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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9).

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Deutsche und österreichische Frauen er-
widerten:

Den englischen Schwestern - den Schwestern gleichen Stammes
mit uns - sagen wir im Namen vieler deutschen und österreichischen
' Frauen warmgefühlten, herzlichen Dank für ihren Weihnachtsgruß, von
dem wir verspätet Kenntnis erhielten.

Diese Botschaft war eine Bestätigung dessen, was wir ahnend vor-
ausfühlten, nämlich: daß Frauen kriegführender Länder bei aller Treue,
Hingebung und Liebe zu ihrem Vaterlande über dasselbe hinaus in
treuer Gemeinschaft zu den Frauen kriegführender Nationen stehen,
und daß tiefdenkende Frauen ihrer echten Menschlichkeit niemals ver-
lustig gehen.

Wenn englische Frauen in dieser Zeit Not und Elend linderten,
Seelenangst kürzten und Hilfe leisteten ohne Ansehen der Person und
Nation, so mögen sie von uns wärmsten Dank dafür nehmen und die
treue Versicherung, daß wir zu gleichem Tun stets bereit waren und stets
bereit sind.

Uns eint zu Kriegszeiten das gleiche namenlose Leid aller am Kriege
beteiligten Völker.

Frauen aller Nationen lieben mit gleicher Macht der Seele Kultur,
Gerechtigkeit, Zivilisation und Schönheit; Güter, auf die der Krieg ver-
nichtend wirkt.

Frauen aller Nationen verabscheuen mit gleicher Kraft Barbaris-
mus, Grausamkeit und Zerstörung; Begleiterscheinungen eines jeden
Krieges.

Frauen: Schöpferinnen und Hüterinnen des Lebens, müssen den
Krieg verabscheuen, der Leben zerstört.

Durch Schlachtenrauch und Kanonendonner der feindlichen Völker,
durch Tod, Schrecken und Verderben, nicht endenwollende Seelenangst
und Pein leuchtet wie das Morgenrot einer besseren kommenden Zeit
das tiefe Zusammengehörigkeitsgefühl vieler Frauen aller Nationen.
Dieses Gefühl bilde den unverrückbaren Grundstein für den Wieder-
aufbau deutsch-englischer und internationaler Beziehungen, die schließ-
lich zu einem so starken internationalen Völkerrecht führen müssen, daß
Kriege, wie dieser, die Völker Europas nicht wieder heimsuchen können.

Den gleichgesinnten englischen Frauen herzlichen Schwestergruß!

Aus einem offenen Briefe französischer Frauen an
die deutschen Frauen
sei hier folgende Stelle erwähnt:

"Lebensfrische, junge, tatkräftige, hoffnungsvolle Männer, die leben
wollen, werden seit 19 Monaten dahingemordet. Wenn zum Sturm ge-
blasen wird, sterben täglich, ja stündlich, Tausende.

Heymann, Frauenstimmrecht 2

Deutsche und österreichische Frauen er-
widerten:

Den englischen Schwestern – den Schwestern gleichen Stammes
mit uns – sagen wir im Namen vieler deutschen und österreichischen
‘ Frauen warmgefühlten, herzlichen Dank für ihren Weihnachtsgruß, von
dem wir verspätet Kenntnis erhielten.

Diese Botschaft war eine Bestätigung dessen, was wir ahnend vor-
ausfühlten, nämlich: daß Frauen kriegführender Länder bei aller Treue,
Hingebung und Liebe zu ihrem Vaterlande über dasselbe hinaus in
treuer Gemeinschaft zu den Frauen kriegführender Nationen stehen,
und daß tiefdenkende Frauen ihrer echten Menschlichkeit niemals ver-
lustig gehen.

Wenn englische Frauen in dieser Zeit Not und Elend linderten,
Seelenangst kürzten und Hilfe leisteten ohne Ansehen der Person und
Nation, so mögen sie von uns wärmsten Dank dafür nehmen und die
treue Versicherung, daß wir zu gleichem Tun stets bereit waren und stets
bereit sind.

Uns eint zu Kriegszeiten das gleiche namenlose Leid aller am Kriege
beteiligten Völker.

Frauen aller Nationen lieben mit gleicher Macht der Seele Kultur,
Gerechtigkeit, Zivilisation und Schönheit; Güter, auf die der Krieg ver-
nichtend wirkt.

