[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.Wen bittrer Armuth Noth erfaßte, Und wer verbannt die See durchwallt, Daß heiße Sehnsucht nicht zu bald Die Seele ihm belaste: Dem sei's beim Schwanken einst der deutschen Maste, Als ob er träumend noch zu Hause raste Im kühlen Eichenwald. Es wird geschehn! sobald die Stunde Ersehnter Einheit für uns schlägt, Ein Fürst den deutschen Purpur trägt, Und Einem Herrschermunde Ein Volk vom Po gehorchet bis zum Sunde; Wenn keine Krämerwage mehr, wie Pfunde, Europa's Schicksal wägt. Schon schaut mein Geist das nie Geschaute, Mein Herz wird segelgleich geschwellt, Schon ist die Flotte aufgestellt, Die unser Volk erbaute; Schon lehn' ich selbst, ein deutscher Argonaute, An einem Mast, und kämpfe mit der Laute Ums goldne Vließ der Welt. Wen bittrer Armuth Noth erfaßte, Und wer verbannt die See durchwallt, Daß heiße Sehnſucht nicht zu bald Die Seele ihm belaſte: Dem ſei's beim Schwanken einſt der deutſchen Maſte, Als ob er träumend noch zu Hauſe raſte Im kühlen Eichenwald. Es wird geſchehn! ſobald die Stunde Erſehnter Einheit für uns ſchlägt, Ein Fürſt den deutſchen Purpur trägt, Und Einem Herrſchermunde Ein Volk vom Po gehorchet bis zum Sunde; Wenn keine Krämerwage mehr, wie Pfunde, Europa's Schickſal wägt. Schon ſchaut mein Geiſt das nie Geſchaute, Mein Herz wird ſegelgleich geſchwellt, Schon iſt die Flotte aufgeſtellt, Die unſer Volk erbaute; Schon lehn' ich ſelbſt, ein deutſcher Argonaute, An einem Maſt, und kämpfe mit der Laute Ums goldne Vließ der Welt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0041" n="31"/> <lg n="14"> <l>Wen bittrer Armuth Noth erfaßte,</l><lb/> <l>Und wer verbannt die See durchwallt,</l><lb/> <l>Daß heiße Sehnſucht nicht zu bald</l><lb/> <l>Die Seele ihm belaſte:</l><lb/> <l>Dem ſei's beim Schwanken einſt der deutſchen Maſte,</l><lb/> <l>Als ob er träumend noch zu Hauſe raſte</l><lb/> <l>Im kühlen Eichenwald.</l><lb/> </lg> <lg n="15"> <l>Es <hi rendition="#g">wird geſchehn</hi>! ſobald die Stunde</l><lb/> <l>Erſehnter Einheit für uns ſchlägt,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ein</hi> Fürſt den deutſchen Purpur trägt,</l><lb/> <l>Und <hi rendition="#g">Einem</hi> Herrſchermunde</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ein</hi> Volk vom Po gehorchet bis zum Sunde;</l><lb/> <l>Wenn keine Krämerwage mehr, wie Pfunde,</l><lb/> <l>Europa's Schickſal wägt.</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Schon ſchaut mein Geiſt das nie Geſchaute,</l><lb/> <l>Mein Herz wird ſegelgleich geſchwellt,</l><lb/> <l>Schon iſt die Flotte aufgeſtellt,</l><lb/> <l>Die unſer Volk erbaute;</l><lb/> <l>Schon lehn' ich ſelbſt, ein deutſcher Argonaute,</l><lb/> <l>An einem Maſt, und kämpfe mit der Laute</l><lb/> <l>Ums goldne Vließ der Welt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [31/0041]
Wen bittrer Armuth Noth erfaßte,
Und wer verbannt die See durchwallt,
Daß heiße Sehnſucht nicht zu bald
Die Seele ihm belaſte:
Dem ſei's beim Schwanken einſt der deutſchen Maſte,
Als ob er träumend noch zu Hauſe raſte
Im kühlen Eichenwald.
Es wird geſchehn! ſobald die Stunde
Erſehnter Einheit für uns ſchlägt,
Ein Fürſt den deutſchen Purpur trägt,
Und Einem Herrſchermunde
Ein Volk vom Po gehorchet bis zum Sunde;
Wenn keine Krämerwage mehr, wie Pfunde,
Europa's Schickſal wägt.
Schon ſchaut mein Geiſt das nie Geſchaute,
Mein Herz wird ſegelgleich geſchwellt,
Schon iſt die Flotte aufgeſtellt,
Die unſer Volk erbaute;
Schon lehn' ich ſelbſt, ein deutſcher Argonaute,
An einem Maſt, und kämpfe mit der Laute
Ums goldne Vließ der Welt.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/41>, abgerufen am 16.07.2024. |