Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
Wo mit dem Pinsel und mit Saiten
Jn Larven und im Lorbeerkranz
Die Musen sich bereiten
Zum schönsten Reihentanz.



Eine Ode von dieser Art ist mehr für ein
Odengenie, als ein schlechtes poetisches Col-
legium: fast jede Nummer zeigt "die höchste
poetische Kunst des Dichters, die Allegorie
in seiner Gewalt zu haben:" auf die Art be-
strebe ich mich, den Pindar und Horaz mir
selbst zu erklären: und so erkläre man sich,
jede Ode Rammlers, um ihre sinnlichen Bil-
der in aller ihrer bedeutungsvollen Schönheit
zu erblicken. -- Jch sollte meinen Lesern
diese Ode jetzt von einer andern Seite zeigen,
um sie nach ihrer ganzen Anordnung und
Bauart zu betrachten, die Ordnung, Ver-
bindung
und Ausschmückung ihrer Theile zu

bemer-
haus führt die römische Aufschrift: Fridericus
Rex Apollini et Musis.
Der Schluß des
Liedes bezeichnet es deutlicher: denn aus
Poesie, Musik, Decorationen, und Balletten
erwachst die Oper.
Wo mit dem Pinſel und mit Saiten
Jn Larven und im Lorbeerkranz
Die Muſen ſich bereiten
Zum ſchoͤnſten Reihentanz.



Eine Ode von dieſer Art iſt mehr fuͤr ein
Odengenie, als ein ſchlechtes poetiſches Col-
legium: faſt jede Nummer zeigt „die hoͤchſte
poetiſche Kunſt des Dichters, die Allegorie
in ſeiner Gewalt zu haben:„ auf die Art be-
ſtrebe ich mich, den Pindar und Horaz mir
ſelbſt zu erklaͤren: und ſo erklaͤre man ſich,
jede Ode Rammlers, um ihre ſinnlichen Bil-
der in aller ihrer bedeutungsvollen Schoͤnheit
zu erblicken. — Jch ſollte meinen Leſern
dieſe Ode jetzt von einer andern Seite zeigen,
um ſie nach ihrer ganzen Anordnung und
Bauart zu betrachten, die Ordnung, Ver-
bindung
und Ausſchmuͤckung ihrer Theile zu

bemer-
haus fuͤhrt die roͤmiſche Aufſchrift: Fridericus
Rex Apollini et Muſis.
Der Schluß des
Liedes bezeichnet es deutlicher: denn aus
Poeſie, Muſik, Decorationen, und Balletten
erwachſt die Oper.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <cit>
                  <quote>
                    <lg type="poem">
                      <pb facs="#f0192" n="184"/>
                      <l>Wo mit dem Pin&#x017F;el und mit Saiten</l><lb/>
                      <l>Jn Larven und im Lorbeerkranz</l><lb/>
                      <l>Die Mu&#x017F;en &#x017F;ich bereiten</l><lb/>
                      <l>Zum &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Reihentanz.</l>
                    </lg>
                  </quote>
                </cit><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
                <p>Eine Ode von die&#x017F;er Art i&#x017F;t mehr fu&#x0364;r ein<lb/>
Odengenie, als ein &#x017F;chlechtes poeti&#x017F;ches Col-<lb/>
legium: fa&#x017F;t jede Nummer zeigt &#x201E;die ho&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
poeti&#x017F;che Kun&#x017F;t des Dichters, die Allegorie<lb/>
in &#x017F;einer Gewalt zu haben:&#x201E; auf die Art be-<lb/>
&#x017F;trebe ich mich, den <hi rendition="#fr">Pindar</hi> und <hi rendition="#fr">Horaz</hi> mir<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu erkla&#x0364;ren: und &#x017F;o erkla&#x0364;re man &#x017F;ich,<lb/>
jede Ode Rammlers, um ihre &#x017F;innlichen Bil-<lb/>
der in aller ihrer bedeutungsvollen Scho&#x0364;nheit<lb/>
zu erblicken. &#x2014; Jch &#x017F;ollte meinen Le&#x017F;ern<lb/>
die&#x017F;e Ode jetzt von einer andern Seite zeigen,<lb/>
um &#x017F;ie nach <hi rendition="#fr">ihrer ganzen Anordnung</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Bauart</hi> zu betrachten, die <hi rendition="#fr">Ordnung, Ver-<lb/>
bindung</hi> und Aus&#x017F;chmu&#x0364;ckung ihrer Theile zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bemer-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_8_2" prev="#seg2pn_8_1" place="foot" n="19)">haus fu&#x0364;hrt die ro&#x0364;mi&#x017F;che Auf&#x017F;chrift: <hi rendition="#aq">Fridericus<lb/>
Rex Apollini et Mu&#x017F;is.</hi> Der Schluß des<lb/>
Liedes bezeichnet es deutlicher: denn aus<lb/>
Poe&#x017F;ie, Mu&#x017F;ik, Decorationen, und Balletten<lb/>
erwach&#x017F;t die Oper.</note><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0192] Wo mit dem Pinſel und mit Saiten Jn Larven und im Lorbeerkranz Die Muſen ſich bereiten Zum ſchoͤnſten Reihentanz. Eine Ode von dieſer Art iſt mehr fuͤr ein Odengenie, als ein ſchlechtes poetiſches Col- legium: faſt jede Nummer zeigt „die hoͤchſte poetiſche Kunſt des Dichters, die Allegorie in ſeiner Gewalt zu haben:„ auf die Art be- ſtrebe ich mich, den Pindar und Horaz mir ſelbſt zu erklaͤren: und ſo erklaͤre man ſich, jede Ode Rammlers, um ihre ſinnlichen Bil- der in aller ihrer bedeutungsvollen Schoͤnheit zu erblicken. — Jch ſollte meinen Leſern dieſe Ode jetzt von einer andern Seite zeigen, um ſie nach ihrer ganzen Anordnung und Bauart zu betrachten, die Ordnung, Ver- bindung und Ausſchmuͤckung ihrer Theile zu bemer- 19) 19) haus fuͤhrt die roͤmiſche Aufſchrift: Fridericus Rex Apollini et Muſis. Der Schluß des Liedes bezeichnet es deutlicher: denn aus Poeſie, Muſik, Decorationen, und Balletten erwachſt die Oper.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/192
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/192>, abgerufen am 21.11.2024.