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[Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774.

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durch allein "bessere Welt" bilden könnte. --
Der Aufsatz, der Plan wurde abgefaßt, ge-
druckt, vergessen!
ein Lehrbuch der Erzie-
hung,
wie wir tausend haben! ein Kodex gu-
ter Regeln,
wie wir noch Millionen haben
werden, und die Welt wird bleiben, wie sie ist.

Wie anders dachten einst darüber die Zei-
ten und Völker, da alles noch so enge Na-
tional
war. Aus dem besondersten einzelnen
Bedürfnisse stieg jede Bildung herauf und kehr-
te dahin zurück -- lauter Erfahrung, That,
Anwendung des Lebens
in dem bestimmtesten
Kreise. Hier in der Patriarchenhütte: Dort
im engen Ackergebiete, dort in einer kleinen
Republik Menschen, wo man alles kennt,
fühlt, also auch zu fühlen geben konnte, das
menschliche Herz in Hand hatte, und übersahe,
was man sprach! da wars also ein guter Vor-
wurf, den unser erleuchtetes Jahrhundert den
minder erleuchteten Griechen macht, daß sie
nichts recht allgemeines und rein abgezognes
philosophirt, sondern immer in der Natur klei-
ner Bedürfnisse,
auf einem engen Schauplatz
gesprochen hätten. Da wars auch angewandt
gesprochen, jedes Wort fand Stelle: und in
den bessern, Zeiten, da man noch gar nicht

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durch allein „beſſere Welt„ bilden koͤnnte. —
Der Aufſatz, der Plan wurde abgefaßt, ge-
druckt, vergeſſen!
ein Lehrbuch der Erzie-
hung,
wie wir tauſend haben! ein Kodex gu-
ter Regeln,
wie wir noch Millionen haben
werden, und die Welt wird bleiben, wie ſie iſt.

Wie anders dachten einſt daruͤber die Zei-
ten und Voͤlker, da alles noch ſo enge Na-
tional
war. Aus dem beſonderſten einzelnen
Beduͤrfniſſe ſtieg jede Bildung herauf und kehr-
te dahin zuruͤck — lauter Erfahrung, That,
Anwendung des Lebens
in dem beſtimmteſten
Kreiſe. Hier in der Patriarchenhuͤtte: Dort
im engen Ackergebiete, dort in einer kleinen
Republik Menſchen, wo man alles kennt,
fuͤhlt, alſo auch zu fuͤhlen geben konnte, das
menſchliche Herz in Hand hatte, und uͤberſahe,
was man ſprach! da wars alſo ein guter Vor-
wurf, den unſer erleuchtetes Jahrhundert den
minder erleuchteten Griechen macht, daß ſie
nichts recht allgemeines und rein abgezognes
philoſophirt, ſondern immer in der Natur klei-
ner Beduͤrfniſſe,
auf einem engen Schauplatz
geſprochen haͤtten. Da wars auch angewandt
geſprochen, jedes Wort fand Stelle: und in
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[115/0119] durch allein „beſſere Welt„ bilden koͤnnte. — Der Aufſatz, der Plan wurde abgefaßt, ge- druckt, vergeſſen! ein Lehrbuch der Erzie- hung, wie wir tauſend haben! ein Kodex gu- ter Regeln, wie wir noch Millionen haben werden, und die Welt wird bleiben, wie ſie iſt. Wie anders dachten einſt daruͤber die Zei- ten und Voͤlker, da alles noch ſo enge Na- tional war. Aus dem beſonderſten einzelnen Beduͤrfniſſe ſtieg jede Bildung herauf und kehr- te dahin zuruͤck — lauter Erfahrung, That, Anwendung des Lebens in dem beſtimmteſten Kreiſe. Hier in der Patriarchenhuͤtte: Dort im engen Ackergebiete, dort in einer kleinen Republik Menſchen, wo man alles kennt, fuͤhlt, alſo auch zu fuͤhlen geben konnte, das menſchliche Herz in Hand hatte, und uͤberſahe, was man ſprach! da wars alſo ein guter Vor- wurf, den unſer erleuchtetes Jahrhundert den minder erleuchteten Griechen macht, daß ſie nichts recht allgemeines und rein abgezognes philoſophirt, ſondern immer in der Natur klei- ner Beduͤrfniſſe, auf einem engen Schauplatz geſprochen haͤtten. Da wars auch angewandt geſprochen, jedes Wort fand Stelle: und in den beſſern, Zeiten, da man noch gar nicht durch H 2

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Zitationshilfe: [Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_philosophie_1774/119>, abgerufen am 22.11.2024.