Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.verschlang und jedes Lächeln sich bis ins Herz drin¬ Sie ward es inne, daß er etwas zu bekämpfen Der eine der Fremden fragte nach dem Denkmal, Es wäre zu wünschen, sagte er, daß dieser Mann Er ist rauh und energisch, erwiederte Theodor, verſchlang und jedes Lächeln ſich bis ins Herz drin¬ Sie ward es inne, daß er etwas zu bekämpfen Der eine der Fremden fragte nach dem Denkmal, Es wäre zu wünſchen, ſagte er, daß dieſer Mann Er iſt rauh und energiſch, erwiederte Theodor, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="180"/> verſchlang und jedes Lächeln ſich bis ins Herz drin¬<lb/> gen fühlte. Er kämpfte eine Weile gegen dieſe Kühl¬<lb/> heit an, die ihm ſehr wehe that. Es war umſonſt.</p><lb/> <p>Sie ward es inne, daß er etwas zu bekämpfen<lb/> hatte. Aber die Gegenwart der Andern wehrte ihr,<lb/> mit vertraulicher Inbrunſt der Leidenſchaft das Herz<lb/> feſtzuhalten, das ſich ihr entzog.</p><lb/> <p>Der eine der Fremden fragte nach dem Denkmal,<lb/> das dem Verſtorbenen beſtimmt ſei. Theodor er¬<lb/> mannte ſich und erzählte, daß er eben heut auf den<lb/> Wunſch der Eltern die Arbeit einem Freunde über¬<lb/> tragen habe, von deſſen Weſen und Schickſalen er<lb/> kurz die Umriſſe hinwarf. Mariens Eltern wußten<lb/> mehr von ihm. Den Fremden aber ſchien das zer¬<lb/> ſtückte Bild nicht anzuſprechen.</p><lb/> <p>Es wäre zu wünſchen, ſagte er, daß dieſer Mann<lb/> einen Hauch von Edwards inniger Natur in ſich<lb/> ſelber ſpürte, daß er die zarte Geſtalt unſeres Theuern<lb/> und ſein kurzes geſegnetes Leben in ſich aufnehmen<lb/> könnte, wie etwas Geliebtes. Er ſcheint, wie Ihr<lb/> ihn ſchildert, ein heftiger ſtarrer Menſch, dem nichts<lb/> verſchloſſner ſein muß, als dieſe Art unſers Edward,<lb/> nur für die Seinen zu leben, den letzten Athemzug<lb/> zu einem Glückwunſch für ſeine Geliebten zu machen.</p><lb/> <p>Er iſt rauh und energiſch, erwiederte Theodor,<lb/> aber das Schöne rührt ihn und das Edelſte nimmt<lb/> er mit Scheu und Ehrfurcht auf. Ich ſah es, als<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0192]
verſchlang und jedes Lächeln ſich bis ins Herz drin¬
gen fühlte. Er kämpfte eine Weile gegen dieſe Kühl¬
heit an, die ihm ſehr wehe that. Es war umſonſt.
Sie ward es inne, daß er etwas zu bekämpfen
hatte. Aber die Gegenwart der Andern wehrte ihr,
mit vertraulicher Inbrunſt der Leidenſchaft das Herz
feſtzuhalten, das ſich ihr entzog.
Der eine der Fremden fragte nach dem Denkmal,
das dem Verſtorbenen beſtimmt ſei. Theodor er¬
mannte ſich und erzählte, daß er eben heut auf den
Wunſch der Eltern die Arbeit einem Freunde über¬
tragen habe, von deſſen Weſen und Schickſalen er
kurz die Umriſſe hinwarf. Mariens Eltern wußten
mehr von ihm. Den Fremden aber ſchien das zer¬
ſtückte Bild nicht anzuſprechen.
Es wäre zu wünſchen, ſagte er, daß dieſer Mann
einen Hauch von Edwards inniger Natur in ſich
ſelber ſpürte, daß er die zarte Geſtalt unſeres Theuern
und ſein kurzes geſegnetes Leben in ſich aufnehmen
könnte, wie etwas Geliebtes. Er ſcheint, wie Ihr
ihn ſchildert, ein heftiger ſtarrer Menſch, dem nichts
verſchloſſner ſein muß, als dieſe Art unſers Edward,
nur für die Seinen zu leben, den letzten Athemzug
zu einem Glückwunſch für ſeine Geliebten zu machen.
Er iſt rauh und energiſch, erwiederte Theodor,
aber das Schöne rührt ihn und das Edelſte nimmt
er mit Scheu und Ehrfurcht auf. Ich ſah es, als
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