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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.

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Caterina, sagte der Mann langsam, ohne aufzu¬
blicken, es ist aus. Du siehst mich von heute an
nicht wieder. Frage mich nicht, warum? und mach
dir keine Sorgen, daß du mich erzürnt hättest. Ich
hab' es nur mit jener Teufelin, die eben davonge¬
gangen. Du bist gut und es soll dir wohl gehn,
auch wenn du mich nicht siehst. Ein Anderer wird
kommen und an dein Haus klopfen, derselbe, der
heut beim Schauspiel neben dir gesessen hat. Oeffne
ihm und begegne ihm, als wenn ich's wäre und habe
ihn lieb und -- sei ihm treu. Du darfst ihm nicht
sagen, daß du mich kennst; du darfst ihm meinen
Namen nicht nennen. Aber halt dich nach wie vor
zu Haus, und solltest du ja ausgehn, so vermeide
den Theil der Stadt unten nach dem Tiber zu. Ver¬
sprich mir das Alles, Caterina.

Er harrte der Antwort. Statt ihrer brach ein
Schluchzen aus der Ecke vor, das ihm in die Seele
schnitt. Weine nicht! sagte er so ruhig er konnte;
du hörst, es ist nicht im Zorn, daß ich von dir
gehe, und du wirst glücklich sein, du wirst es besser
haben als bisher, du wirst den Andern lieber haben
als mich.

Nie! stöhnte es von den Lippen der Armen. Das
Weinen faßte sie gewaltsam. Aber der Eine Ton
sprach ein langes heftiges Bekenntniß grenzenloser
Neigung aus. Bianchi's düstre Miene lichtete sich

Caterina, ſagte der Mann langſam, ohne aufzu¬
blicken, es iſt aus. Du ſiehſt mich von heute an
nicht wieder. Frage mich nicht, warum? und mach
dir keine Sorgen, daß du mich erzürnt hätteſt. Ich
hab' es nur mit jener Teufelin, die eben davonge¬
gangen. Du biſt gut und es ſoll dir wohl gehn,
auch wenn du mich nicht ſiehſt. Ein Anderer wird
kommen und an dein Haus klopfen, derſelbe, der
heut beim Schauſpiel neben dir geſeſſen hat. Oeffne
ihm und begegne ihm, als wenn ich's wäre und habe
ihn lieb und — ſei ihm treu. Du darfſt ihm nicht
ſagen, daß du mich kennſt; du darfſt ihm meinen
Namen nicht nennen. Aber halt dich nach wie vor
zu Haus, und ſollteſt du ja ausgehn, ſo vermeide
den Theil der Stadt unten nach dem Tiber zu. Ver¬
ſprich mir das Alles, Caterina.

Er harrte der Antwort. Statt ihrer brach ein
Schluchzen aus der Ecke vor, das ihm in die Seele
ſchnitt. Weine nicht! ſagte er ſo ruhig er konnte;
du hörſt, es iſt nicht im Zorn, daß ich von dir
gehe, und du wirſt glücklich ſein, du wirſt es beſſer
haben als bisher, du wirſt den Andern lieber haben
als mich.

Nie! ſtöhnte es von den Lippen der Armen. Das
Weinen faßte ſie gewaltſam. Aber der Eine Ton
ſprach ein langes heftiges Bekenntniß grenzenloſer
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[196/0208] Caterina, ſagte der Mann langſam, ohne aufzu¬ blicken, es iſt aus. Du ſiehſt mich von heute an nicht wieder. Frage mich nicht, warum? und mach dir keine Sorgen, daß du mich erzürnt hätteſt. Ich hab' es nur mit jener Teufelin, die eben davonge¬ gangen. Du biſt gut und es ſoll dir wohl gehn, auch wenn du mich nicht ſiehſt. Ein Anderer wird kommen und an dein Haus klopfen, derſelbe, der heut beim Schauſpiel neben dir geſeſſen hat. Oeffne ihm und begegne ihm, als wenn ich's wäre und habe ihn lieb und — ſei ihm treu. Du darfſt ihm nicht ſagen, daß du mich kennſt; du darfſt ihm meinen Namen nicht nennen. Aber halt dich nach wie vor zu Haus, und ſollteſt du ja ausgehn, ſo vermeide den Theil der Stadt unten nach dem Tiber zu. Ver¬ ſprich mir das Alles, Caterina. Er harrte der Antwort. Statt ihrer brach ein Schluchzen aus der Ecke vor, das ihm in die Seele ſchnitt. Weine nicht! ſagte er ſo ruhig er konnte; du hörſt, es iſt nicht im Zorn, daß ich von dir gehe, und du wirſt glücklich ſein, du wirſt es beſſer haben als bisher, du wirſt den Andern lieber haben als mich. Nie! ſtöhnte es von den Lippen der Armen. Das Weinen faßte ſie gewaltſam. Aber der Eine Ton ſprach ein langes heftiges Bekenntniß grenzenloſer Neigung aus. Bianchi's düſtre Miene lichtete ſich

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/208>, abgerufen am 24.11.2024.