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Herzl, Theodor: Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Leipzig u. a., 1896.

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hin die Desperados aus aller Welt zusammen, stahlen der Erde,
raubten einander das Gold ab - und verspielten es dann
ebenso räubermässig.

Heute! Man sehe sich heute die Goldgräberei in Transvaal
an. Keine romantischen Strolche mehr, sondern nüchterne Geologen
und Ingenieure leiten die Goldindustrie. Sinnreiche Maschinen
lösen das Gold aus dem erkannten Gestein. Dem Zufall
ist wenig überlassen.

So muss das neue Judenland mit allen modernen Hilfsmitteln
erforscht und in Besitz genommen werden.

Sobald uns das Land gesichert ist, fährt das Landnahmeschiff
hinüber.

Auf dem Schiff befinden sich die Vertreter der Society,
der Company und der Ortsgruppen.

Diese Landnehmer haben drei Aufgaben: 1. die genaue
wissenschaftliche Erforschung aller natürlichen Eigenschaften
des Landes, 2. die Einrichtung einer straff centralisirten Verwaltung,
3. die Landvertheilung. Diese Aufgaben greifen ineinander
und sind dem schon genügend bekannten Zweck entsprechend
auszuführen.

Nur eins ist noch nicht klargemacht: nämlich wie die
Landergreifung nach Ortsgruppen vor sich gehen soll.

In Amerika occupirt man bei Erschliessung eines neuen
Territoriums auch noch auf eine recht naive Art. Die Landnehmer
versammeln sich an der Grenze und stürzen zur bestimmten
Stunde gleichzeitig und gewaltsam darauf los.

So wird es im neuen Judenlande nicht zu machen sein. Die
Plätze der Provinzen und Städte werden versteigert. Nicht etwa
für Geld, sondern für Leistungen. Es ist nach dem allgemeinen
Plane festgestellt worden, welche Strassen, Brücken, Wasserregulirungen
u. s. w. nöthig sind für den Verkehr. Das wird nach Provinzen
zusammengelegt. Innerhalb der Provinzen werden in ähnlicher
Weise die Stadtplätze versteigert. Die Ortsgruppen übernehmen
die Verpflichtung, das ordentlich auszuführen. Sie bestreiten
die Kosten aus autonomen Umlagen. Die Society wird ja
in der Lage sein, vorauszuwissen, ob sich die Ortsgruppen keiner
zu grossen Opfer vermessen. Die grossen Gemeinwesen erhalten
grosse Schauplätze für ihre Thätigkeit. Grössere Opfer werden
durch gewisse Zuwendungen belohnt: Universitäten, Fach-, Hochschulen,
Versuchsanstalten etc. und jene Staatsinstitute, die nicht
in der Hauptstadt sein müssen, werden über das Land zerstreut.

Für die richtige Ausführung des Uebernommenen haftet das
eigene Interesse der Ersteher und im Nothfall die Ortsumlage.

hin die Desperados aus aller Welt zusammen, stahlen der Erde,
raubten einander das Gold ab – und verspielten es dann
ebenso räubermässig.

Heute! Man sehe sich heute die Goldgräberei in Transvaal
an. Keine romantischen Strolche mehr, sondern nüchterne Geologen
und Ingenieure leiten die Goldindustrie. Sinnreiche Maschinen
lösen das Gold aus dem erkannten Gestein. Dem Zufall
ist wenig überlassen.

So muss das neue Judenland mit allen modernen Hilfsmitteln
erforscht und in Besitz genommen werden.

Sobald uns das Land gesichert ist, fährt das Landnahmeschiff
hinüber.

Auf dem Schiff befinden sich die Vertreter der Society,
der Company und der Ortsgruppen.

Diese Landnehmer haben drei Aufgaben: 1. die genaue
wissenschaftliche Erforschung aller natürlichen Eigenschaften
des Landes, 2. die Einrichtung einer straff centralisirten Verwaltung,
3. die Landvertheilung. Diese Aufgaben greifen ineinander
und sind dem schon genügend bekannten Zweck entsprechend
auszuführen.

Nur eins ist noch nicht klargemacht: nämlich wie die
Landergreifung nach Ortsgruppen vor sich gehen soll.

In Amerika occupirt man bei Erschliessung eines neuen
Territoriums auch noch auf eine recht naive Art. Die Landnehmer
versammeln sich an der Grenze und stürzen zur bestimmten
Stunde gleichzeitig und gewaltsam darauf los.

