[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.Doch spreiz' Dich nicht, Du stolzes Rom, Dir ist ein baldig Ziel gesetzt; Du bist ein längst versiegter Strom, Der keines Kindes Mund mehr letzt; Du bist ein tiefgefallen Land, Du bist das auferstandne Babel, Der Trug ist Deine rechte Hand, Dein Schwert das Mährchen und die Fabel. Und ob Du Diener Dir erkürst
In aller Welt, Du mußt vergehn; Es kann wohl ohne Kirchenfürst Der Geist, der heilige, bestehn. Du Autokrat im Höllenpfuhl, Empfange noch mein letztes Zeter: Du Herrscher auf St. Petri Stuhl, Fürwahr! Du gleichest jenem Peter -- Doch ſpreiz' Dich nicht, Du ſtolzes Rom, Dir iſt ein baldig Ziel geſetzt; Du biſt ein längſt verſiegter Strom, Der keines Kindes Mund mehr letzt; Du biſt ein tiefgefallen Land, Du biſt das auferſtandne Babel, Der Trug iſt Deine rechte Hand, Dein Schwert das Mährchen und die Fabel. Und ob Du Diener Dir erkürſt
In aller Welt, Du mußt vergehn; Es kann wohl ohne Kirchenfürſt Der Geiſt, der heilige, beſtehn. Du Autokrat im Höllenpfuhl, Empfange noch mein letztes Zeter: Du Herrſcher auf St. Petri Stuhl, Fürwahr! Du gleicheſt jenem Peter — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0124" n="118"/> <lg n="4"> <l>Doch ſpreiz' Dich nicht, Du ſtolzes Rom,</l><lb/> <l>Dir iſt ein baldig Ziel geſetzt;</l><lb/> <l>Du biſt ein längſt verſiegter Strom,</l><lb/> <l>Der keines Kindes Mund mehr letzt;</l><lb/> <l>Du biſt ein tiefgefallen Land,</l><lb/> <l>Du biſt das auferſtandne Babel,</l><lb/> <l>Der Trug iſt Deine rechte Hand,</l><lb/> <l>Dein Schwert das Mährchen und die Fabel.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Und ob Du Diener Dir erkürſt</l><lb/> <l>In aller Welt, Du mußt vergehn;</l><lb/> <l>Es kann wohl ohne Kirchenfürſt</l><lb/> <l>Der Geiſt, der heilige, beſtehn.</l><lb/> <l>Du Autokrat im Höllenpfuhl,</l><lb/> <l>Empfange noch mein letztes Zeter:</l><lb/> <l>Du Herrſcher auf St. Petri Stuhl,</l><lb/> <l>Fürwahr! Du gleicheſt jenem Peter —</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [118/0124]
Doch ſpreiz' Dich nicht, Du ſtolzes Rom,
Dir iſt ein baldig Ziel geſetzt;
Du biſt ein längſt verſiegter Strom,
Der keines Kindes Mund mehr letzt;
Du biſt ein tiefgefallen Land,
Du biſt das auferſtandne Babel,
Der Trug iſt Deine rechte Hand,
Dein Schwert das Mährchen und die Fabel.
Und ob Du Diener Dir erkürſt
In aller Welt, Du mußt vergehn;
Es kann wohl ohne Kirchenfürſt
Der Geiſt, der heilige, beſtehn.
Du Autokrat im Höllenpfuhl,
Empfange noch mein letztes Zeter:
Du Herrſcher auf St. Petri Stuhl,
Fürwahr! Du gleicheſt jenem Peter —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/124 |
Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/124>, abgerufen am 22.07.2024. |