[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843."Drum kommt, ihr Herrn, geschwinde, Laßt uns zur Taufe gehn: Bei einem schönen Kinde Sollt ihr Gevatter stehn! Wollt ihr den Namen wissen? Einheit, der soll es sein; Ihr bindet in die Kissen Ihm wohl die Freiheit ein?" "Und was ihr sonst versprochen:
Gebt auch die Rede frei! Er wird ja doch zerbrochen, Der Stab der Tyrannei; Nie wird sich mehr erheben Bis zu des Adlers Nest Die Wespe, die ihr Leben Mit ihrem Stachel läßt." „Drum kommt, ihr Herrn, geſchwinde, Laßt uns zur Taufe gehn: Bei einem ſchönen Kinde Sollt ihr Gevatter ſtehn! Wollt ihr den Namen wiſſen? Einheit, der ſoll es ſein; Ihr bindet in die Kiſſen Ihm wohl die Freiheit ein?“ „Und was ihr ſonſt verſprochen:
Gebt auch die Rede frei! Er wird ja doch zerbrochen, Der Stab der Tyrannei; Nie wird ſich mehr erheben Bis zu des Adlers Neſt Die Wespe, die ihr Leben Mit ihrem Stachel läßt.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0033" n="23"/> <lg n="4"> <l>„Drum kommt, ihr Herrn, geſchwinde,</l><lb/> <l>Laßt uns zur Taufe gehn:</l><lb/> <l>Bei einem ſchönen Kinde</l><lb/> <l>Sollt ihr Gevatter ſtehn!</l><lb/> <l>Wollt ihr den Namen wiſſen?</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Einheit</hi>, der ſoll es ſein;</l><lb/> <l>Ihr bindet in die Kiſſen</l><lb/> <l>Ihm wohl die <hi rendition="#g">Freiheit</hi> ein?“</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>„Und was ihr ſonſt verſprochen:</l><lb/> <l>Gebt auch die Rede frei!</l><lb/> <l>Er wird ja doch zerbrochen,</l><lb/> <l>Der Stab der Tyrannei;</l><lb/> <l>Nie wird ſich mehr erheben</l><lb/> <l>Bis zu des Adlers Neſt</l><lb/> <l>Die Wespe, die ihr Leben</l><lb/> <l>Mit ihrem Stachel läßt.“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [23/0033]
„Drum kommt, ihr Herrn, geſchwinde,
Laßt uns zur Taufe gehn:
Bei einem ſchönen Kinde
Sollt ihr Gevatter ſtehn!
Wollt ihr den Namen wiſſen?
Einheit, der ſoll es ſein;
Ihr bindet in die Kiſſen
Ihm wohl die Freiheit ein?“
„Und was ihr ſonſt verſprochen:
Gebt auch die Rede frei!
Er wird ja doch zerbrochen,
Der Stab der Tyrannei;
Nie wird ſich mehr erheben
Bis zu des Adlers Neſt
Die Wespe, die ihr Leben
Mit ihrem Stachel läßt.“
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