dern an die Stelle, da ich von dem neuen Wege rede, den wir einzuschlagen glauben, oder einschlagen können, um Originale zu seyn.
Jch will jetzt mit einigen freyen Gedanken von den Gränzen in dem Gebrauche der My- thologie beschliessen, die ich nicht als künstli- ches Gebäude zum Anschauen hinstelle, son- dern als Materialien hinwerfe: vorüberge- hender Leser! brauchst du etwas für dich, so stecke es bei dich, ohne daß ich dich nament- lich rufe: Jetzt treffe ich mehr mit dem Ver- fasser der homerischen Briefe zusammen, und vielleicht erkläre ich seine Gedanken.
4.
Man muß die Mythologie blos als Werk- zeug brauchen, nicht als Zweck, um sich von der Seite des Gelehrten, oder Artisten zu zeigen: Die Erstern erinnern mich an die Worte in Vida Poetik:
- - - Sunt, qui, vt se plurima nosse Ostentent, pateatque suarum opulentia rerum Quidquid opum congesserunt, sine more, sine arte Irrisi effundunt, et versibus omnia aceruant.
Die
dern an die Stelle, da ich von dem neuen Wege rede, den wir einzuſchlagen glauben, oder einſchlagen koͤnnen, um Originale zu ſeyn.
Jch will jetzt mit einigen freyen Gedanken von den Graͤnzen in dem Gebrauche der My- thologie beſchlieſſen, die ich nicht als kuͤnſtli- ches Gebaͤude zum Anſchauen hinſtelle, ſon- dern als Materialien hinwerfe: voruͤberge- hender Leſer! brauchſt du etwas fuͤr dich, ſo ſtecke es bei dich, ohne daß ich dich nament- lich rufe: Jetzt treffe ich mehr mit dem Ver- faſſer der homeriſchen Briefe zuſammen, und vielleicht erklaͤre ich ſeine Gedanken.
4.
Man muß die Mythologie blos als Werk- zeug brauchen, nicht als Zweck, um ſich von der Seite des Gelehrten, oder Artiſten zu zeigen: Die Erſtern erinnern mich an die Worte in Vida Poetik:
‒ ‒ ‒ Sunt, qui, vt ſe plurima noſſe Oſtentent, pateatque ſuarum opulentia rerum Quidquid opum congeſſerunt, ſine more, ſine arte Irriſi effundunt, et verſibus omnia aceruant.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0156"n="148"/>
dern an die Stelle, da ich von dem neuen<lb/>
Wege rede, den wir einzuſchlagen glauben,<lb/>
oder einſchlagen koͤnnen, um Originale zu ſeyn.</p><lb/><p>Jch will jetzt mit einigen freyen Gedanken<lb/>
von den Graͤnzen in dem Gebrauche der My-<lb/>
thologie beſchlieſſen, die ich nicht als kuͤnſtli-<lb/>
ches Gebaͤude zum Anſchauen hinſtelle, ſon-<lb/>
dern als Materialien hinwerfe: voruͤberge-<lb/>
hender Leſer! brauchſt du etwas fuͤr dich, ſo<lb/>ſtecke es bei dich, ohne daß ich dich nament-<lb/>
lich rufe: Jetzt treffe ich mehr mit dem Ver-<lb/>
faſſer der <hirendition="#fr">homeriſchen Briefe</hi> zuſammen,<lb/>
und vielleicht erklaͤre ich ſeine Gedanken.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="5"><head><hirendition="#b">4.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">M</hi>an muß die Mythologie blos als Werk-<lb/>
zeug brauchen, nicht als Zweck, um ſich von<lb/>
der Seite des <hirendition="#fr">Gelehrten,</hi> oder <hirendition="#fr">Artiſten</hi> zu<lb/>
zeigen: Die Erſtern erinnern mich an die<lb/>
Worte in Vida Poetik:</p><lb/><cit><quote><lgtype="poem"><l><hirendition="#aq">‒‒‒ Sunt, qui, vt ſe plurima noſſe</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Oſtentent, pateatque ſuarum opulentia rerum</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Quidquid opum congeſſerunt, ſine more, ſine arte</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Irriſi effundunt, et verſibus omnia aceruant.</hi></l></lg></quote></cit><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[148/0156]
dern an die Stelle, da ich von dem neuen
Wege rede, den wir einzuſchlagen glauben,
oder einſchlagen koͤnnen, um Originale zu ſeyn.
Jch will jetzt mit einigen freyen Gedanken
von den Graͤnzen in dem Gebrauche der My-
thologie beſchlieſſen, die ich nicht als kuͤnſtli-
ches Gebaͤude zum Anſchauen hinſtelle, ſon-
dern als Materialien hinwerfe: voruͤberge-
hender Leſer! brauchſt du etwas fuͤr dich, ſo
ſtecke es bei dich, ohne daß ich dich nament-
lich rufe: Jetzt treffe ich mehr mit dem Ver-
faſſer der homeriſchen Briefe zuſammen,
und vielleicht erklaͤre ich ſeine Gedanken.
4.
Man muß die Mythologie blos als Werk-
zeug brauchen, nicht als Zweck, um ſich von
der Seite des Gelehrten, oder Artiſten zu
zeigen: Die Erſtern erinnern mich an die
Worte in Vida Poetik:
‒ ‒ ‒ Sunt, qui, vt ſe plurima noſſe
Oſtentent, pateatque ſuarum opulentia rerum
Quidquid opum congeſſerunt, ſine more, ſine arte
Irriſi effundunt, et verſibus omnia aceruant.
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/156>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.