mende Licht findet eine größere D-Erregbarkeit an dieser Stelle vor als im übrigen. Daraus folgt die Helligkeit des Nachbildes und die Steigerung dieser Helligkeit, wenn man auf eine weiße Fläche blickt. Während der Betrachtung der Sonnenscheibe findet dagegen an der direct gereizten Stelle nicht nur eine sehr starke Dissimilirung, sondern auch eine sehr bedeutende, wenn- gleich minder starke Assimilirung statt; durch erstere wird die erregbare Substanz und das D-Vermögen stark gemindert, durch letztere das vorhandene A-Material rasch verbraucht. Hieraus resultirt nachher im verdunkelten Auge eine Empfindung, welche auf einer nur schwachen Dissimilirung unter dem Einflusse der innern Reize und auf einer noch schwächeren Assimilirung beruht, also eine Empfindung, die zwar hell ist, aber ein sehr kleines Gewicht hat. Lasse ich nun starkes Licht auf die ganze Netzhaut fallen, so bewirkt dieses an der Stelle des Nachbildes wegen der hier stark herabgesetzten D-Erregbarkeit eine nur sehr kleine absolute Zunahme der Dissimilirung, die Assimilirung dieser Stelle aber wird von der ganzen übrigen Netzhaut her durch die große Dissimilirung derselben sehr unterstützt, und da wegen der Kleinheit der Dissimilirung nur ein kleiner abso- luter Zuwachs der Assimilirung nöthig ist, um letztere größer werden zu lassen als erstere, und das Nachbild entsprechend zu verdunkeln, so geschieht dies bei starker Beleuchtung wirklich, obwohl das Assimilirungsmaterial an dieser Stelle so stark er- schöpft ist.
Wenn man die ganze Netzhaut grell beleuchtet, indem man z. B. gegen eine weit ausgebreitete sonnenbeschienene Wand blickt, oder die geschlossenen Augen gegen die Sonne wendet, und man verdunkelt dann die Augen, so sieht man keineswegs ein tiefes Schwarz, sondern längere Zeit einen Lichtnebel, der viel heller ist, als der nach längerer Ruhe des Auges sichtbare. Dies hat ebenfalls seinen Grund in dem starken Verbrauch des A-Materiales während der Reizung.
Die soeben angeführten und zahlreiche andere Thatsachen, welche sich aus der Annahme einer besonderen A-Ermüdung unter dem Einflusse des Lichtes erklären, liefern mir umgekehrt auch den Beweis für die Richtigkeit der im §. 32 gemachten An- nahme, daß der Lichtreiz nicht blos unmittelbar durch Steige-
mende Licht findet eine größere D-Erregbarkeit an dieser Stelle vor als im übrigen. Daraus folgt die Helligkeit des Nachbildes und die Steigerung dieser Helligkeit, wenn man auf eine weiße Fläche blickt. Während der Betrachtung der Sonnenscheibe findet dagegen an der direct gereizten Stelle nicht nur eine sehr starke Dissimilirung, sondern auch eine sehr bedeutende, wenn- gleich minder starke Assimilirung statt; durch erstere wird die erregbare Substanz und das D-Vermögen stark gemindert, durch letztere das vorhandene A-Material rasch verbraucht. Hieraus resultirt nachher im verdunkelten Auge eine Empfindung, welche auf einer nur schwachen Dissimilirung unter dem Einflusse der innern Reize und auf einer noch schwächeren Assimilirung beruht, also eine Empfindung, die zwar hell ist, aber ein sehr kleines Gewicht hat. Lasse ich nun starkes Licht auf die ganze Netzhaut fallen, so bewirkt dieses an der Stelle des Nachbildes wegen der hier stark herabgesetzten D-Erregbarkeit eine nur sehr kleine absolute Zunahme der Dissimilirung, die Assimilirung dieser Stelle aber wird von der ganzen übrigen Netzhaut her durch die große Dissimilirung derselben sehr unterstützt, und da wegen der Kleinheit der Dissimilirung nur ein kleiner abso- luter Zuwachs der Assimilirung nöthig ist, um letztere größer werden zu lassen als erstere, und das Nachbild entsprechend zu verdunkeln, so geschieht dies bei starker Beleuchtung wirklich, obwohl das Assimilirungsmaterial an dieser Stelle so stark er- schöpft ist.
Wenn man die ganze Netzhaut grell beleuchtet, indem man z. B. gegen eine weit ausgebreitete sonnenbeschienene Wand blickt, oder die geschlossenen Augen gegen die Sonne wendet, und man verdunkelt dann die Augen, so sieht man keineswegs ein tiefes Schwarz, sondern längere Zeit einen Lichtnebel, der viel heller ist, als der nach längerer Ruhe des Auges sichtbare. Dies hat ebenfalls seinen Grund in dem starken Verbrauch des A-Materiales während der Reizung.
Die soeben angeführten und zahlreiche andere Thatsachen, welche sich aus der Annahme einer besonderen A-Ermüdung unter dem Einflusse des Lichtes erklären, liefern mir umgekehrt auch den Beweis für die Richtigkeit der im §. 32 gemachten An- nahme, daß der Lichtreiz nicht blos unmittelbar durch Steige-
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[102/0110]
mende Licht findet eine größere D-Erregbarkeit an dieser Stelle
vor als im übrigen. Daraus folgt die Helligkeit des Nachbildes
und die Steigerung dieser Helligkeit, wenn man auf eine weiße
Fläche blickt. Während der Betrachtung der Sonnenscheibe
findet dagegen an der direct gereizten Stelle nicht nur eine sehr
starke Dissimilirung, sondern auch eine sehr bedeutende, wenn-
gleich minder starke Assimilirung statt; durch erstere wird die
erregbare Substanz und das D-Vermögen stark gemindert,
durch letztere das vorhandene A-Material rasch verbraucht.
Hieraus resultirt nachher im verdunkelten Auge eine Empfindung,
welche auf einer nur schwachen Dissimilirung unter dem Einflusse
der innern Reize und auf einer noch schwächeren Assimilirung
beruht, also eine Empfindung, die zwar hell ist, aber ein sehr
kleines Gewicht hat. Lasse ich nun starkes Licht auf die ganze
Netzhaut fallen, so bewirkt dieses an der Stelle des Nachbildes
wegen der hier stark herabgesetzten D-Erregbarkeit eine nur
sehr kleine absolute Zunahme der Dissimilirung, die Assimilirung
dieser Stelle aber wird von der ganzen übrigen Netzhaut her
durch die große Dissimilirung derselben sehr unterstützt, und
da wegen der Kleinheit der Dissimilirung nur ein kleiner abso-
luter Zuwachs der Assimilirung nöthig ist, um letztere größer
werden zu lassen als erstere, und das Nachbild entsprechend zu
verdunkeln, so geschieht dies bei starker Beleuchtung wirklich,
obwohl das Assimilirungsmaterial an dieser Stelle so stark er-
schöpft ist.
Wenn man die ganze Netzhaut grell beleuchtet, indem man
z. B. gegen eine weit ausgebreitete sonnenbeschienene Wand
blickt, oder die geschlossenen Augen gegen die Sonne wendet,
und man verdunkelt dann die Augen, so sieht man keineswegs
ein tiefes Schwarz, sondern längere Zeit einen Lichtnebel, der
viel heller ist, als der nach längerer Ruhe des Auges sichtbare.
Dies hat ebenfalls seinen Grund in dem starken Verbrauch des
A-Materiales während der Reizung.
Die soeben angeführten und zahlreiche andere Thatsachen,
welche sich aus der Annahme einer besonderen A-Ermüdung
unter dem Einflusse des Lichtes erklären, liefern mir umgekehrt
auch den Beweis für die Richtigkeit der im §. 32 gemachten An-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Aus pragmatischen Gründen wurde für das DTA die z… [mehr]
Aus pragmatischen Gründen wurde für das DTA die zweite, unveränderte Auflage von 1878 zugrunde gelegt. Diese enthält Herings insgesamt sechs zwischen 1872 und 1876 erschienenen "Mittheilungen" "Zur Lehre vom Lichtsinne" aus den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften in Wien, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse.
Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hering_lichtsinn_1878/110>, abgerufen am 16.02.2025.
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