[Herder, Johann Gottfried von]: Plastik. Riga u. a., 1778.gleitet auf der Oberfläche mit Bild und Farbe um- Man klassificirt die schönen Künste ordent- griff
gleitet auf der Oberflaͤche mit Bild und Farbe um- Man klaſſificirt die ſchoͤnen Kuͤnſte ordent- griff
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gleitet auf der Oberflaͤche mit Bild und Farbe um-
her; uͤberdem hat er ſo Vieles und ſo Zuſammen-
geſetztes vor ſich, daß man mit ihm wohl nie auf
den Grund kommen wird. Er borgt von andern
und baut auf andre Sinne: ihre Huͤlfsbegriffe
muͤſſen ihm Grundlage feyn, die er nur mit Licht
umglaͤnzet. Dringe ich nun nicht in dieſe Be-
griffe andrer Sinne, ſuche ich nicht Geſtalt und
Form, ſtatt zu erſehen, urſpruͤnglich zu erfaſſen,
ſo ſchwebe ich mit meiner Theorie des Schoͤnen
und Wahren aus dem Geſichte ewig in der Luft,
und ſchwimme mit Seifenblaſen. Eine Theorie
ſchoͤner Formen aus Geſetzen der Optik iſt ſo viel
als eine Theorie der Muſik aus dem Geſchmacke.
„Die rothe Farbe, ſagte jener Blinde, nun be-
„greife ich ſie, ſie iſt wie der Schall einer Trom-
„pete„; und gerade das ſind viele Abhandlungen
der Aeſthetik aus andern in andre Sinne, daß man
zuletzt nicht weiß, wo oder wie man dran iſt?
Man klaſſificirt die ſchoͤnen Kuͤnſte ordent-
lich unter zwei Hauptſinne, Geſicht und Gehoͤr;
und dem erſten Hauptmanne gibt man alles, was
man will, aber er nicht fodert, Flaͤchen, For-
men, Farben, Geſtalten, Bildſaͤulen, Bret-
ter, Spruͤnge, Kleider. Daß man Bildſaͤu-
len ſehen kann, daran hat niemand gezweifelt;
ob aber aus dem Geſicht ſich urſpruͤnglich beſtim-
men laſſe, was ſchoͤne Form iſt? ob dieſer Be-
griff
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Zitationshilfe: | [Herder, Johann Gottfried von]: Plastik. Riga u. a., 1778, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_plastik_1778/21>, abgerufen am 22.07.2024. |