Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.der Hand stärker sein als der Herrgott? -- Zudem Sie schwieg. Und warum hast du ihn ausgeschlagen? Es soll Wir sind arme Leute, sagte sie heftig, und Was du auch redest! Ich sage dir ja, daß es Ich will gar keinen Mann, niemals! sagte sie Hast du ein Gelübde gethan, oder willst in ein Sie schüttelte den Kopf. Die Leute haben Recht, die dir deinen Eigensinn der Hand ſtärker ſein als der Herrgott? — Zudem Sie ſchwieg. Und warum haſt du ihn ausgeſchlagen? Es ſoll Wir ſind arme Leute, ſagte ſie heftig, und Was du auch redeſt! Ich ſage dir ja, daß es Ich will gar keinen Mann, niemals! ſagte ſie Haſt du ein Gelübde gethan, oder willſt in ein Sie ſchüttelte den Kopf. Die Leute haben Recht, die dir deinen Eigenſinn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110" n="98"/> der Hand ſtärker ſein als der Herrgott? — Zudem<lb/> konnteſt du ja ſehen, daß er dir wohl wollte. Hätte<lb/> er dich ſonſt heirathen wollen?</p><lb/> <p>Sie ſchwieg.</p><lb/> <p>Und warum haſt du ihn ausgeſchlagen? Es ſoll<lb/> ein braver Mann geweſen ſein und ganz ſtattlich und<lb/> hätte dich und deine Mutter beſſer ernähren können,<lb/> als du es nun kannſt mit dem bischen Spinnen und<lb/> Seidewickeln.</p><lb/> <p>Wir ſind arme Leute, ſagte ſie heftig, und<lb/> meine Mutter nun gar ſeit ſo lange krank. Wir<lb/> wären ihm nur zur Laſt gefallen. Und ich tauge<lb/> auch nicht für einen Signore. Wenn ſeine Freunde zu<lb/> ihm gekommen wären, hätte er ſich meiner geſchämt.</p><lb/> <p>Was du auch redeſt! Ich ſage dir ja, daß es<lb/> ein braver Herr war. Und überdies wollte er ja<lb/> nach Sorrent überſiedeln. Es wird nicht bald ſo<lb/> einer wiederkommen, der wie recht vom Himmel ge¬<lb/> ſchickt war, um euch aufzuhelfen.</p><lb/> <p>Ich will gar keinen Mann, niemals! ſagte ſie<lb/> ganz trotzig und wie vor ſich hin.</p><lb/> <p>Haſt du ein Gelübde gethan, oder willſt in ein<lb/> Kloſter gehn?</p><lb/> <p>Sie ſchüttelte den Kopf.</p><lb/> <p>Die Leute haben Recht, die dir deinen Eigenſinn<lb/> vorhalten, wenn auch jener Name nicht ſchön iſt.<lb/> Bedenkſt du nicht, daß du nicht allein auf der Welt<lb/> biſt und durch dieſen Starrſinn deiner kranken<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0110]
der Hand ſtärker ſein als der Herrgott? — Zudem
konnteſt du ja ſehen, daß er dir wohl wollte. Hätte
er dich ſonſt heirathen wollen?
Sie ſchwieg.
Und warum haſt du ihn ausgeſchlagen? Es ſoll
ein braver Mann geweſen ſein und ganz ſtattlich und
hätte dich und deine Mutter beſſer ernähren können,
als du es nun kannſt mit dem bischen Spinnen und
Seidewickeln.
Wir ſind arme Leute, ſagte ſie heftig, und
meine Mutter nun gar ſeit ſo lange krank. Wir
wären ihm nur zur Laſt gefallen. Und ich tauge
auch nicht für einen Signore. Wenn ſeine Freunde zu
ihm gekommen wären, hätte er ſich meiner geſchämt.
Was du auch redeſt! Ich ſage dir ja, daß es
ein braver Herr war. Und überdies wollte er ja
nach Sorrent überſiedeln. Es wird nicht bald ſo
einer wiederkommen, der wie recht vom Himmel ge¬
ſchickt war, um euch aufzuhelfen.
Ich will gar keinen Mann, niemals! ſagte ſie
ganz trotzig und wie vor ſich hin.
Haſt du ein Gelübde gethan, oder willſt in ein
Kloſter gehn?
Sie ſchüttelte den Kopf.
Die Leute haben Recht, die dir deinen Eigenſinn
vorhalten, wenn auch jener Name nicht ſchön iſt.
Bedenkſt du nicht, daß du nicht allein auf der Welt
biſt und durch dieſen Starrſinn deiner kranken
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