Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.und erhob sich, um sehr verbindlich zu grüßen. Diese in England nicht gewöhnliche Höflichkeit mußte die Wanderer befremden. Ihr Stehenbleiben bewies es, und der Fremde fand sich bewogen, sie höflich anzureden. Einige Gemeinplätze wurden einleitend gegen einander ausgewechselt. Wer schildert aber die Ueberraschung der beiden Freunde, als der Herr sie plötzlich bei Vor- und Zunamen nennt und sich sehr höflich erkundigt, ob ihr Abenteuer mit dem grauen John keine üblen Folgen für sie gehabt habe? -- Sie beschwören ihn, sich darüber auszulassen, wie er zu dieser Erfahrung gekommen und ob er den grauen John kenne? Ob ich den grauen John kenne? -- gab er zur Antwort. -- Ganz London kennt ihn. Er ist ein widerlicher Bettler, der den ungepflasterten Zugang zur Börse für die Vorübergehenden kehrt und von Diesem oder Jenem einen Penny dafür empfängt: ein Subject also, welches eben so wenig von Straßenräubern angefallen wird, als es kostbare Ringe vertheilen kann. Ihr Abenteuer, bei welchem man Sie, Gott weiß warum, mit dem Namen jenes Elenden ganz unverkennbar gefoppt, habe ich durch die Tagesblätter erfahren. Sie selbst sind mir durch einen Freund bezeichnet, der Sie häufig in einem Kaffee-Hause sieht. Verlohnt es sich, wegen so ganz natürlicher Dinge sich zu wundern? Unsere Landsleute waren, was den letzten Punkt und erhob sich, um sehr verbindlich zu grüßen. Diese in England nicht gewöhnliche Höflichkeit mußte die Wanderer befremden. Ihr Stehenbleiben bewies es, und der Fremde fand sich bewogen, sie höflich anzureden. Einige Gemeinplätze wurden einleitend gegen einander ausgewechselt. Wer schildert aber die Ueberraschung der beiden Freunde, als der Herr sie plötzlich bei Vor- und Zunamen nennt und sich sehr höflich erkundigt, ob ihr Abenteuer mit dem grauen John keine üblen Folgen für sie gehabt habe? — Sie beschwören ihn, sich darüber auszulassen, wie er zu dieser Erfahrung gekommen und ob er den grauen John kenne? Ob ich den grauen John kenne? — gab er zur Antwort. — Ganz London kennt ihn. Er ist ein widerlicher Bettler, der den ungepflasterten Zugang zur Börse für die Vorübergehenden kehrt und von Diesem oder Jenem einen Penny dafür empfängt: ein Subject also, welches eben so wenig von Straßenräubern angefallen wird, als es kostbare Ringe vertheilen kann. Ihr Abenteuer, bei welchem man Sie, Gott weiß warum, mit dem Namen jenes Elenden ganz unverkennbar gefoppt, habe ich durch die Tagesblätter erfahren. Sie selbst sind mir durch einen Freund bezeichnet, der Sie häufig in einem Kaffee-Hause sieht. Verlohnt es sich, wegen so ganz natürlicher Dinge sich zu wundern? Unsere Landsleute waren, was den letzten Punkt <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0018"/> und erhob sich, um sehr verbindlich zu grüßen. Diese in England nicht gewöhnliche Höflichkeit mußte die <choice><sic>Wandererb efremden</sic><corr>Wanderer befremden</corr></choice>. Ihr Stehenbleiben bewies es, und der Fremde fand sich bewogen, sie höflich anzureden. Einige Gemeinplätze wurden einleitend gegen einander ausgewechselt. Wer schildert aber die Ueberraschung der beiden Freunde, als der Herr sie plötzlich bei Vor- und Zunamen nennt und sich sehr höflich erkundigt, ob ihr Abenteuer mit dem grauen John keine üblen Folgen für sie gehabt habe? — Sie beschwören ihn, sich darüber auszulassen, wie er zu dieser Erfahrung gekommen und ob er den grauen John kenne?</p><lb/> <p>Ob ich den grauen John kenne? — gab er zur Antwort. — Ganz London kennt ihn. Er ist ein widerlicher Bettler, der den ungepflasterten Zugang zur Börse für die Vorübergehenden kehrt und von Diesem oder Jenem einen Penny dafür empfängt: ein Subject also, welches eben so wenig von Straßenräubern angefallen wird, als es kostbare Ringe vertheilen kann. Ihr Abenteuer, bei welchem man Sie, Gott weiß warum, mit dem Namen jenes Elenden ganz unverkennbar gefoppt, habe ich durch die Tagesblätter erfahren. Sie selbst sind mir durch einen Freund bezeichnet, der Sie häufig in einem Kaffee-Hause sieht. Verlohnt es sich, wegen so ganz natürlicher Dinge sich zu wundern?</p><lb/> <p>Unsere Landsleute waren, was den letzten Punkt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
und erhob sich, um sehr verbindlich zu grüßen. Diese in England nicht gewöhnliche Höflichkeit mußte die Wanderer befremden. Ihr Stehenbleiben bewies es, und der Fremde fand sich bewogen, sie höflich anzureden. Einige Gemeinplätze wurden einleitend gegen einander ausgewechselt. Wer schildert aber die Ueberraschung der beiden Freunde, als der Herr sie plötzlich bei Vor- und Zunamen nennt und sich sehr höflich erkundigt, ob ihr Abenteuer mit dem grauen John keine üblen Folgen für sie gehabt habe? — Sie beschwören ihn, sich darüber auszulassen, wie er zu dieser Erfahrung gekommen und ob er den grauen John kenne?
Ob ich den grauen John kenne? — gab er zur Antwort. — Ganz London kennt ihn. Er ist ein widerlicher Bettler, der den ungepflasterten Zugang zur Börse für die Vorübergehenden kehrt und von Diesem oder Jenem einen Penny dafür empfängt: ein Subject also, welches eben so wenig von Straßenräubern angefallen wird, als es kostbare Ringe vertheilen kann. Ihr Abenteuer, bei welchem man Sie, Gott weiß warum, mit dem Namen jenes Elenden ganz unverkennbar gefoppt, habe ich durch die Tagesblätter erfahren. Sie selbst sind mir durch einen Freund bezeichnet, der Sie häufig in einem Kaffee-Hause sieht. Verlohnt es sich, wegen so ganz natürlicher Dinge sich zu wundern?
Unsere Landsleute waren, was den letzten Punkt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T11:12:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T11:12:58Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |