[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.X. Ein Glück, ihr Götter, oder nur ein Leiden, Ein himmlisch würdig Leiden Eurem Sohne! Im Grunde ist es doch die Dornenkrone, Um die wir Eure Lieblinge beneiden. Ich kann das Glück mit stummem Lächeln meiden -- Naht' ich mich je, ein Sklave, seinem Throne? -- Nur Eines wünsch' ich, daß ich einst nicht ohne Des Unglücks Weihe mög' von hinnen scheiden. Ich bin entsagend gern zurückgeblieben, Wenn blühendrot das Volk sich auf den Straßen, Mit seinen Dirnen schäckernd, umgetrieben; Doch manch ein stilles Antlitz von den blassen, War's auch nur um ein unglückselig Lieben, Es mußte sich von mir beneiden lassen. X. Ein Glück, ihr Götter, oder nur ein Leiden, Ein himmliſch würdig Leiden Eurem Sohne! Im Grunde iſt es doch die Dornenkrone, Um die wir Eure Lieblinge beneiden. Ich kann das Glück mit ſtummem Lächeln meiden — Naht' ich mich je, ein Sklave, ſeinem Throne? — Nur Eines wünſch' ich, daß ich einſt nicht ohne Des Unglücks Weihe mög' von hinnen ſcheiden. Ich bin entſagend gern zurückgeblieben, Wenn blühendrot das Volk ſich auf den Straßen, Mit ſeinen Dirnen ſchäckernd, umgetrieben; Doch manch ein ſtilles Antlitz von den blaſſen, War's auch nur um ein unglückſelig Lieben, Es mußte ſich von mir beneiden laſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0146" n="140"/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">X.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Glück, ihr Götter, oder nur ein Leiden,</l><lb/> <l>Ein himmliſch würdig Leiden Eurem Sohne!</l><lb/> <l>Im Grunde iſt es doch die Dornenkrone,</l><lb/> <l>Um die wir Eure Lieblinge beneiden.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ich kann das Glück mit ſtummem Lächeln meiden —</l><lb/> <l>Naht' ich mich je, ein Sklave, ſeinem Throne? —</l><lb/> <l>Nur Eines wünſch' ich, daß ich einſt nicht ohne</l><lb/> <l>Des Unglücks Weihe mög' von hinnen ſcheiden.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ich bin entſagend gern zurückgeblieben,</l><lb/> <l>Wenn blühendrot das Volk ſich auf den Straßen,</l><lb/> <l>Mit ſeinen Dirnen ſchäckernd, umgetrieben;</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Doch manch ein ſtilles Antlitz von den blaſſen,</l><lb/> <l>War's auch nur um ein unglückſelig Lieben,</l><lb/> <l>Es mußte ſich von mir beneiden laſſen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0146]
X.
Ein Glück, ihr Götter, oder nur ein Leiden,
Ein himmliſch würdig Leiden Eurem Sohne!
Im Grunde iſt es doch die Dornenkrone,
Um die wir Eure Lieblinge beneiden.
Ich kann das Glück mit ſtummem Lächeln meiden —
Naht' ich mich je, ein Sklave, ſeinem Throne? —
Nur Eines wünſch' ich, daß ich einſt nicht ohne
Des Unglücks Weihe mög' von hinnen ſcheiden.
Ich bin entſagend gern zurückgeblieben,
Wenn blühendrot das Volk ſich auf den Straßen,
Mit ſeinen Dirnen ſchäckernd, umgetrieben;
Doch manch ein ſtilles Antlitz von den blaſſen,
War's auch nur um ein unglückſelig Lieben,
Es mußte ſich von mir beneiden laſſen.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/146>, abgerufen am 22.07.2024. |