[Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774.des Obern, der das Andenken alter Zeiten hatte, d) mit einer Art von kindlichem Reli- gionsgefühl mischet -- muftens denn, wie wir aus dem Geist und Herzen unsrer Zeit so sicher wähnen, e) nichts anders als Betrü- ger und Bösewichter seyn, die dergleichen Jdeen aufdrangen, arglistig erdichtet hatten, und argwüterisch mißbrauchten? Mags seyn, daß dergleichen Religionsgefühl, als Element unsrer Handlungen, für unsern philosophi- schen Welttheil, für unsere gebildete Zeit, für unsre freydenkende Verfassung von in- nen und außen äußerst schändlich und schäd- lich wären (ich glaube, sie ist, was noch mehr ist, leider! für ihn gar unmöglich) laß es seyn, daß die Boten Gottes, wenn sie jetzt erschienen, Betrüger und Bösewichter wären: siehst du nicht, daß es mit dem dortigen Geist der Zeit, des Landes, der Stufe des Men- schengeschlechts ganz anders ist? Blos schon die älteste Philosophie und Regierungsform hat so natürlich in allen Ländern ursprünglich Theologie seyn müssen! -- -- Der Mensch staunt alles an, ehe er sieht: kommt nur durch Ver d) Montesq. espr. l. 24. 25. e) Voltaire phil. de l'hist. Helvet Boulanger etc.
des Obern, der das Andenken alter Zeiten hatte, d) mit einer Art von kindlichem Reli- gionsgefuͤhl miſchet — muftens denn, wie wir aus dem Geiſt und Herzen unſrer Zeit ſo ſicher waͤhnen, e) nichts anders als Betruͤ- ger und Boͤſewichter ſeyn, die dergleichen Jdeen aufdrangen, argliſtig erdichtet hatten, und argwuͤteriſch mißbrauchten? Mags ſeyn, daß dergleichen Religionsgefuͤhl, als Element unſrer Handlungen, fuͤr unſern philoſophi- ſchen Welttheil, fuͤr unſere gebildete Zeit, fuͤr unſre freydenkende Verfaſſung von in- nen und außen aͤußerſt ſchaͤndlich und ſchaͤd- lich waͤren (ich glaube, ſie iſt, was noch mehr iſt, leider! fuͤr ihn gar unmoͤglich) laß es ſeyn, daß die Boten Gottes, wenn ſie jetzt erſchienen, Betruͤger und Boͤſewichter waͤren: ſiehſt du nicht, daß es mit dem dortigen Geiſt der Zeit, des Landes, der Stufe des Men- ſchengeſchlechts ganz anders iſt? Blos ſchon die aͤlteſte Philoſophie und Regierungsform hat ſo natuͤrlich in allen Laͤndern urſpruͤnglich Theologie ſeyn muͤſſen! — — Der Menſch ſtaunt alles an, ehe er ſieht: kommt nur durch Ver d) Montesq. eſpr. l. 24. 25. e) Voltaire phil. de l’hiſt. Helvet Boulanger etc.
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die ehrfurchtvolle Ergebung in den Wink
des Obern, der das Andenken alter Zeiten
hatte, d) mit einer Art von kindlichem Reli-
gionsgefuͤhl miſchet — muftens denn, wie
wir aus dem Geiſt und Herzen unſrer Zeit ſo
ſicher waͤhnen, e) nichts anders als Betruͤ-
ger und Boͤſewichter ſeyn, die dergleichen
Jdeen aufdrangen, argliſtig erdichtet hatten,
und argwuͤteriſch mißbrauchten? Mags ſeyn,
daß dergleichen Religionsgefuͤhl, als Element
unſrer Handlungen, fuͤr unſern philoſophi-
ſchen Welttheil, fuͤr unſere gebildete Zeit,
fuͤr unſre freydenkende Verfaſſung von in-
nen und außen aͤußerſt ſchaͤndlich und ſchaͤd-
lich waͤren (ich glaube, ſie iſt, was noch
mehr iſt, leider! fuͤr ihn gar unmoͤglich) laß
es ſeyn, daß die Boten Gottes, wenn ſie jetzt
erſchienen, Betruͤger und Boͤſewichter waͤren:
ſiehſt du nicht, daß es mit dem dortigen Geiſt
der Zeit, des Landes, der Stufe des Men-
ſchengeſchlechts ganz anders iſt? Blos ſchon
die aͤlteſte Philoſophie und Regierungsform
hat ſo natuͤrlich in allen Laͤndern urſpruͤnglich
Theologie ſeyn muͤſſen! — — Der Menſch
ſtaunt alles an, ehe er ſieht: kommt nur durch
Ver
d) Montesq. eſpr. l. 24. 25.
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