt. Unſchlüſſig zwiſchen Freude und heftigen Zweifeln ſtand ſie und ſenkte die Augen.

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/222>, abgerufen am 24.11.2024.