[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.V. Wer Etwas auf dem Herzen hat, der eile, Es noch bei Zeiten vor sein Volk zu bringen; Schon rührt der Hader seine schwarzen Schwingen, Schon liegt das Haubt des Friedens unterm Beile. Der Henker harrt, daß er's vom Rumpfe theile, Bald wird der Blutstrahl in die Lüfte dringen, Verharschte Wunden werden wieder springen, Und fehlen wird der Arzt dann, der sie heile. Schon hör' ich ferne die Kanonen brummen, Die Säbel klirren und die Trommeln schallen, Kein Vogel will im Wald sein Lied mehr summen. Noch eine Nacht -- die Würfel müssen fallen; Dann gibt's ein trübes, trauriges Verstummen, Des Hahnen Ruf verscheucht die Nachtigallen. V. Wer Etwas auf dem Herzen hat, der eile, Es noch bei Zeiten vor ſein Volk zu bringen; Schon rührt der Hader ſeine ſchwarzen Schwingen, Schon liegt das Haubt des Friedens unterm Beile. Der Henker harrt, daß er's vom Rumpfe theile, Bald wird der Blutſtrahl in die Lüfte dringen, Verharſchte Wunden werden wieder ſpringen, Und fehlen wird der Arzt dann, der ſie heile. Schon hör' ich ferne die Kanonen brummen, Die Säbel klirren und die Trommeln ſchallen, Kein Vogel will im Wald ſein Lied mehr ſummen. Noch eine Nacht — die Würfel müſſen fallen; Dann gibt's ein trübes, trauriges Verſtummen, Des Hahnen Ruf verſcheucht die Nachtigallen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0141" n="135"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer Etwas auf dem Herzen hat, der eile,</l><lb/> <l>Es noch bei Zeiten vor ſein Volk zu bringen;</l><lb/> <l>Schon rührt der Hader ſeine ſchwarzen Schwingen,</l><lb/> <l>Schon liegt das Haubt des Friedens unterm Beile.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Der Henker harrt, daß er's vom Rumpfe theile,</l><lb/> <l>Bald wird der Blutſtrahl in die Lüfte dringen,</l><lb/> <l>Verharſchte Wunden werden wieder ſpringen,</l><lb/> <l>Und fehlen wird der Arzt dann, der ſie heile.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Schon hör' ich ferne die Kanonen brummen,</l><lb/> <l>Die Säbel klirren und die Trommeln ſchallen,</l><lb/> <l>Kein Vogel will im Wald ſein Lied mehr ſummen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Noch eine Nacht — die Würfel müſſen fallen;</l><lb/> <l>Dann gibt's ein trübes, trauriges Verſtummen,</l><lb/> <l>Des Hahnen Ruf verſcheucht die Nachtigallen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0141]
V.
Wer Etwas auf dem Herzen hat, der eile,
Es noch bei Zeiten vor ſein Volk zu bringen;
Schon rührt der Hader ſeine ſchwarzen Schwingen,
Schon liegt das Haubt des Friedens unterm Beile.
Der Henker harrt, daß er's vom Rumpfe theile,
Bald wird der Blutſtrahl in die Lüfte dringen,
Verharſchte Wunden werden wieder ſpringen,
Und fehlen wird der Arzt dann, der ſie heile.
Schon hör' ich ferne die Kanonen brummen,
Die Säbel klirren und die Trommeln ſchallen,
Kein Vogel will im Wald ſein Lied mehr ſummen.
Noch eine Nacht — die Würfel müſſen fallen;
Dann gibt's ein trübes, trauriges Verſtummen,
Des Hahnen Ruf verſcheucht die Nachtigallen.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/141>, abgerufen am 03.07.2024. |