Frauen aller Nationen verabscheuen mit gleicher Kraft Barbaris-
mus, Grausamkeit und Zerstörung; Begleiterscheinungen eines jeden
Krieges.

Frauen: Schöpferinnen und Hüterinnen des Lebens, müssen den
Krieg verabscheuen, der Leben zerstört.

Durch Schlachtenrauch und Kanonendonner der feindlichen Völker,
durch Tod, Schrecken und Verderben, nicht endenwollende Seelenangst
und Pein leuchtet wie das Morgenrot einer besseren kommenden Zeit
das tiefe Zusammengehörigkeitsgefühl vieler Frauen aller Nationen.
Dieses Gefühl bilde den unverrückbaren Grundstein für den Wieder-
aufbau deutsch-englischer und internationaler Beziehungen, die schließ-
lich zu einem so starken internationalen Völkerrecht führen müssen, daß
Kriege, wie dieser, die Völker Europas nicht wieder heimsuchen können.

Den gleichgesinnten englischen Frauen herzlichen Schwestergruß!

Aus einem offenen Briefe französischer Frauen an
die deutschen Frauen
sei hier folgende Stelle erwähnt:

„Lebensfrische, junge, tatkräftige, hoffnungsvolle Männer, die leben
wollen, werden seit 19 Monaten dahingemordet. Wenn zum Sturm ge-
blasen wird, sterben täglich, ja stündlich, Tausende.

Heymann, Frauenstimmrecht 2
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[17/0016] Deutsche und österreichische Frauen er- widerten: Den englischen Schwestern – den Schwestern gleichen Stammes mit uns – sagen wir im Namen vieler deutschen und österreichischen ‘ Frauen warmgefühlten, herzlichen Dank für ihren Weihnachtsgruß, von dem wir verspätet Kenntnis erhielten. Diese Botschaft war eine Bestätigung dessen, was wir ahnend vor- ausfühlten, nämlich: daß Frauen kriegführender Länder bei aller Treue, Hingebung und Liebe zu ihrem Vaterlande über dasselbe hinaus in treuer Gemeinschaft zu den Frauen kriegführender Nationen stehen, und daß tiefdenkende Frauen ihrer echten Menschlichkeit niemals ver- lustig gehen. Wenn englische Frauen in dieser Zeit Not und Elend linderten, Seelenangst kürzten und Hilfe leisteten ohne Ansehen der Person und Nation, so mögen sie von uns wärmsten Dank dafür nehmen und die treue Versicherung, daß wir zu gleichem Tun stets bereit waren und stets bereit sind. Uns eint zu Kriegszeiten das gleiche namenlose Leid aller am Kriege beteiligten Völker. Frauen aller Nationen lieben mit gleicher Macht der Seele Kultur, Gerechtigkeit, Zivilisation und Schönheit; Güter, auf die der Krieg ver- nichtend wirkt. Frauen aller Nationen verabscheuen mit gleicher Kraft Barbaris- mus, Grausamkeit und Zerstörung; Begleiterscheinungen eines jeden Krieges. Frauen: Schöpferinnen und Hüterinnen des Lebens, müssen den Krieg verabscheuen, der Leben zerstört. Durch Schlachtenrauch und Kanonendonner der feindlichen Völker, durch Tod, Schrecken und Verderben, nicht endenwollende Seelenangst und Pein leuchtet wie das Morgenrot einer besseren kommenden Zeit das tiefe Zusammengehörigkeitsgefühl vieler Frauen aller Nationen. Dieses Gefühl bilde den unverrückbaren Grundstein für den Wieder- aufbau deutsch-englischer und internationaler Beziehungen, die schließ- lich zu einem so starken internationalen Völkerrecht führen müssen, daß Kriege, wie dieser, die Völker Europas nicht wieder heimsuchen können. Den gleichgesinnten englischen Frauen herzlichen Schwestergruß! Aus einem offenen Briefe französischer Frauen an die deutschen Frauen sei hier folgende Stelle erwähnt: „Lebensfrische, junge, tatkräftige, hoffnungsvolle Männer, die leben wollen, werden seit 19 Monaten dahingemordet. Wenn zum Sturm ge- blasen wird, sterben täglich, ja stündlich, Tausende. Heymann, Frauenstimmrecht 2

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-10-19T08:47:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-10-19T08:47:15Z)

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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/16>, abgerufen am 21.11.2024.