So wird es im neuen Judenlande nicht zu machen sein. Die
Plätze der Provinzen und Städte werden versteigert. Nicht etwa
für Geld, sondern für Leistungen. Es ist nach dem allgemeinen
Plane festgestellt worden, welche Strassen, Brücken, Wasserregulirungen
u. s. w. nöthig sind für den Verkehr. Das wird nach Provinzen
zusammengelegt. Innerhalb der Provinzen werden in ähnlicher
Weise die Stadtplätze versteigert. Die Ortsgruppen übernehmen
die Verpflichtung, das ordentlich auszuführen. Sie bestreiten
die Kosten aus autonomen Umlagen. Die Society wird ja
in der Lage sein, vorauszuwissen, ob sich die Ortsgruppen keiner
zu grossen Opfer vermessen. Die grossen Gemeinwesen erhalten
grosse Schauplätze für ihre Thätigkeit. Grössere Opfer werden
durch gewisse Zuwendungen belohnt: Universitäten, Fach-, Hochschulen,
Versuchsanstalten etc. und jene Staatsinstitute, die nicht
in der Hauptstadt sein müssen, werden über das Land zerstreut.

Für die richtige Ausführung des Uebernommenen haftet das
eigene Interesse der Ersteher und im Nothfall die Ortsumlage.

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[0072] hin die Desperados aus aller Welt zusammen, stahlen der Erde, raubten einander das Gold ab – und verspielten es dann ebenso räubermässig. Heute! Man sehe sich heute die Goldgräberei in Transvaal an. Keine romantischen Strolche mehr, sondern nüchterne Geologen und Ingenieure leiten die Goldindustrie. Sinnreiche Maschinen lösen das Gold aus dem erkannten Gestein. Dem Zufall ist wenig überlassen. So muss das neue Judenland mit allen modernen Hilfsmitteln erforscht und in Besitz genommen werden. Sobald uns das Land gesichert ist, fährt das Landnahmeschiff hinüber. Auf dem Schiff befinden sich die Vertreter der Society, der Company und der Ortsgruppen. Diese Landnehmer haben drei Aufgaben: 1. die genaue wissenschaftliche Erforschung aller natürlichen Eigenschaften des Landes, 2. die Einrichtung einer straff centralisirten Verwaltung, 3. die Landvertheilung. Diese Aufgaben greifen ineinander und sind dem schon genügend bekannten Zweck entsprechend auszuführen. Nur eins ist noch nicht klargemacht: nämlich wie die Landergreifung nach Ortsgruppen vor sich gehen soll. In Amerika occupirt man bei Erschliessung eines neuen Territoriums auch noch auf eine recht naive Art. Die Landnehmer versammeln sich an der Grenze und stürzen zur bestimmten Stunde gleichzeitig und gewaltsam darauf los. So wird es im neuen Judenlande nicht zu machen sein. Die Plätze der Provinzen und Städte werden versteigert. Nicht etwa für Geld, sondern für Leistungen. Es ist nach dem allgemeinen Plane festgestellt worden, welche Strassen, Brücken, Wasserregulirungen u. s. w. nöthig sind für den Verkehr. Das wird nach Provinzen zusammengelegt. Innerhalb der Provinzen werden in ähnlicher Weise die Stadtplätze versteigert. Die Ortsgruppen übernehmen die Verpflichtung, das ordentlich auszuführen. Sie bestreiten die Kosten aus autonomen Umlagen. Die Society wird ja in der Lage sein, vorauszuwissen, ob sich die Ortsgruppen keiner zu grossen Opfer vermessen. Die grossen Gemeinwesen erhalten grosse Schauplätze für ihre Thätigkeit. Grössere Opfer werden durch gewisse Zuwendungen belohnt: Universitäten, Fach-, Hochschulen, Versuchsanstalten etc. und jene Staatsinstitute, die nicht in der Hauptstadt sein müssen, werden über das Land zerstreut. Für die richtige Ausführung des Uebernommenen haftet das eigene Interesse der Ersteher und im Nothfall die Ortsumlage.

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Zitationshilfe: Herzl, Theodor: Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Leipzig u. a., 1896, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herzl_judenstaat_1896/72>, abgerufen am 24.11.2024.