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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9).

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den Kasernenhof gegangen, und haben nicht gelernt vor dem Ge-
waltigen stramm zu stehen. Die Waffe des Militärs, brutale
Gewalt, imponiert uns nicht, das können die militärischen Macht-
haber nicht vertragen.

Den Tagen des ersten August 1914 folgte der 7. und 8. No-
vember 1918.

Die unblutigste aller bisher in der Weltgeschichte erlebten Re-
volutionen durchbrauste das deutsche Kaiserreich. Altes stürzte wie
ein morsches Bretterhaus zusammen, Neues wuchs gigantisch
empor.

Die Revolution beseitigte den Militarismus und brachte den
Frauen die politische Befreiung, das Frauenstimm- das Frauen-
wahlrecht.

Dieses Recht gibt den Frauen neue Pflichten, große Verant-
wortung, aber auch eine ungeheure Macht. Es macht sie frei und
unabhängig vom Manne, es führt sie wieder zu ihrem natürlichen
Empfinden, zu ihrer ihnen von der Natur verliehenen Eigenart zu-
rück, die letzten Endes in den wenigen Worten zum Ausdruck
kommt: Recht geht vor Macht.

Der August 1914 erbrachte den deutlichsten Beweis, daß im
Männerstaat viele Frauen sich so gemodelt hatten, daß sie ihrer
ureigensten Jnstinkte verlustig gegangen waren. Der neue Staat,
der von Männern und Frauen gemeinsam ausgebaut werden soll,
wird die Frauen wieder zu Frauen machen, wird den deutschen
Frauen die Möglichkeit geben, am Aufbau einer neuen Völker-
gemeinschaft mitzuarbeiten.

Viele werden denken: Wozu dann die nachträgliche Druck-
legung dieser Broschüre, wenn in Deutschland erreicht, was im Vor-
stehenden angestrebt wurde. Sie erscheint angebracht, um festzu-
stellen, was geschehen ist, um den innigen Zusammenhang der
Fraueninternationale während des Krieges zu zeigen, um die Tat-
sache bekanntzugeben, daß nicht alle deutschen Frauen, wie
so viele glauben, vom kriegerischen Geiste, von der Kriegspsychose
ergriffen wurden.

den Kasernenhof gegangen, und haben nicht gelernt vor dem Ge-
waltigen stramm zu stehen. Die Waffe des Militärs, brutale
Gewalt, imponiert uns nicht, das können die militärischen Macht-
haber nicht vertragen.

Den Tagen des ersten August 1914 folgte der 7. und 8. No-
vember 1918.

Die unblutigste aller bisher in der Weltgeschichte erlebten Re-
volutionen durchbrauste das deutsche Kaiserreich. Altes stürzte wie
ein morsches Bretterhaus zusammen, Neues wuchs gigantisch
empor.

Die Revolution beseitigte den Militarismus und brachte den
Frauen die politische Befreiung, das Frauenstimm- das Frauen-
wahlrecht.

Dieses Recht gibt den Frauen neue Pflichten, große Verant-
wortung, aber auch eine ungeheure Macht. Es macht sie frei und
unabhängig vom Manne, es führt sie wieder zu ihrem natürlichen
Empfinden, zu ihrer ihnen von der Natur verliehenen Eigenart zu-
rück, die letzten Endes in den wenigen Worten zum Ausdruck
kommt: Recht geht vor Macht.

Der August 1914 erbrachte den deutlichsten Beweis, daß im
Männerstaat viele Frauen sich so gemodelt hatten, daß sie ihrer
ureigensten Jnstinkte verlustig gegangen waren. Der neue Staat,
der von Männern und Frauen gemeinsam ausgebaut werden soll,
wird die Frauen wieder zu Frauen machen, wird den deutschen
Frauen die Möglichkeit geben, am Aufbau einer neuen Völker-
gemeinschaft mitzuarbeiten.

Viele werden denken: Wozu dann die nachträgliche Druck-
legung dieser Broschüre, wenn in Deutschland erreicht, was im Vor-
stehenden angestrebt wurde. Sie erscheint angebracht, um festzu-
stellen, was geschehen ist, um den innigen Zusammenhang der
Fraueninternationale während des Krieges zu zeigen, um die Tat-
sache bekanntzugeben, daß nicht alle deutschen Frauen, wie
so viele glauben, vom kriegerischen Geiste, von der Kriegspsychose
ergriffen wurden.

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[34/0033] den Kasernenhof gegangen, und haben nicht gelernt vor dem Ge- waltigen stramm zu stehen. Die Waffe des Militärs, brutale Gewalt, imponiert uns nicht, das können die militärischen Macht- haber nicht vertragen. Den Tagen des ersten August 1914 folgte der 7. und 8. No- vember 1918. Die unblutigste aller bisher in der Weltgeschichte erlebten Re- volutionen durchbrauste das deutsche Kaiserreich. Altes stürzte wie ein morsches Bretterhaus zusammen, Neues wuchs gigantisch empor. Die Revolution beseitigte den Militarismus und brachte den Frauen die politische Befreiung, das Frauenstimm- das Frauen- wahlrecht. Dieses Recht gibt den Frauen neue Pflichten, große Verant- wortung, aber auch eine ungeheure Macht. Es macht sie frei und unabhängig vom Manne, es führt sie wieder zu ihrem natürlichen Empfinden, zu ihrer ihnen von der Natur verliehenen Eigenart zu- rück, die letzten Endes in den wenigen Worten zum Ausdruck kommt: Recht geht vor Macht. Der August 1914 erbrachte den deutlichsten Beweis, daß im Männerstaat viele Frauen sich so gemodelt hatten, daß sie ihrer ureigensten Jnstinkte verlustig gegangen waren. Der neue Staat, der von Männern und Frauen gemeinsam ausgebaut werden soll, wird die Frauen wieder zu Frauen machen, wird den deutschen Frauen die Möglichkeit geben, am Aufbau einer neuen Völker- gemeinschaft mitzuarbeiten. Viele werden denken: Wozu dann die nachträgliche Druck- legung dieser Broschüre, wenn in Deutschland erreicht, was im Vor- stehenden angestrebt wurde. Sie erscheint angebracht, um festzu- stellen, was geschehen ist, um den innigen Zusammenhang der Fraueninternationale während des Krieges zu zeigen, um die Tat- sache bekanntzugeben, daß nicht alle deutschen Frauen, wie so viele glauben, vom kriegerischen Geiste, von der Kriegspsychose ergriffen wurden.

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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/33>, abgerufen am 09.11.2024.