Heyking, Elisabeth von: Zwei Erzählungen. Leipzig, [1918].beinahe zaghaft. Aber der Kutscher schien gar nicht verwundert. Hatte diese Weisung wohl gar erwartet. Fort ging es nun auf der glatten Straße, in raschem Trab, mit lustigem Gekling der Geschirre. Im Sonnenschein vorbei an hellen Häusern mit flachen Dächern, im Sonnenschein am blauen Meer entlang. Dann hielt der Kutscher an einem hohen Eingangsportal. Ein Pförtner erschien. Ja, es sei jemand da, der die Dame begleiten könne. Und nun schritt sie durch den Garten neben dem Führer. Der radebrechte etwas Englisch und Französisch, nannte die Kampfer-, Zimt- und Pfefferbäume, zeigte ihr die vielen verschiedenen Palmenarten, die Kaffeesträucher, Bananen und die langen Kamelienwände. Aber sie achtete gar nicht darauf. Sie ging wie im Traume. Und was lag an den einzelnen Namen, wo das ganze eine Märchenwelt war. - Oh, diese Süße der Düfte! Dies Schmeicheln der wonnigen Luft! - Nein, so hatte sie es sich freilich nicht vorzustellen vermocht! - Übergroß standen die weißen Magnolien zwischen den glänzend grünen Blättern, Dickichte bildeten die rötlich gelben Azaleen, breit ausladend streckten sich die Arme der knorrigen Zedern, hochaufstrebend die Zweige der dunkeln Zypressen. Überall schlangen sich Lianen um die glatt ragenden Stämme der Palmen, warfen ihr Gerank, grünlichen Schlangen gleich, von Baum zu Baum, verwoben diese ganze Welt mit einem Zaubernetze, umspannen sie mit feinen Fäden, an denen Blumen wie Schmetterlinge hingen. Die Statuen von Frohsinn und Überfluß beinahe zaghaft. Aber der Kutscher schien gar nicht verwundert. Hatte diese Weisung wohl gar erwartet. Fort ging es nun auf der glatten Straße, in raschem Trab, mit lustigem Gekling der Geschirre. Im Sonnenschein vorbei an hellen Häusern mit flachen Dächern, im Sonnenschein am blauen Meer entlang. Dann hielt der Kutscher an einem hohen Eingangsportal. Ein Pförtner erschien. Ja, es sei jemand da, der die Dame begleiten könne. Und nun schritt sie durch den Garten neben dem Führer. Der radebrechte etwas Englisch und Französisch, nannte die Kampfer-, Zimt- und Pfefferbäume, zeigte ihr die vielen verschiedenen Palmenarten, die Kaffeesträucher, Bananen und die langen Kamelienwände. Aber sie achtete gar nicht darauf. Sie ging wie im Traume. Und was lag an den einzelnen Namen, wo das ganze eine Märchenwelt war. – Oh, diese Süße der Düfte! Dies Schmeicheln der wonnigen Luft! – Nein, so hatte sie es sich freilich nicht vorzustellen vermocht! – Übergroß standen die weißen Magnolien zwischen den glänzend grünen Blättern, Dickichte bildeten die rötlich gelben Azaleen, breit ausladend streckten sich die Arme der knorrigen Zedern, hochaufstrebend die Zweige der dunkeln Zypressen. Überall schlangen sich Lianen um die glatt ragenden Stämme der Palmen, warfen ihr Gerank, grünlichen Schlangen gleich, von Baum zu Baum, verwoben diese ganze Welt mit einem Zaubernetze, umspannen sie mit feinen Fäden, an denen Blumen wie Schmetterlinge hingen. Die Statuen von Frohsinn und Überfluß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110" n="108"/> beinahe zaghaft. Aber der Kutscher schien gar nicht verwundert. Hatte diese Weisung wohl gar erwartet.</p> <p>Fort ging es nun auf der glatten Straße, in raschem Trab, mit lustigem Gekling der Geschirre. Im Sonnenschein vorbei an hellen Häusern mit flachen Dächern, im Sonnenschein am blauen Meer entlang. Dann hielt der Kutscher an einem hohen Eingangsportal. Ein Pförtner erschien. Ja, es sei jemand da, der die Dame begleiten könne.</p> <p>Und nun schritt sie durch den Garten neben dem Führer. Der radebrechte etwas Englisch und Französisch, nannte die Kampfer-, Zimt- und Pfefferbäume, zeigte ihr die vielen verschiedenen Palmenarten, die Kaffeesträucher, Bananen und die langen Kamelienwände. Aber sie achtete gar nicht darauf. Sie ging wie im Traume. Und was lag an den einzelnen Namen, wo das ganze eine Märchenwelt war. – Oh, diese Süße der Düfte! Dies Schmeicheln der wonnigen Luft! – Nein, so hatte sie es sich freilich nicht vorzustellen vermocht! – Übergroß standen die weißen Magnolien zwischen den glänzend grünen Blättern, Dickichte bildeten die rötlich gelben Azaleen, breit ausladend streckten sich die Arme der knorrigen Zedern, hochaufstrebend die Zweige der dunkeln Zypressen. Überall schlangen sich Lianen um die glatt ragenden Stämme der Palmen, warfen ihr Gerank, grünlichen Schlangen gleich, von Baum zu Baum, verwoben diese ganze Welt mit einem Zaubernetze, umspannen sie mit feinen Fäden, an denen Blumen wie Schmetterlinge hingen. Die Statuen von Frohsinn und Überfluß </p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0110]
beinahe zaghaft. Aber der Kutscher schien gar nicht verwundert. Hatte diese Weisung wohl gar erwartet.
Fort ging es nun auf der glatten Straße, in raschem Trab, mit lustigem Gekling der Geschirre. Im Sonnenschein vorbei an hellen Häusern mit flachen Dächern, im Sonnenschein am blauen Meer entlang. Dann hielt der Kutscher an einem hohen Eingangsportal. Ein Pförtner erschien. Ja, es sei jemand da, der die Dame begleiten könne.
Und nun schritt sie durch den Garten neben dem Führer. Der radebrechte etwas Englisch und Französisch, nannte die Kampfer-, Zimt- und Pfefferbäume, zeigte ihr die vielen verschiedenen Palmenarten, die Kaffeesträucher, Bananen und die langen Kamelienwände. Aber sie achtete gar nicht darauf. Sie ging wie im Traume. Und was lag an den einzelnen Namen, wo das ganze eine Märchenwelt war. – Oh, diese Süße der Düfte! Dies Schmeicheln der wonnigen Luft! – Nein, so hatte sie es sich freilich nicht vorzustellen vermocht! – Übergroß standen die weißen Magnolien zwischen den glänzend grünen Blättern, Dickichte bildeten die rötlich gelben Azaleen, breit ausladend streckten sich die Arme der knorrigen Zedern, hochaufstrebend die Zweige der dunkeln Zypressen. Überall schlangen sich Lianen um die glatt ragenden Stämme der Palmen, warfen ihr Gerank, grünlichen Schlangen gleich, von Baum zu Baum, verwoben diese ganze Welt mit einem Zaubernetze, umspannen sie mit feinen Fäden, an denen Blumen wie Schmetterlinge hingen. Die Statuen von Frohsinn und Überfluß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-15T09:32:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-15T09:32:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-15T09:32:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |