Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.Der Kranke warf einen ruhigen Blick auf die Wenn Euch aber Gelegenheit würde, Euch mit Der Kranke richtete sich ungestüm auf. Wißt Ihr Der Kranke warf einen ruhigen Blick auf die Wenn Euch aber Gelegenheit würde, Euch mit Der Kranke richtete ſich ungeſtüm auf. Wißt Ihr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0169" n="157"/> <p>Der Kranke warf einen ruhigen Blick auf die<lb/> nackten vier Wände und ſagte: An ſo viel Luxus als<lb/> Ihr da ſeht, bin ich gewöhnt. Ich habe freilich ſchon<lb/> einmal dran gedacht, draußen auf dem Platz ein<lb/> großes Stück anzufangen, am Brunnen Mittags<lb/> meine Artiſchocken zu eſſen und Nachts zu Füßen<lb/> meines Werks zu ſchlafen. Aber man iſt weichlich<lb/> und ſcheut das Wetter, und feige und ſcheut das<lb/> Gerede. Ueberdies kann ich den Wein nicht entbeh¬<lb/> ren, noch die Weiber.</p><lb/> <p>Wenn Euch aber Gelegenheit würde, Euch mit<lb/> aller Sorgloſigkeit an einen Marmor zu machen —</p><lb/> <p>Der Kranke richtete ſich ungeſtüm auf. Wißt Ihr<lb/> was Ihr anrichtet mit Eurer leichtſinnigen Frage? rief<lb/> er und ſeine Augen funkelten. Da ſeht in die Ecke!<lb/> Dahin hab' ich Alles über einander geworfen, was<lb/> mir zuweilen mit ſolchen Fragen kam. Der Staub<lb/> begräbt dieſe vorlauten Schreier nach und nach, und<lb/> meine Augen wiſſen ſchon, daß ich's ihnen nicht ver¬<lb/> geben kann, wenn ſie da herumgehn. Und ich war<lb/> Narr genug und laß mich wieder gelüſten, da es hieß,<lb/> man ſolle Entwürfe einliefern zum Monument des<lb/> verſtorbenen Papſtes. Ein paar Wochen ſeh' ich und<lb/> ſinn' ich nichts anders und bracht' es zu Stande mit<lb/> allem Feuer und war ſelbſt zufrieden mit meiner Sache.<lb/> Ich Narr, mir was einzubilden! Das war geſtern.<lb/> Ich ſchlag' es in ein Tuch und trag' es ſelbſt den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0169]
Der Kranke warf einen ruhigen Blick auf die
nackten vier Wände und ſagte: An ſo viel Luxus als
Ihr da ſeht, bin ich gewöhnt. Ich habe freilich ſchon
einmal dran gedacht, draußen auf dem Platz ein
großes Stück anzufangen, am Brunnen Mittags
meine Artiſchocken zu eſſen und Nachts zu Füßen
meines Werks zu ſchlafen. Aber man iſt weichlich
und ſcheut das Wetter, und feige und ſcheut das
Gerede. Ueberdies kann ich den Wein nicht entbeh¬
ren, noch die Weiber.
Wenn Euch aber Gelegenheit würde, Euch mit
aller Sorgloſigkeit an einen Marmor zu machen —
Der Kranke richtete ſich ungeſtüm auf. Wißt Ihr
was Ihr anrichtet mit Eurer leichtſinnigen Frage? rief
er und ſeine Augen funkelten. Da ſeht in die Ecke!
Dahin hab' ich Alles über einander geworfen, was
mir zuweilen mit ſolchen Fragen kam. Der Staub
begräbt dieſe vorlauten Schreier nach und nach, und
meine Augen wiſſen ſchon, daß ich's ihnen nicht ver¬
geben kann, wenn ſie da herumgehn. Und ich war
Narr genug und laß mich wieder gelüſten, da es hieß,
man ſolle Entwürfe einliefern zum Monument des
verſtorbenen Papſtes. Ein paar Wochen ſeh' ich und
ſinn' ich nichts anders und bracht' es zu Stande mit
allem Feuer und war ſelbſt zufrieden mit meiner Sache.
Ich Narr, mir was einzubilden! Das war geſtern.
Ich ſchlag' es in ein Tuch und trag' es ſelbſt den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |