[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.Wie dich die Lande anerkennen, Soll auch das Meer dein Lehen sein, Das alle Zungen benedein Und einen Purpur nennen. Er soll nicht mehr um Krämerschultern brennen -- Wer will den Purpur von dem Kaiser trennen? Ergreif' ihn, er ist dein. Ergreif' ihn, und mit ihm das Steuer Der Weltgeschichte, fass' es keck! Ihr Schiff ist morsch, ihr Schiff ist leck, Sei Du der Welt Erneuer! Du bist des Herrn Erwählter und Getreuer; O sprich, wann lodern wieder deutsche Feuer Von jenes Schiffes Deck? Hör', Deutschland, höre deine Barden:
Dir blüht manch lustig Waldrevier -- Erbaue selbst die Segler dir, Der Freiheit beste Garden, Mit eignen Flaggen, eigenen Kokarden; Bleib' nicht der Sklave jenes Leoparden Und seiner schnöden Gier! Wie dich die Lande anerkennen, Soll auch das Meer dein Lehen ſein, Das alle Zungen benedein Und einen Purpur nennen. Er ſoll nicht mehr um Krämerſchultern brennen — Wer will den Purpur von dem Kaiſer trennen? Ergreif' ihn, er iſt dein. Ergreif' ihn, und mit ihm das Steuer Der Weltgeſchichte, faſſ' es keck! Ihr Schiff iſt morſch, ihr Schiff iſt leck, Sei Du der Welt Erneuer! Du biſt des Herrn Erwählter und Getreuer; O ſprich, wann lodern wieder deutſche Feuer Von jenes Schiffes Deck? Hör', Deutſchland, höre deine Barden:
Dir blüht manch luſtig Waldrevier — Erbaue ſelbſt die Segler dir, Der Freiheit beſte Garden, Mit eignen Flaggen, eigenen Kokarden; Bleib' nicht der Sklave jenes Leoparden Und ſeiner ſchnöden Gier! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0040" n="30"/> <lg n="11"> <l>Wie dich die Lande anerkennen,</l><lb/> <l>Soll auch das Meer dein Lehen ſein,</l><lb/> <l>Das alle Zungen benedein</l><lb/> <l>Und einen Purpur nennen.</l><lb/> <l>Er ſoll nicht mehr um Krämerſchultern brennen —</l><lb/> <l>Wer will den Purpur von dem Kaiſer trennen?</l><lb/> <l>Ergreif' ihn, er iſt <hi rendition="#g">dein</hi>.</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Ergreif' ihn, und mit ihm das Steuer</l><lb/> <l>Der Weltgeſchichte, faſſ' es keck!</l><lb/> <l>Ihr Schiff iſt morſch, ihr Schiff iſt leck,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Sei Du der Welt Erneuer</hi>!</l><lb/> <l>Du biſt des Herrn Erwählter und Getreuer;</l><lb/> <l>O ſprich, wann lodern wieder <hi rendition="#g">deutſche</hi> Feuer</l><lb/> <l>Von jenes Schiffes Deck?</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Hör', Deutſchland, höre deine Barden:</l><lb/> <l>Dir blüht manch luſtig Waldrevier —</l><lb/> <l>Erbaue ſelbſt die Segler dir,</l><lb/> <l>Der Freiheit beſte Garden,</l><lb/> <l>Mit eignen Flaggen, eigenen Kokarden;</l><lb/> <l>Bleib' nicht der Sklave jenes Leoparden</l><lb/> <l>Und ſeiner ſchnöden Gier!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
Wie dich die Lande anerkennen,
Soll auch das Meer dein Lehen ſein,
Das alle Zungen benedein
Und einen Purpur nennen.
Er ſoll nicht mehr um Krämerſchultern brennen —
Wer will den Purpur von dem Kaiſer trennen?
Ergreif' ihn, er iſt dein.
Ergreif' ihn, und mit ihm das Steuer
Der Weltgeſchichte, faſſ' es keck!
Ihr Schiff iſt morſch, ihr Schiff iſt leck,
Sei Du der Welt Erneuer!
Du biſt des Herrn Erwählter und Getreuer;
O ſprich, wann lodern wieder deutſche Feuer
Von jenes Schiffes Deck?
Hör', Deutſchland, höre deine Barden:
Dir blüht manch luſtig Waldrevier —
Erbaue ſelbſt die Segler dir,
Der Freiheit beſte Garden,
Mit eignen Flaggen, eigenen Kokarden;
Bleib' nicht der Sklave jenes Leoparden
Und ſeiner ſchnöden Gier!
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/40>, abgerufen am 16.07.2024. |