wird sich die Mühe nicht verdrießen lassen, in dem Kothe der alten deutschen Ennius Gold zu suchen: er wird alsdenn denen flu- chen, die uns diese Sprache entwandt; er wird dem Eigensinne des guten Christs wenigstens völlig Recht geben, da er erst über ihn lachte. Kommet her, ihr neuern schönen Geister, ihr Französirenden Wizzlinge, ihr Prosaisch- Poetische Stolperer, ihr berühmten Wochen- schriftsteller, ihr gelehrten Weisen im akade- mischen Paragraphenstil, ihr erbaulichen Redner im Kanzelstil: versucht es doch, aus euren reichen Vorrathskammern ein Buch unsres Jahrhunderts zu suchen, das in Ab- sicht der Schreibart die Würde der Bibel- übersetzung des Luthers erreichte. Versucht es, diese arme, simple, veraltete Bibelüber- setzung, über die mancher Neuling am Ge- schmack spottet, mit einigen neuern Verbesse- rungen zusammen zu halten. Leset Luther, und denn den Wertheimer in seinem Para- graphenstil, mit Wolfischen Kunstausdrü- cken verbrämt; ihr werdet solch einen Unter- scheid finden, als zwischen dem Griechischen Homer, und dem Deutschen Homer, wenn
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wird ſich die Muͤhe nicht verdrießen laſſen, in dem Kothe der alten deutſchen Ennius Gold zu ſuchen: er wird alsdenn denen flu- chen, die uns dieſe Sprache entwandt; er wird dem Eigenſinne des guten Chriſts wenigſtens voͤllig Recht geben, da er erſt uͤber ihn lachte. Kommet her, ihr neuern ſchoͤnen Geiſter, ihr Franzoͤſirenden Wizzlinge, ihr Proſaiſch- Poetiſche Stolperer, ihr beruͤhmten Wochen- ſchriftſteller, ihr gelehrten Weiſen im akade- miſchen Paragraphenſtil, ihr erbaulichen Redner im Kanzelſtil: verſucht es doch, aus euren reichen Vorrathskammern ein Buch unſres Jahrhunderts zu ſuchen, das in Ab- ſicht der Schreibart die Wuͤrde der Bibel- uͤberſetzung des Luthers erreichte. Verſucht es, dieſe arme, ſimple, veraltete Bibeluͤber- ſetzung, uͤber die mancher Neuling am Ge- ſchmack ſpottet, mit einigen neuern Verbeſſe- rungen zuſammen zu halten. Leſet Luther, und denn den Wertheimer in ſeinem Para- graphenſtil, mit Wolfiſchen Kunſtausdruͤ- cken verbraͤmt; ihr werdet ſolch einen Unter- ſcheid finden, als zwiſchen dem Griechiſchen Homer, und dem Deutſchen Homer, wenn
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wird ſich die Muͤhe nicht verdrießen laſſen,
in dem Kothe der alten deutſchen Ennius
Gold zu ſuchen: er wird alsdenn denen flu-
chen, die uns dieſe Sprache entwandt; er wird
dem Eigenſinne des guten Chriſts wenigſtens
voͤllig Recht geben, da er erſt uͤber ihn lachte.
Kommet her, ihr neuern ſchoͤnen Geiſter, ihr
Franzoͤſirenden Wizzlinge, ihr Proſaiſch-
Poetiſche Stolperer, ihr beruͤhmten Wochen-
ſchriftſteller, ihr gelehrten Weiſen im akade-
miſchen Paragraphenſtil, ihr erbaulichen
Redner im Kanzelſtil: verſucht es doch, aus
euren reichen Vorrathskammern ein Buch
unſres Jahrhunderts zu ſuchen, das in Ab-
ſicht der Schreibart die Wuͤrde der Bibel-
uͤberſetzung des Luthers erreichte. Verſucht
es, dieſe arme, ſimple, veraltete Bibeluͤber-
ſetzung, uͤber die mancher Neuling am Ge-
ſchmack ſpottet, mit einigen neuern Verbeſſe-
rungen zuſammen zu halten. Leſet Luther,
und denn den Wertheimer in ſeinem Para-
graphenſtil, mit Wolfiſchen Kunſtausdruͤ-
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Homer, und dem Deutſchen Homer, wenn
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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