Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hesshus, Tilemann: Bekendtnis Doctoris Tilemanni Heshvsii Von der Persönlichen vnd in alle Ewigkeit vnzertrenlichen Vereinigung/ beyder Naturen in JHesu CHristo. Eisleben, 1585.

Bild:
<< vorherige Seite

frembden brauch / dauon die Grammattica nichts weis. In der Artzney aber wol bekandt ist / wenn nun ein einfeltiger auff seinen Kopff wol stehen vnnd schreien pia mater heist kein heutchen im Heupt / sondern milde Mutter / die jhren Kindern guts thut / würde der nicht bey Verstendigen Leuten ein gelechter anrichten? kanst wol gedencken / Was miserere mei Deus heist nach den buchstaben / wissen die wol / die ein wenig Latein verstehen / vnnd den Psalter gelesen haben / nemlich Gott erbarme dich mein. Nun haben gleich wol die Artzten den brauch / das sie eine gefehrliche / vnd schreckliche Kranckheit / do es mit dem armen Menschen fast auff die nege kommen ist / vnnd sein mist / mit reuerentz zu melden / wider in den Magen steiget / nennen miserere mei Deus. Hie müssen alle vernünfftige bekennen / des die wort miserere mei Deus anders nach den Buchstaben gelten / ein anders in der Artzney bedeuten.

Die Schüler wissen wol was nach den Buchstaben manus Christi heist / nemlich die Hand Christi / was aber die Apotecker manus Christi nennen / das lernen die Schüler inn jhrer Grammattica nicht. Denn bey jhnen gewinnen / diese art zu reden einen newen gebruch / vnd heist ein sonderlich edel confect / das sonderliche krafft hat / den Menschen zu stercken: Wiltu wissen / woraus es gemacht werde / vnd wo für man es brauchen soll / so frage die Apoteck vnd Artzte.

Wer ist so einfeltig / der nicht wisse was nach den buchstaben frembde sorge heisse? Nemlich wenn sich einer viel bekümmert mit sachen / die jn nicht angehen / sondern andern befohlen sind / Kümpstu aber in ein Würtzgertlein / so spricht der Gertner / diß Kreutlein heist frembde sorge. Das man sonst Stiffmütterchen / weil sich zween Stiffkinderchen auff einen Stülchen behelfen müssen / jre Kinderchen aber ein jedes ein Stülchen hat / auch Dreyfaltigkeit nennet.

Hie müssen dem Gertner alle drey Wort / frembde sorge / Stiffmutter / Dreyfaltigkeit / einen newen frembden brauch haben /

frembden brauch / dauon die Grammattica nichts weis. In der Artzney aber wol bekandt ist / wenn nun ein einfeltiger auff seinen Kopff wol stehen vnnd schreien pia mater heist kein heutchen im Heupt / sondern milde Mutter / die jhren Kindern guts thut / würde der nicht bey Verstendigen Leuten ein gelechter anrichten? kanst wol gedencken / Was miserere mei Deus heist nach den buchstaben / wissen die wol / die ein wenig Latein verstehen / vnnd den Psalter gelesen haben / nemlich Gott erbarme dich mein. Nun haben gleich wol die Artzten den brauch / das sie eine gefehrliche / vnd schreckliche Kranckheit / do es mit dem armen Menschen fast auff die nege kommen ist / vnnd sein mist / mit reuerentz zu melden / wider in den Magen steiget / nennen miserere mei Deus. Hie müssen alle vernünfftige bekennen / des die wort miserere mei Deus anders nach den Buchstaben gelten / ein anders in der Artzney bedeuten.

Die Schüler wissen wol was nach den Buchstaben manus Christi heist / nemlich die Hand Christi / was aber die Apotecker manus Christi nennen / das lernen die Schüler inn jhrer Grammattica nicht. Denn bey jhnen gewinnen / diese art zu reden einen newen gebruch / vnd heist ein sonderlich edel confect / das sonderliche krafft hat / den Menschen zu stercken: Wiltu wissen / woraus es gemacht werde / vnd wo für man es brauchen soll / so frage die Apoteck vnd Artzte.

Wer ist so einfeltig / der nicht wisse was nach den buchstaben frembde sorge heisse? Nemlich wenn sich einer viel bekümmert mit sachen / die jn nicht angehen / sondern andern befohlen sind / Kümpstu aber in ein Würtzgertlein / so spricht der Gertner / diß Kreutlein heist frembde sorge. Das man sonst Stiffmütterchen / weil sich zween Stiffkinderchen auff einen Stülchen behelfen müssen / jre Kinderchen aber ein jedes ein Stülchen hat / auch Dreyfaltigkeit nennet.

