chisch, oder altrömisch seyn, da sie freilich gegen die wilden Anfälle auch selbst in Frie- denszeiten sich mit Drat und Beil waffnen mußte; wir bitten eine Concordia vom Him- mel, die die Ate von der Erde ablöse, nicht vor sich gehen habe. -- Die Ode an die Feinde des Königes verliert sich glücklich, aber vielleicht zu weit in jene herkulische Zei- ten, da die Götter dieser Welt zugleich Un- geheuer heißen konnten, wenn die Allegorie es schön fand: in die poetische Zeiten, da weder Tapferkeit noch Verfolgung in dem Gesichtspunkt des Moralischen vom Dichter durften angesehen werden. -- Die Ode an Hymen* ist werth, daß Hymen,
wenn ihn noch ein festlich Lied herab vom Himmel ziehet --
auch dem Sänger selbst erscheine,
-- zwei Ring' an einer Hand und um die Schläfe Myrthen und um den Arm ein goldnes Band, ihm eine Braut zu gürten.
Sein Lied an Fabius ist ein feiner Ge- danke, der aber nicht zu einer Allegorie hat
durch-
* Litt. Br. Th. 23. p. 90.
chiſch, oder altroͤmiſch ſeyn, da ſie freilich gegen die wilden Anfaͤlle auch ſelbſt in Frie- denszeiten ſich mit Drat und Beil waffnen mußte; wir bitten eine Concordia vom Him- mel, die die Ate von der Erde abloͤſe, nicht vor ſich gehen habe. — Die Ode an die Feinde des Koͤniges verliert ſich gluͤcklich, aber vielleicht zu weit in jene herkuliſche Zei- ten, da die Goͤtter dieſer Welt zugleich Un- geheuer heißen konnten, wenn die Allegorie es ſchoͤn fand: in die poetiſche Zeiten, da weder Tapferkeit noch Verfolgung in dem Geſichtspunkt des Moraliſchen vom Dichter durften angeſehen werden. — Die Ode an Hymen* iſt werth, daß Hymen,
wenn ihn noch ein feſtlich Lied herab vom Himmel ziehet —
auch dem Saͤnger ſelbſt erſcheine,
— zwei Ring’ an einer Hand und um die Schlaͤfe Myrthen und um den Arm ein goldnes Band, ihm eine Braut zu guͤrten.
Sein Lied an Fabius iſt ein feiner Ge- danke, der aber nicht zu einer Allegorie hat
durch-
* Litt. Br. Th. 23. p. 90.
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chiſch, oder altroͤmiſch ſeyn, da ſie freilich
gegen die wilden Anfaͤlle auch ſelbſt in Frie-
denszeiten ſich mit Drat und Beil waffnen
mußte; wir bitten eine Concordia vom Him-
mel, die die Ate von der Erde abloͤſe, nicht
vor ſich gehen habe. — Die Ode an die
Feinde des Koͤniges verliert ſich gluͤcklich,
aber vielleicht zu weit in jene herkuliſche Zei-
ten, da die Goͤtter dieſer Welt zugleich Un-
geheuer heißen konnten, wenn die Allegorie
es ſchoͤn fand: in die poetiſche Zeiten, da
weder Tapferkeit noch Verfolgung in dem
Geſichtspunkt des Moraliſchen vom Dichter
durften angeſehen werden. — Die Ode an
Hymen * iſt werth, daß Hymen,
wenn ihn noch ein feſtlich Lied
herab vom Himmel ziehet —
auch dem Saͤnger ſelbſt erſcheine,
— zwei Ring’ an einer Hand
und um die Schlaͤfe Myrthen
und um den Arm ein goldnes Band,
ihm eine Braut zu guͤrten.
Sein Lied an Fabius iſt ein feiner Ge-
danke, der aber nicht zu einer Allegorie hat
durch-
* Litt. Br. Th. 23. p. 90.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/182>, abgerufen am 18.07.2024.
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