Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774.

Bild:
<< vorherige Seite



im eigentlichen Verstande des Worts ganz ge-
wiß ihr Werk sey -- das, glaube ich, wird
aus einiger Fortleitung der Jdeen eben so ge-
wiß. Nichts Orientalisches, Phönicisches und
Aegyptisches behielt seine Art mehr: es ward
Griechisch und in manchem Betracht waren sie,
fast zu sehr Originale, die alles nach ihrer Art
um- und einkleideten. Von der größten Er-
ßndung
und der wichtigsten Geschichte an, bis
auf Wort und Zeichen -- Alles ist davon
voll: Von Schritt zu Schritt, bey allen Na-
tionen ists ebenfalls so -- wer weiter Sy-
stem bauen, oder über Namen streiten will,
streite!



Es kam das Mannesalter menschlicher
Kräfte
und Bestrebungen -- die Römer.
Gegen die Griechen
hat Virgil auf einmal
sie geschildert, jenen schöne Künste und Ju-
gendübungen
überlassen.

tu regere imperio populos, Romane,
memento.

Ungefähr damit auch gegen die Nordländer
ihren Zug geschildert, die es ihnen viel-
leicht an barbarischer Härte, Stärke im

An-
C 4



im eigentlichen Verſtande des Worts ganz ge-
wiß ihr Werk ſey — das, glaube ich, wird
aus einiger Fortleitung der Jdeen eben ſo ge-
wiß. Nichts Orientaliſches, Phoͤniciſches und
Aegyptiſches behielt ſeine Art mehr: es ward
Griechiſch und in manchem Betracht waren ſie,
faſt zu ſehr Originale, die alles nach ihrer Art
um- und einkleideten. Von der groͤßten Er-
ßndung
und der wichtigſten Geſchichte an, bis
auf Wort und Zeichen — Alles iſt davon
voll: Von Schritt zu Schritt, bey allen Na-
tionen iſts ebenfalls ſo — wer weiter Sy-
ſtem bauen, oder uͤber Namen ſtreiten will,
ſtreite!



Es kam das Mannesalter menſchlicher
Kraͤfte
und Beſtrebungen — die Roͤmer.
Gegen die Griechen
hat Virgil auf einmal
ſie geſchildert, jenen ſchoͤne Kuͤnſte und Ju-
genduͤbungen
uͤberlaſſen.

tu regere imperio populos, Romane,
memento.

Ungefaͤhr damit auch gegen die Nordlaͤnder
ihren Zug geſchildert, die es ihnen viel-
leicht an barbariſcher Haͤrte, Staͤrke im

An-
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0043" n="39"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> im eigentlichen Ver&#x017F;tande des Worts ganz ge-<lb/>
wiß ihr Werk &#x017F;ey &#x2014; das, glaube ich, wird<lb/>
aus einiger Fortleitung der Jdeen eben &#x017F;o ge-<lb/>
wiß. Nichts Orientali&#x017F;ches, Pho&#x0364;nici&#x017F;ches und<lb/>
Aegypti&#x017F;ches behielt <hi rendition="#b">&#x017F;eine Art</hi> mehr: es ward<lb/><hi rendition="#b">Griechi&#x017F;ch</hi> und in manchem Betracht waren &#x017F;ie,<lb/>
fa&#x017F;t <hi rendition="#b">zu &#x017F;ehr</hi> Originale, die alles nach ihrer Art<lb/><hi rendition="#b">um-</hi> und <hi rendition="#b">einkleideten.</hi> Von der gro&#x0364;ßten <hi rendition="#b">Er-<lb/>
ßndung</hi> und der wichtig&#x017F;ten <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chichte</hi> an, bis<lb/>
auf <hi rendition="#b">Wort und Zeichen</hi> &#x2014; Alles i&#x017F;t davon<lb/>
voll: Von Schritt zu Schritt, bey allen Na-<lb/>
tionen i&#x017F;ts ebenfalls &#x017F;o &#x2014; wer weiter Sy-<lb/>
&#x017F;tem bauen, oder u&#x0364;ber Namen &#x017F;treiten will,<lb/>
&#x017F;treite!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Es kam das <hi rendition="#b">Mannesalter men&#x017F;chlicher<lb/>
Kra&#x0364;fte</hi> und <hi rendition="#b">Be&#x017F;trebungen &#x2014; die Ro&#x0364;mer.<lb/>
Gegen die Griechen</hi> hat Virgil auf einmal<lb/>
&#x017F;ie ge&#x017F;childert, jenen <hi rendition="#b">&#x017F;cho&#x0364;ne Ku&#x0364;n&#x017F;te</hi> und <hi rendition="#b">Ju-<lb/>
gendu&#x0364;bungen</hi> u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">tu regere imperio populos, Romane,<lb/>
memento.</hi> </hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Ungefa&#x0364;hr damit auch gegen die <hi rendition="#b">Nordla&#x0364;nder</hi><lb/>
ihren Zug ge&#x017F;childert, die es ihnen viel-<lb/>
leicht an <hi rendition="#b">barbari&#x017F;cher Ha&#x0364;rte, Sta&#x0364;rke im</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">An-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0043] im eigentlichen Verſtande des Worts ganz ge- wiß ihr Werk ſey — das, glaube ich, wird aus einiger Fortleitung der Jdeen eben ſo ge- wiß. Nichts Orientaliſches, Phoͤniciſches und Aegyptiſches behielt ſeine Art mehr: es ward Griechiſch und in manchem Betracht waren ſie, faſt zu ſehr Originale, die alles nach ihrer Art um- und einkleideten. Von der groͤßten Er- ßndung und der wichtigſten Geſchichte an, bis auf Wort und Zeichen — Alles iſt davon voll: Von Schritt zu Schritt, bey allen Na- tionen iſts ebenfalls ſo — wer weiter Sy- ſtem bauen, oder uͤber Namen ſtreiten will, ſtreite! Es kam das Mannesalter menſchlicher Kraͤfte und Beſtrebungen — die Roͤmer. Gegen die Griechen hat Virgil auf einmal ſie geſchildert, jenen ſchoͤne Kuͤnſte und Ju- genduͤbungen uͤberlaſſen. tu regere imperio populos, Romane, memento. Ungefaͤhr damit auch gegen die Nordlaͤnder ihren Zug geſchildert, die es ihnen viel- leicht an barbariſcher Haͤrte, Staͤrke im An- C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_philosophie_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_philosophie_1774/43
Zitationshilfe: [Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_philosophie_1774/43>, abgerufen am 21.11.2024.