Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.Alte hastig ein, eine Jungfer ist's, sag' ich Euch, und Nun, nun! wenn ich's glaube, glaub' ich's ihrem Theodor sagte einige Worte, daß ihm ein Ge¬ Theodor bedürfte der Erinnerung nicht. Er lehnte Alte haſtig ein, eine Jungfer iſt's, ſag' ich Euch, und Nun, nun! wenn ich's glaube, glaub' ich's ihrem Theodor ſagte einige Worte, daß ihm ein Ge¬ Theodor bedürfte der Erinnerung nicht. Er lehnte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0187" n="175"/> Alte haſtig ein, eine Jungfer iſt's, ſag' ich Euch, und<lb/> ſie nickte bekräftigend, ja, ja, ein Ding ſo unſchuldig<lb/> wie Chriſti Blut. Hätt' ich mich ſonſt ihrer ange¬<lb/> nommen?</p><lb/> <p>Nun, nun! wenn ich's glaube, glaub' ich's ihrem<lb/> Geſicht und nicht Eurem, Mutter. Kann ſie tanzen?<lb/> Der Herr hier iſt ein Fremder, und ich gönnt' es<lb/> ihm, daß er einen braven Saltarello kennen lernte.</p><lb/> <p>Theodor ſagte einige Worte, daß ihm ein Ge¬<lb/> fallen geſchehen würde. Die Alte winkte der Wirthin;<lb/> Caterina ſtand ſtillſchweigend aus. Bald waren die<lb/> nächſten Tiſche zurückgeſchoben, daß ein geringer Raum<lb/> frei wurde, und Lalla brachte das Tamburin. Wäh¬<lb/> rend die Alte ſich in einem Winkel damit zurechtſetzte,<lb/> die übrigen Gäſte der Schenke einer nach dem an¬<lb/> dern herankamen und der Burſch, der die Gäſte be¬<lb/> dient hatte, ſich zum Tanz anſchickte, flüſterte Bianchi<lb/> dem Freund ins Ohr: Seht dieſe Geſtalt und die<lb/> Feinheit der Hände und Füße, und wie ſie ſteht, ein<lb/> vollkommnes Gewächs, wie ich keines ſah, tadellos<lb/> bis zu den allerliebſten Ohren, und weiß noch nicht<lb/> viel von ſich. Daß ich's dem Checo laſſen muß, mit<lb/> ihr zu tanzen! ich verſtand es ſonſt wohl leidlich. Aber<lb/> nun beſchwör' ich Euch, thut Alles auf, was Auge<lb/> an Euch iſt. Ein Wunder will ſich begeben.</p><lb/> <p>Theodor bedürfte der Erinnerung nicht. Er lehnte<lb/> gegen einen Tiſch und verwandte keinen Blick von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [175/0187]
Alte haſtig ein, eine Jungfer iſt's, ſag' ich Euch, und
ſie nickte bekräftigend, ja, ja, ein Ding ſo unſchuldig
wie Chriſti Blut. Hätt' ich mich ſonſt ihrer ange¬
nommen?
Nun, nun! wenn ich's glaube, glaub' ich's ihrem
Geſicht und nicht Eurem, Mutter. Kann ſie tanzen?
Der Herr hier iſt ein Fremder, und ich gönnt' es
ihm, daß er einen braven Saltarello kennen lernte.
Theodor ſagte einige Worte, daß ihm ein Ge¬
fallen geſchehen würde. Die Alte winkte der Wirthin;
Caterina ſtand ſtillſchweigend aus. Bald waren die
nächſten Tiſche zurückgeſchoben, daß ein geringer Raum
frei wurde, und Lalla brachte das Tamburin. Wäh¬
rend die Alte ſich in einem Winkel damit zurechtſetzte,
die übrigen Gäſte der Schenke einer nach dem an¬
dern herankamen und der Burſch, der die Gäſte be¬
dient hatte, ſich zum Tanz anſchickte, flüſterte Bianchi
dem Freund ins Ohr: Seht dieſe Geſtalt und die
Feinheit der Hände und Füße, und wie ſie ſteht, ein
vollkommnes Gewächs, wie ich keines ſah, tadellos
bis zu den allerliebſten Ohren, und weiß noch nicht
viel von ſich. Daß ich's dem Checo laſſen muß, mit
ihr zu tanzen! ich verſtand es ſonſt wohl leidlich. Aber
nun beſchwör' ich Euch, thut Alles auf, was Auge
an Euch iſt. Ein Wunder will ſich begeben.
Theodor bedürfte der Erinnerung nicht. Er lehnte
gegen einen Tiſch und verwandte keinen Blick von
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