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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

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dern an die Stelle, da ich von dem neuen
Wege rede, den wir einzuschlagen glauben,
oder einschlagen können, um Originale zu seyn.

Jch will jetzt mit einigen freyen Gedanken
von den Gränzen in dem Gebrauche der My-
thologie beschliessen, die ich nicht als künstli-
ches Gebäude zum Anschauen hinstelle, son-
dern als Materialien hinwerfe: vorüberge-
hender Leser! brauchst du etwas für dich, so
stecke es bei dich, ohne daß ich dich nament-
lich rufe: Jetzt treffe ich mehr mit dem Ver-
fasser der homerischen Briefe zusammen,
und vielleicht erkläre ich seine Gedanken.



4.

Man muß die Mythologie blos als Werk-
zeug brauchen, nicht als Zweck, um sich von
der Seite des Gelehrten, oder Artisten zu
zeigen: Die Erstern erinnern mich an die
Worte in Vida Poetik:

- - - Sunt, qui, vt se plurima nosse
Ostentent, pateatque suarum opulentia rerum
Quidquid opum congesserunt, sine more, sine arte
Irrisi effundunt, et versibus omnia aceruant.

Die

dern an die Stelle, da ich von dem neuen
Wege rede, den wir einzuſchlagen glauben,
oder einſchlagen koͤnnen, um Originale zu ſeyn.

Jch will jetzt mit einigen freyen Gedanken
von den Graͤnzen in dem Gebrauche der My-
thologie beſchlieſſen, die ich nicht als kuͤnſtli-
ches Gebaͤude zum Anſchauen hinſtelle, ſon-
dern als Materialien hinwerfe: voruͤberge-
hender Leſer! brauchſt du etwas fuͤr dich, ſo
ſtecke es bei dich, ohne daß ich dich nament-
lich rufe: Jetzt treffe ich mehr mit dem Ver-
faſſer der homeriſchen Briefe zuſammen,
und vielleicht erklaͤre ich ſeine Gedanken.



4.

Man muß die Mythologie blos als Werk-
zeug brauchen, nicht als Zweck, um ſich von
der Seite des Gelehrten, oder Artiſten zu
zeigen: Die Erſtern erinnern mich an die
Worte in Vida Poetik:

‒ ‒ ‒ Sunt, qui, vt ſe plurima noſſe
Oſtentent, pateatque ſuarum opulentia rerum
Quidquid opum congeſſerunt, ſine more, ſine arte
Irriſi effundunt, et verſibus omnia aceruant.

Die
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[148/0156] dern an die Stelle, da ich von dem neuen Wege rede, den wir einzuſchlagen glauben, oder einſchlagen koͤnnen, um Originale zu ſeyn. Jch will jetzt mit einigen freyen Gedanken von den Graͤnzen in dem Gebrauche der My- thologie beſchlieſſen, die ich nicht als kuͤnſtli- ches Gebaͤude zum Anſchauen hinſtelle, ſon- dern als Materialien hinwerfe: voruͤberge- hender Leſer! brauchſt du etwas fuͤr dich, ſo ſtecke es bei dich, ohne daß ich dich nament- lich rufe: Jetzt treffe ich mehr mit dem Ver- faſſer der homeriſchen Briefe zuſammen, und vielleicht erklaͤre ich ſeine Gedanken. 4. Man muß die Mythologie blos als Werk- zeug brauchen, nicht als Zweck, um ſich von der Seite des Gelehrten, oder Artiſten zu zeigen: Die Erſtern erinnern mich an die Worte in Vida Poetik: ‒ ‒ ‒ Sunt, qui, vt ſe plurima noſſe Oſtentent, pateatque ſuarum opulentia rerum Quidquid opum congeſſerunt, ſine more, ſine arte Irriſi effundunt, et verſibus omnia aceruant. Die

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/156>, abgerufen am 24.11.2024.