Hie müssen dem Gertner alle drey Wort / frembde sorge / Stiffmutter / Dreyfaltigkeit / einen newẽ frembden brauch haben /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0027"/>
frembden brauch / dauon die <hi rendition="#i">Grammattica</hi> nichts weis. In der Artzney aber wol                          bekandt ist / wenn nun ein einfeltiger auff seinen Kopff wol stehen vnnd                          schreien <hi rendition="#i">pia mater</hi> heist kein heutchen im Heupt /                          sondern milde Mutter / die jhren Kindern guts thut / würde der nicht bey                          Verstendigen Leuten ein gelechter anrichten? kanst wol gedencken / Was <hi rendition="#i">miserere mei Deus</hi> heist nach den buchstaben / wissen                          die wol / die ein wenig Latein verstehen / vnnd den Psalter gelesen haben /                          nemlich Gott erbarme dich mein. Nun haben gleich wol die Artzten den brauch                          / das sie eine gefehrliche / vnd schreckliche Kranckheit / do es mit dem                          armen Menschen fast auff die nege kommen ist / vnnd sein mist / mit                          reuerentz zu melden / wider in den Magen steiget / nennen <hi rendition="#i">miserere mei Deus</hi>. Hie müssen alle vernünfftige bekennen / des die                          wort <hi rendition="#i">miserere mei Deus</hi> anders nach den Buchstaben                          gelten / ein anders in der Artzney bedeuten.</p>
        <p>Die Schüler wissen wol was nach den Buchstaben <hi rendition="#i">manus                              Christi</hi> heist / nemlich die Hand Christi / was aber die Apotecker <hi rendition="#i">manus Christi</hi> nennen / das lernen die Schüler                          inn jhrer <hi rendition="#i">Grammattica</hi> nicht. Denn bey jhnen gewinnen                          / diese art zu reden einen newen gebruch / vnd heist ein sonderlich edel <hi rendition="#i">confect</hi> / das sonderliche krafft hat / den Menschen                          zu stercken: Wiltu wissen / woraus es gemacht werde / vnd wo für man es                          brauchen soll / so frage die Apoteck vnd Artzte.</p>
        <p>Wer ist so einfeltig / der nicht wisse was nach den buchstaben frembde sorge                          heisse? Nemlich wenn sich einer viel bekümmert mit sachen / die jn nicht                          angehen / sondern andern befohlen sind / Kümpstu aber in ein Würtzgertlein /                          so spricht der Gertner / diß Kreutlein heist frembde sorge. Das man sonst                          Stiffmütterchen / weil sich zween Stiffkinderchen auff einen Stülchen                          behelfen müssen / jre Kinderchen aber ein jedes ein Stülchen hat / auch                          Dreyfaltigkeit nennet.</p>
        <p>Hie müssen dem Gertner alle drey Wort / frembde sorge / Stiffmutter /                          Dreyfaltigkeit / einen newe&#x0303; frembden brauch haben /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0027] frembden brauch / dauon die Grammattica nichts weis. In der Artzney aber wol bekandt ist / wenn nun ein einfeltiger auff seinen Kopff wol stehen vnnd schreien pia mater heist kein heutchen im Heupt / sondern milde Mutter / die jhren Kindern guts thut / würde der nicht bey Verstendigen Leuten ein gelechter anrichten? kanst wol gedencken / Was miserere mei Deus heist nach den buchstaben / wissen die wol / die ein wenig Latein verstehen / vnnd den Psalter gelesen haben / nemlich Gott erbarme dich mein. Nun haben gleich wol die Artzten den brauch / das sie eine gefehrliche / vnd schreckliche Kranckheit / do es mit dem armen Menschen fast auff die nege kommen ist / vnnd sein mist / mit reuerentz zu melden / wider in den Magen steiget / nennen miserere mei Deus. Hie müssen alle vernünfftige bekennen / des die wort miserere mei Deus anders nach den Buchstaben gelten / ein anders in der Artzney bedeuten. Die Schüler wissen wol was nach den Buchstaben manus Christi heist / nemlich die Hand Christi / was aber die Apotecker manus Christi nennen / das lernen die Schüler inn jhrer Grammattica nicht. Denn bey jhnen gewinnen / diese art zu reden einen newen gebruch / vnd heist ein sonderlich edel confect / das sonderliche krafft hat / den Menschen zu stercken: Wiltu wissen / woraus es gemacht werde / vnd wo für man es brauchen soll / so frage die Apoteck vnd Artzte. Wer ist so einfeltig / der nicht wisse was nach den buchstaben frembde sorge heisse? Nemlich wenn sich einer viel bekümmert mit sachen / die jn nicht angehen / sondern andern befohlen sind / Kümpstu aber in ein Würtzgertlein / so spricht der Gertner / diß Kreutlein heist frembde sorge. Das man sonst Stiffmütterchen / weil sich zween Stiffkinderchen auff einen Stülchen behelfen müssen / jre Kinderchen aber ein jedes ein Stülchen hat / auch Dreyfaltigkeit nennet. Hie müssen dem Gertner alle drey Wort / frembde sorge / Stiffmutter / Dreyfaltigkeit / einen newẽ frembden brauch haben /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hesshus_bekendtnis_1585
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hesshus_bekendtnis_1585/27
Zitationshilfe: Hesshus, Tilemann: Bekendtnis Doctoris Tilemanni Heshvsii Von der Persönlichen vnd in alle Ewigkeit vnzertrenlichen Vereinigung/ beyder Naturen in JHesu CHristo. Eisleben, 1585, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hesshus_bekendtnis_1585/27>, abgerufen am 28.11.2024.