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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9).

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Nachtrag.

Jm Juni 1917 wurde Vorstehendes niedergeschrieben.

Jn Rücksicht auf die Zeitverhältnisse mußte lebendiges Erfassen
der grauenvollen Geschehnisse, Temperament und Leidenschaft mit
Gewalt zurückgedrängt werden; nur Tatsachen wurden konstatiert,
nüchterne Objektivität, kalte Berechnung hatten das Wort.

Trotzdem verhinderte die Zensur die Drucklegung. Warum,
was bildete den Stein des Anstoßes? Auf diese Frage blieb der
Zensor die Antwort schuldig. Wir können sie kurz in wenigen
Worten geben: "Die ganze Richtung paßt mir nicht."

Aus diesem Vorkommnis ergibt sich m. E., daß die militäri-
schen Machthaber den innigen Zusammenhang zwischen Frauen-
stimmrecht und dauernder Völkerverständigung begriffen, seine Be-
deutung erfaßt haben und dessen Kenntnis mit Gewalt verhindern
wollten, zur Sicherung ihrer eigenen Existenz. Die Findigkeit der
militärischen Machthaber war in dieser Beziehung den Pazifisten
weit voraus. Weitere Belege dafür sind, daß man während der
Kriegsjahre die pazifistischen Frauen, die unerschrocken für
ihre Bestrebungen eintraten, viel schärfer verfolgte, als die Män-
ner gleicher Richtung. Charakteristisch kommt diese Abneigung
der militärischen Gewalt gegen die pazifistischen Frauen in den
Worten des bayerischen Kriegsministers Hellingrath zum Ausdruck:
"Jch habe lieber mit zehn Männern zu tun als mit einer Frau."
Das glauben wir weiblichen Pazifisten gern. Wir sind nicht durch

Heymann, Frauenstimmrecht 3
Nachtrag.

Jm Juni 1917 wurde Vorstehendes niedergeschrieben.

Jn Rücksicht auf die Zeitverhältnisse mußte lebendiges Erfassen
der grauenvollen Geschehnisse, Temperament und Leidenschaft mit
Gewalt zurückgedrängt werden; nur Tatsachen wurden konstatiert,
nüchterne Objektivität, kalte Berechnung hatten das Wort.

Trotzdem verhinderte die Zensur die Drucklegung. Warum,
was bildete den Stein des Anstoßes? Auf diese Frage blieb der
Zensor die Antwort schuldig. Wir können sie kurz in wenigen
Worten geben: „Die ganze Richtung paßt mir nicht.“

Aus diesem Vorkommnis ergibt sich m. E., daß die militäri-
schen Machthaber den innigen Zusammenhang zwischen Frauen-
stimmrecht und dauernder Völkerverständigung begriffen, seine Be-
deutung erfaßt haben und dessen Kenntnis mit Gewalt verhindern
wollten, zur Sicherung ihrer eigenen Existenz. Die Findigkeit der
militärischen Machthaber war in dieser Beziehung den Pazifisten
weit voraus. Weitere Belege dafür sind, daß man während der
Kriegsjahre die pazifistischen Frauen, die unerschrocken für
ihre Bestrebungen eintraten, viel schärfer verfolgte, als die Män-
ner gleicher Richtung. Charakteristisch kommt diese Abneigung
der militärischen Gewalt gegen die pazifistischen Frauen in den
Worten des bayerischen Kriegsministers Hellingrath zum Ausdruck:
„Jch habe lieber mit zehn Männern zu tun als mit einer Frau.“
Das glauben wir weiblichen Pazifisten gern. Wir sind nicht durch

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[33/0032] Nachtrag. Jm Juni 1917 wurde Vorstehendes niedergeschrieben. Jn Rücksicht auf die Zeitverhältnisse mußte lebendiges Erfassen der grauenvollen Geschehnisse, Temperament und Leidenschaft mit Gewalt zurückgedrängt werden; nur Tatsachen wurden konstatiert, nüchterne Objektivität, kalte Berechnung hatten das Wort. Trotzdem verhinderte die Zensur die Drucklegung. Warum, was bildete den Stein des Anstoßes? Auf diese Frage blieb der Zensor die Antwort schuldig. Wir können sie kurz in wenigen Worten geben: „Die ganze Richtung paßt mir nicht.“ Aus diesem Vorkommnis ergibt sich m. E., daß die militäri- schen Machthaber den innigen Zusammenhang zwischen Frauen- stimmrecht und dauernder Völkerverständigung begriffen, seine Be- deutung erfaßt haben und dessen Kenntnis mit Gewalt verhindern wollten, zur Sicherung ihrer eigenen Existenz. Die Findigkeit der militärischen Machthaber war in dieser Beziehung den Pazifisten weit voraus. Weitere Belege dafür sind, daß man während der Kriegsjahre die pazifistischen Frauen, die unerschrocken für ihre Bestrebungen eintraten, viel schärfer verfolgte, als die Män- ner gleicher Richtung. Charakteristisch kommt diese Abneigung der militärischen Gewalt gegen die pazifistischen Frauen in den Worten des bayerischen Kriegsministers Hellingrath zum Ausdruck: „Jch habe lieber mit zehn Männern zu tun als mit einer Frau.“ Das glauben wir weiblichen Pazifisten gern. Wir sind nicht durch Heymann, Frauenstimmrecht 3

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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/32>, abgerufen am 09.11.2024.