[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.Ich durfte nur, wie Andre, wollen, Und wär' nicht leer davongeeilt, Wenn jährlich man im Staat die Rollen Den treuen Knechten ausgetheilt; Allein ich hab' nie zugegriffen, So oft man mich herbei beschied, Ich habe fort und fort gepfiffen, Mein ganzer Reichthum ist mein Lied. Der Lord zapft Gold aus seiner Tonne,
Und ich aus meiner höchstens Wein; Mein einzig Gold die Morgensonne, Mein Silber all der Mondenschein! Färbt sich mein Leben herbstlich gelber, Kein Erbe, der zum Tod mir rieth; Denn meine Münzen prägt' ich selber; Mein ganzer Reichthum ist mein Lied. Ich durfte nur, wie Andre, wollen, Und wär' nicht leer davongeeilt, Wenn jährlich man im Staat die Rollen Den treuen Knechten ausgetheilt; Allein ich hab' nie zugegriffen, So oft man mich herbei beſchied, Ich habe fort und fort gepfiffen, Mein ganzer Reichthum iſt mein Lied. Der Lord zapft Gold aus ſeiner Tonne,
Und ich aus meiner höchſtens Wein; Mein einzig Gold die Morgenſonne, Mein Silber all der Mondenſchein! Färbt ſich mein Leben herbſtlich gelber, Kein Erbe, der zum Tod mir rieth; Denn meine Münzen prägt' ich ſelber; Mein ganzer Reichthum iſt mein Lied. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0024" n="18"/> <lg n="2"> <l>Ich durfte nur, wie Andre, wollen,</l><lb/> <l>Und wär' nicht leer davongeeilt,</l><lb/> <l>Wenn jährlich man im Staat die Rollen</l><lb/> <l>Den treuen Knechten ausgetheilt;</l><lb/> <l>Allein ich hab' nie zugegriffen,</l><lb/> <l>So oft man mich herbei beſchied,</l><lb/> <l>Ich habe fort und fort gepfiffen,</l><lb/> <l>Mein ganzer Reichthum iſt mein Lied.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Der Lord zapft Gold aus ſeiner Tonne,</l><lb/> <l>Und ich aus meiner höchſtens Wein;</l><lb/> <l>Mein einzig Gold die Morgenſonne,</l><lb/> <l>Mein Silber all der Mondenſchein!</l><lb/> <l>Färbt ſich mein Leben herbſtlich gelber,</l><lb/> <l>Kein Erbe, der zum Tod mir rieth;</l><lb/> <l>Denn meine Münzen prägt' ich ſelber;</l><lb/> <l>Mein ganzer Reichthum iſt mein Lied.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [18/0024]
Ich durfte nur, wie Andre, wollen,
Und wär' nicht leer davongeeilt,
Wenn jährlich man im Staat die Rollen
Den treuen Knechten ausgetheilt;
Allein ich hab' nie zugegriffen,
So oft man mich herbei beſchied,
Ich habe fort und fort gepfiffen,
Mein ganzer Reichthum iſt mein Lied.
Der Lord zapft Gold aus ſeiner Tonne,
Und ich aus meiner höchſtens Wein;
Mein einzig Gold die Morgenſonne,
Mein Silber all der Mondenſchein!
Färbt ſich mein Leben herbſtlich gelber,
Kein Erbe, der zum Tod mir rieth;
Denn meine Münzen prägt' ich ſelber;
Mein ganzer Reichthum iſt mein Lied.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/24 |
Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/24>, abgerufen am 22.07.2024. |