nie jene versammlete Curien und Centurien, der Ausschuß von den Geschlechtern Roms, sondern nach der Menge zu rechnen, eine Ver- sammlung von gesundem guten Verstande ist, so wie ihn die Natur gibt, eine mittlere Erziehung bildet, und denn das gemeine Leben beschäftigt: so muß auch der innere Geist des Vortrags sich nie über diese Sphäre erheben. Es ist eine sehr alte Schwierigkeit, daß die Zuhörer bei keiner Versammlung ge- theilter und verschiedner an Geschmack und Cultur wären, als die Versammlung des Kanzelredners, und bei vielen, insonderheit jungen Rednern, hat sie den Schaden gethan, daß sie ihrem Vortrage die größeste Ungleich- heit gegeben: hier verliert er sich in Wolken, dort schleicht er im Staube, um wie man sich entschuldigt, beiderlei Denkarten zu um- fassen. Allein, eine mittlere Höhe, die man zu treffen sucht, ist, nicht blos bequemer, son- dern auch wirklich die einzige, und beste, und das ist der populaire, freundschaftliche und vertrauliche Ton, der sich zur feinern Spra- che des gemeinen Lebens herabläßt, alle scharfe abstrakte Jdeen lieber in fließende sorg-
samere
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nie jene verſammlete Curien und Centurien, der Ausſchuß von den Geſchlechtern Roms, ſondern nach der Menge zu rechnen, eine Ver- ſammlung von geſundem guten Verſtande iſt, ſo wie ihn die Natur gibt, eine mittlere Erziehung bildet, und denn das gemeine Leben beſchaͤftigt: ſo muß auch der innere Geiſt des Vortrags ſich nie uͤber dieſe Sphaͤre erheben. Es iſt eine ſehr alte Schwierigkeit, daß die Zuhoͤrer bei keiner Verſammlung ge- theilter und verſchiedner an Geſchmack und Cultur waͤren, als die Verſammlung des Kanzelredners, und bei vielen, inſonderheit jungen Rednern, hat ſie den Schaden gethan, daß ſie ihrem Vortrage die groͤßeſte Ungleich- heit gegeben: hier verliert er ſich in Wolken, dort ſchleicht er im Staube, um wie man ſich entſchuldigt, beiderlei Denkarten zu um- faſſen. Allein, eine mittlere Hoͤhe, die man zu treffen ſucht, iſt, nicht blos bequemer, ſon- dern auch wirklich die einzige, und beſte, und das iſt der populaire, freundſchaftliche und vertrauliche Ton, der ſich zur feinern Spra- che des gemeinen Lebens herablaͤßt, alle ſcharfe abſtrakte Jdeen lieber in fließende ſorg-
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nie jene verſammlete Curien und Centurien,
der Ausſchuß von den Geſchlechtern Roms,
ſondern nach der Menge zu rechnen, eine Ver-
ſammlung von geſundem guten Verſtande
iſt, ſo wie ihn die Natur gibt, eine mittlere
Erziehung bildet, und denn das gemeine
Leben beſchaͤftigt: ſo muß auch der innere
Geiſt des Vortrags ſich nie uͤber dieſe Sphaͤre
erheben. Es iſt eine ſehr alte Schwierigkeit,
daß die Zuhoͤrer bei keiner Verſammlung ge-
theilter und verſchiedner an Geſchmack und
Cultur waͤren, als die Verſammlung des
Kanzelredners, und bei vielen, inſonderheit
jungen Rednern, hat ſie den Schaden gethan,
daß ſie ihrem Vortrage die groͤßeſte Ungleich-
heit gegeben: hier verliert er ſich in Wolken,
dort ſchleicht er im Staube, um wie man
ſich entſchuldigt, beiderlei Denkarten zu um-
faſſen. Allein, eine mittlere Hoͤhe, die man
zu treffen ſucht, iſt, nicht blos bequemer, ſon-
dern auch wirklich die einzige, und beſte, und
das iſt der populaire, freundſchaftliche und
vertrauliche Ton, der ſich zur feinern Spra-
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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