Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
Und alle, die den Kampf verloren,
Bestätigten durch einen Eid:
Die Stadt 17) sei nur geboren
Zu Waffen und zum Streit.
So sang Calliope 18), die voll Entzücken
Umhängt mit ihrer goldnen Tuba kam,
Und nicht gesehn von ungeweihten Blicken,
Den Weg zum Tempel des Apollo nahm 19),

Wo
gegen den zahlreichsten Feind gingen und
siegten. Man untersuche die genaue Aehn-
lichkeit selber.
17) Wird von Sparta gesagt, und deucht un-
serm Dichter schöner, als wenn es gerade zu
von Berlin gesagt würde: weil man die Ei-
genschaften von Sparta sonst nicht erführe,
weil der Geist die angenehme Beschäftigung
bekömmt, es auf Berlin zu deuten, weil ein
folches Lob zugleich feiner ist, und weil kein
lyrischer Schwung darinn ware, wenn der
Poet in eben der Construction fortführe: Du
zogst vom Schall etc.
18) Calliope, die Muse, besingt, wenn man
ihr ein besondres Amt geben will, die Helden
am liebsten. Dieses deutet auch ihr Ehren-
zeichen, die Drommete, an.
19) Apollo ist der Gott der Musen, oder der
Erfinder der freien Künste. Unser Opern-
haus
M 4
Und alle, die den Kampf verloren,
Beſtaͤtigten durch einen Eid:
Die Stadt 17) ſei nur geboren
Zu Waffen und zum Streit.
So ſang Calliope 18), die voll Entzuͤcken
Umhaͤngt mit ihrer goldnen Tuba kam,
Und nicht geſehn von ungeweihten Blicken,
Den Weg zum Tempel des Apollo nahm 19),

Wo
gegen den zahlreichſten Feind gingen und
ſiegten. Man unterſuche die genaue Aehn-
lichkeit ſelber.
17) Wird von Sparta geſagt, und deucht un-
ſerm Dichter ſchoͤner, als wenn es gerade zu
von Berlin geſagt wuͤrde: weil man die Ei-
genſchaften von Sparta ſonſt nicht erfuͤhre,
weil der Geiſt die angenehme Beſchaͤftigung
bekoͤmmt, es auf Berlin zu deuten, weil ein
folches Lob zugleich feiner iſt, und weil kein
lyriſcher Schwung darinn ware, wenn der
Poet in eben der Conſtruction fortfuͤhre: Du
zogſt vom Schall ꝛc.
18) Calliope, die Muſe, beſingt, wenn man
ihr ein beſondres Amt geben will, die Helden
am liebſten. Dieſes deutet auch ihr Ehren-
zeichen, die Drommete, an.
19) Apollo iſt der Gott der Muſen, oder der
Erfinder der freien Kuͤnſte. Unſer Opern-
haus
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <cit>
                  <quote>
                    <lg type="poem">
                      <pb facs="#f0191" n="183"/>
                      <l>Und alle, die den Kampf verloren,</l><lb/>
                      <l>Be&#x017F;ta&#x0364;tigten durch einen Eid:</l><lb/>
                      <l>Die Stadt <note place="foot" n="17)">Wird von Sparta ge&#x017F;agt, und deucht un-<lb/>
&#x017F;erm Dichter &#x017F;cho&#x0364;ner, als wenn es gerade zu<lb/>
von Berlin ge&#x017F;agt wu&#x0364;rde: weil man die Ei-<lb/>
gen&#x017F;chaften von <hi rendition="#fr">Sparta</hi> &#x017F;on&#x017F;t nicht erfu&#x0364;hre,<lb/>
weil der Gei&#x017F;t die angenehme Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung<lb/>
beko&#x0364;mmt, es auf Berlin zu deuten, weil ein<lb/>
folches Lob zugleich feiner i&#x017F;t, und weil kein<lb/>
lyri&#x017F;cher Schwung darinn ware, wenn der<lb/>
Poet in eben der Con&#x017F;truction fortfu&#x0364;hre: Du<lb/>
zog&#x017F;t vom <hi rendition="#fr">Schall</hi> &#xA75B;c.</note> &#x017F;ei nur geboren</l><lb/>
                      <l>Zu Waffen und zum Streit.</l><lb/>
                      <l>So &#x017F;ang <hi rendition="#fr">Calliope</hi> <note place="foot" n="18)">Calliope, die Mu&#x017F;e, be&#x017F;ingt, wenn man<lb/>
ihr ein be&#x017F;ondres Amt geben will, die Helden<lb/>
am lieb&#x017F;ten. Die&#x017F;es deutet auch ihr Ehren-<lb/>
zeichen, die Drommete, an.</note>, die voll Entzu&#x0364;cken</l><lb/>
                      <l>Umha&#x0364;ngt mit ihrer goldnen Tuba kam,</l><lb/>
                      <l>Und nicht ge&#x017F;ehn von ungeweihten Blicken,</l><lb/>
                      <l>Den Weg zum Tempel des Apollo nahm <note xml:id="seg2pn_8_1" next="#seg2pn_8_2" place="foot" n="19)">Apollo i&#x017F;t der Gott der Mu&#x017F;en, oder der<lb/>
Erfinder der freien Ku&#x0364;n&#x017F;te. Un&#x017F;er Opern-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">haus</fw></note>,</l><lb/>
                      <fw place="bottom" type="sig">M 4</fw>
                      <fw place="bottom" type="catch">Wo</fw><lb/>
                      <l>
                        <note xml:id="seg2pn_7_2" prev="#seg2pn_7_1" place="foot" n="16)">gegen den zahlreich&#x017F;ten Feind gingen und<lb/>
&#x017F;iegten. Man unter&#x017F;uche die genaue Aehn-<lb/>
lichkeit &#x017F;elber.</note>
                      </l><lb/>
                    </lg>
                  </quote>
                </cit>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0191] Und alle, die den Kampf verloren, Beſtaͤtigten durch einen Eid: Die Stadt 17) ſei nur geboren Zu Waffen und zum Streit. So ſang Calliope 18), die voll Entzuͤcken Umhaͤngt mit ihrer goldnen Tuba kam, Und nicht geſehn von ungeweihten Blicken, Den Weg zum Tempel des Apollo nahm 19), Wo 16) 17) Wird von Sparta geſagt, und deucht un- ſerm Dichter ſchoͤner, als wenn es gerade zu von Berlin geſagt wuͤrde: weil man die Ei- genſchaften von Sparta ſonſt nicht erfuͤhre, weil der Geiſt die angenehme Beſchaͤftigung bekoͤmmt, es auf Berlin zu deuten, weil ein folches Lob zugleich feiner iſt, und weil kein lyriſcher Schwung darinn ware, wenn der Poet in eben der Conſtruction fortfuͤhre: Du zogſt vom Schall ꝛc. 18) Calliope, die Muſe, beſingt, wenn man ihr ein beſondres Amt geben will, die Helden am liebſten. Dieſes deutet auch ihr Ehren- zeichen, die Drommete, an. 19) Apollo iſt der Gott der Muſen, oder der Erfinder der freien Kuͤnſte. Unſer Opern- haus 16) gegen den zahlreichſten Feind gingen und ſiegten. Man unterſuche die genaue Aehn- lichkeit ſelber. M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/191
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/191>, abgerufen am 21.11.2024.