Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.gleich bei der Hand, daß es gefährlicher aussieht, Ich will kommen und dir Kräuter auflegen, Com¬ Bemüht Euch nicht, Commare. Ist schon alles Addio! sagte Laurella und wandte sich nach dem Gute Nacht! rief ihr der Bursch nach, ohne sie Es war Keiner außer ihm in den zwei Kammern, Und der Tag schien heute still zu stehn. Er sehnte gleich bei der Hand, daß es gefährlicher ausſieht, Ich will kommen und dir Kräuter auflegen, Com¬ Bemüht Euch nicht, Commare. Iſt ſchon alles Addio! ſagte Laurella und wandte ſich nach dem Gute Nacht! rief ihr der Burſch nach, ohne ſie Es war Keiner außer ihm in den zwei Kammern, Und der Tag ſchien heute ſtill zu ſtehn. Er ſehnte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="116"/> gleich bei der Hand, daß es gefährlicher ausſieht,<lb/> als es iſt.</p><lb/> <p>Ich will kommen und dir Kräuter auflegen, Com¬<lb/> parello. Wart', ich komme ſchon!</p><lb/> <p>Bemüht Euch nicht, Commare. Iſt ſchon alles<lb/> geſchehn und morgen wird's vorbei ſein und vergeſſen.<lb/> Ich habe eine geſunde Haut, die gleich wieder über<lb/> jede Wunde zuwächſt.</p><lb/> <p>Addio! ſagte Laurella und wandte ſich nach dem<lb/> Pfad, der hinaufführt.</p><lb/> <p>Gute Nacht! rief ihr der Burſch nach, ohne ſie<lb/> anzuſehn. Dann trug er das Geräth aus dem Schiff<lb/> und die Körbe dazu, und ſtieg die kleine Steintreppe<lb/> zu ſeiner Hütte hinauf.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Es war Keiner außer ihm in den zwei Kammern,<lb/> durch die er nun hin und her ging. Zu den offenen<lb/> Fenſterchen, die nur mit hölzernen Läden verſchloſſen<lb/> werden, ſtrich die Luft etwas erfriſchender herein, als<lb/> über das ruhige Meer, und in der Einſamkeit war<lb/> ihm wohl. Er ſtand auch lange vor dem kleinen Bilde<lb/> der Mutter Gottes und ſah die aus Silberpapier<lb/> daraufgeklebte Sternenglorie andächtig an. Doch zu<lb/> beten fiel ihm nicht ein. Um was hätte er bitten<lb/> ſollen, da er nichts mehr hoffte.</p><lb/> <p>Und der Tag ſchien heute ſtill zu ſtehn. Er ſehnte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0128]
gleich bei der Hand, daß es gefährlicher ausſieht,
als es iſt.
Ich will kommen und dir Kräuter auflegen, Com¬
parello. Wart', ich komme ſchon!
Bemüht Euch nicht, Commare. Iſt ſchon alles
geſchehn und morgen wird's vorbei ſein und vergeſſen.
Ich habe eine geſunde Haut, die gleich wieder über
jede Wunde zuwächſt.
Addio! ſagte Laurella und wandte ſich nach dem
Pfad, der hinaufführt.
Gute Nacht! rief ihr der Burſch nach, ohne ſie
anzuſehn. Dann trug er das Geräth aus dem Schiff
und die Körbe dazu, und ſtieg die kleine Steintreppe
zu ſeiner Hütte hinauf.
Es war Keiner außer ihm in den zwei Kammern,
durch die er nun hin und her ging. Zu den offenen
Fenſterchen, die nur mit hölzernen Läden verſchloſſen
werden, ſtrich die Luft etwas erfriſchender herein, als
über das ruhige Meer, und in der Einſamkeit war
ihm wohl. Er ſtand auch lange vor dem kleinen Bilde
der Mutter Gottes und ſah die aus Silberpapier
daraufgeklebte Sternenglorie andächtig an. Doch zu
beten fiel ihm nicht ein. Um was hätte er bitten
ſollen, da er nichts mehr hoffte.
Und der Tag ſchien heute ſtill zu ſtehn. Er ſehnte
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