ihn nicht blos klein; sondern schwarz macht: zwei sehr verschiedne Sachen. Wenn Wie- land zum Reformator ungeschickt ist, wie ichs gerne zugebe, warum muß er zu verste- hen geben, daß er aus dem Jnhalt der Dog- matik sich nichts mache, "warum müssen die "Theologen aufgeboten werden, dies in Be- "trachtung zu ziehen *," warum wird Shaftes- buri hier als der gefährlichste Feind der Re- ligion ihm zur Seite gestellt; es ist ja überall von Methode die Rede, und diese ist schlecht; der Kunstrichter kann sie widerlegen: er kann das Unnütze und Schädliche seiner Vorschlä- ge zeigen: er ruft aber aus: Mordbrenner! ehe man recht weiß, wo es brennt.
Cramers Methode, einem Kinde Jesum kennen zu lernen, mag untauglich seyn, "weil "sie eine Entkräftung, nicht Erleichterung "mit sich führt **," aber warum muß man sich + wundern, wie der Aufseher eine so heterodoxe Lehrart zur Nachahmung habe an- preisen können. Setzt dies nicht zum vor- aus: der Aufseher sollte orthodox seyn, sieht
seine
* Litt. Br. Th. 1. p. 63. 64.
** Litt. Br. Th. 3. p. 59.
+ p. 65.
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ihn nicht blos klein; ſondern ſchwarz macht: zwei ſehr verſchiedne Sachen. Wenn Wie- land zum Reformator ungeſchickt iſt, wie ichs gerne zugebe, warum muß er zu verſte- hen geben, daß er aus dem Jnhalt der Dog- matik ſich nichts mache, „warum muͤſſen die „Theologen aufgeboten werden, dies in Be- „trachtung zu ziehen *,„ warum wird Shaftes- buri hier als der gefaͤhrlichſte Feind der Re- ligion ihm zur Seite geſtellt; es iſt ja uͤberall von Methode die Rede, und dieſe iſt ſchlecht; der Kunſtrichter kann ſie widerlegen: er kann das Unnuͤtze und Schaͤdliche ſeiner Vorſchlaͤ- ge zeigen: er ruft aber aus: Mordbrenner! ehe man recht weiß, wo es brennt.
Cramers Methode, einem Kinde Jeſum kennen zu lernen, mag untauglich ſeyn, „weil „ſie eine Entkraͤftung, nicht Erleichterung „mit ſich fuͤhrt **,„ aber warum muß man ſich † wundern, wie der Aufſeher eine ſo heterodoxe Lehrart zur Nachahmung habe an- preiſen koͤnnen. Setzt dies nicht zum vor- aus: der Aufſeher ſollte orthodox ſeyn, ſieht
ſeine
* Litt. Br. Th. 1. p. 63. 64.
** Litt. Br. Th. 3. p. 59.
† p. 65.
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ihn nicht blos klein; ſondern ſchwarz macht:
zwei ſehr verſchiedne Sachen. Wenn Wie-
land zum Reformator ungeſchickt iſt, wie
ichs gerne zugebe, warum muß er zu verſte-
hen geben, daß er aus dem Jnhalt der Dog-
matik ſich nichts mache, „warum muͤſſen die
„Theologen aufgeboten werden, dies in Be-
„trachtung zu ziehen *,„ warum wird Shaftes-
buri hier als der gefaͤhrlichſte Feind der Re-
ligion ihm zur Seite geſtellt; es iſt ja uͤberall
von Methode die Rede, und dieſe iſt ſchlecht;
der Kunſtrichter kann ſie widerlegen: er kann
das Unnuͤtze und Schaͤdliche ſeiner Vorſchlaͤ-
ge zeigen: er ruft aber aus: Mordbrenner!
ehe man recht weiß, wo es brennt.
Cramers Methode, einem Kinde Jeſum
kennen zu lernen, mag untauglich ſeyn, „weil
„ſie eine Entkraͤftung, nicht Erleichterung
„mit ſich fuͤhrt **,„ aber warum muß man
ſich † wundern, wie der Aufſeher eine ſo
heterodoxe Lehrart zur Nachahmung habe an-
preiſen koͤnnen. Setzt dies nicht zum vor-
aus: der Aufſeher ſollte orthodox ſeyn, ſieht
ſeine
* Litt. Br. Th. 1. p. 63. 64.
** Litt. Br. Th. 3. p. 59.
† p. 65.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/305>, abgerufen am 16.02.2025.
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