[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.VIII. Von Büchern liegt vor mir ein Perserheer, Doch keins kann mir den Unmut ganz verwischen; Der will den Geist auf Reisen sich erfrischen, Der holt sich seinen Helden über Meer. Unwillig schwingt der Kritiker den Speer: Warum die fremde Kost auf unsern Tischen? Warum nach Gold in fremden Flüssen fischen? Ist unsre Heimat, unser Herz so leer? Geh' wieder in dein Kämmerlein und dichte! Brauchst keinen Turban, keine welschen Blousen; Zünd' deinen Zunder an am eignen Lichte! Greif', Sänger, wieder in den eignen Busen, In deines eignen theuern Volks Geschichte! Da, oder nirgends wohnen deine Musen. VIII. Von Büchern liegt vor mir ein Perſerheer, Doch keins kann mir den Unmut ganz verwiſchen; Der will den Geiſt auf Reiſen ſich erfriſchen, Der holt ſich ſeinen Helden über Meer. Unwillig ſchwingt der Kritiker den Speer: Warum die fremde Koſt auf unſern Tiſchen? Warum nach Gold in fremden Flüſſen fiſchen? Iſt unſre Heimat, unſer Herz ſo leer? Geh' wieder in dein Kämmerlein und dichte! Brauchſt keinen Turban, keine welſchen Blouſen; Zünd' deinen Zunder an am eignen Lichte! Greif', Sänger, wieder in den eignen Buſen, In deines eignen theuern Volks Geſchichte! Da, oder nirgends wohnen deine Muſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0144" n="138"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">VIII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Von Büchern liegt vor mir ein Perſerheer,</l><lb/> <l>Doch keins kann mir den Unmut ganz verwiſchen;</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Der</hi> will den Geiſt auf Reiſen ſich erfriſchen,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Der</hi> holt ſich ſeinen Helden über Meer.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Unwillig ſchwingt der Kritiker den Speer:</l><lb/> <l>Warum die fremde Koſt auf unſern Tiſchen?</l><lb/> <l>Warum nach Gold in fremden Flüſſen fiſchen?</l><lb/> <l>Iſt unſre Heimat, unſer Herz ſo leer?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Geh' wieder in dein Kämmerlein und dichte!</l><lb/> <l>Brauchſt keinen Turban, keine welſchen Blouſen;</l><lb/> <l>Zünd' deinen Zunder an am eignen Lichte!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Greif', Sänger, wieder in den eignen Buſen,</l><lb/> <l>In deines eignen theuern Volks Geſchichte!</l><lb/> <l>Da, oder nirgends wohnen deine Muſen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0144]
VIII.
Von Büchern liegt vor mir ein Perſerheer,
Doch keins kann mir den Unmut ganz verwiſchen;
Der will den Geiſt auf Reiſen ſich erfriſchen,
Der holt ſich ſeinen Helden über Meer.
Unwillig ſchwingt der Kritiker den Speer:
Warum die fremde Koſt auf unſern Tiſchen?
Warum nach Gold in fremden Flüſſen fiſchen?
Iſt unſre Heimat, unſer Herz ſo leer?
Geh' wieder in dein Kämmerlein und dichte!
Brauchſt keinen Turban, keine welſchen Blouſen;
Zünd' deinen Zunder an am eignen Lichte!
Greif', Sänger, wieder in den eignen Buſen,
In deines eignen theuern Volks Geſchichte!
Da, oder nirgends wohnen deine Muſen.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/144>, abgerufen am 16.02.2025. |