[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.XXXVII. Deutsche und französische Dichter. Gemälde, Spiegel, Uhren und Tapeten, Und rings, wie bei dem türkischen Sultane, Von Sammt und Seide strotzende Divane, Auch Kruzifixe, nie davor zu beten. So lieben's überm Rheine die Poeten; Ums Haubt gewunden farbige Turbane, Durch Wolken Weihrauchs rauschend im Kaftane -- Sind das noch Dichter, noch Anachoreten? Hoch über meinem Volk, in der Mansarde, Umduftet von des Gartens blühndem Flieder, Am Hut von Rosen eine Festkokarde, Indeß die jungen Spatzen auf und nieder Vorm Fenster schildern, eine Ehrengarde -- So schreib' Ich für mein deutsches Mädchen Lieder. XXXVII. Deutſche und franzöſiſche Dichter. Gemälde, Spiegel, Uhren und Tapeten, Und rings, wie bei dem türkiſchen Sultane, Von Sammt und Seide ſtrotzende Divane, Auch Kruzifixe, nie davor zu beten. So lieben's überm Rheine die Poeten; Ums Haubt gewunden farbige Turbane, Durch Wolken Weihrauchs rauſchend im Kaftane — Sind das noch Dichter, noch Anachoreten? Hoch über meinem Volk, in der Manſarde, Umduftet von des Gartens blühndem Flieder, Am Hut von Roſen eine Feſtkokarde, Indeß die jungen Spatzen auf und nieder Vorm Fenſter ſchildern, eine Ehrengarde — So ſchreib' Ich für mein deutſches Mädchen Lieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0173" n="167"/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XXXVII.</hi><lb/> </head> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Deutſche und franzöſiſche Dichter.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Gemälde, Spiegel, Uhren und Tapeten,</l><lb/> <l>Und rings, wie bei dem türkiſchen Sultane,</l><lb/> <l>Von Sammt und Seide ſtrotzende Divane,</l><lb/> <l>Auch Kruzifixe, nie davor zu beten.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>So lieben's überm Rheine die Poeten;</l><lb/> <l>Ums Haubt gewunden farbige Turbane,</l><lb/> <l>Durch Wolken Weihrauchs rauſchend im Kaftane —</l><lb/> <l>Sind das noch Dichter, noch Anachoreten?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Hoch über meinem Volk, in der Manſarde,</l><lb/> <l>Umduftet von des Gartens blühndem Flieder,</l><lb/> <l>Am Hut von Roſen eine Feſtkokarde,</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Indeß die jungen Spatzen auf und nieder</l><lb/> <l>Vorm Fenſter ſchildern, eine Ehrengarde —</l><lb/> <l>So ſchreib' Ich für mein deutſches Mädchen Lieder.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0173]
XXXVII.
Deutſche und franzöſiſche Dichter.
Gemälde, Spiegel, Uhren und Tapeten,
Und rings, wie bei dem türkiſchen Sultane,
Von Sammt und Seide ſtrotzende Divane,
Auch Kruzifixe, nie davor zu beten.
So lieben's überm Rheine die Poeten;
Ums Haubt gewunden farbige Turbane,
Durch Wolken Weihrauchs rauſchend im Kaftane —
Sind das noch Dichter, noch Anachoreten?
Hoch über meinem Volk, in der Manſarde,
Umduftet von des Gartens blühndem Flieder,
Am Hut von Roſen eine Feſtkokarde,
Indeß die jungen Spatzen auf und nieder
Vorm Fenſter ſchildern, eine Ehrengarde —
So ſchreib' Ich für mein deutſches Mädchen Lieder.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |