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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

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bäude gebrauche, die Materialien, die sie
gebrauchen könnte,
nach der Bauart, Form,
den Theilen, und der äußern und innern Zier-
lichkeit einer griechischen oder römischen, auf-
richtete: ich glaubte dies nicht allein, son-
dern ein audrer *, der schon seinen Mann
besser kennet, sagt so gar: "seit dem Homer
"hat man geglaubt, daß die Zusammensetzung
"der Hauptzüge eines bestimmten Subjekts
"nach den Regeln der Uebereinstimmung, und
"nach der Beschaffenheit des Zwecks, den
"man hat, den Plan eines schönen Werks
"ausmachten, so wie die Grundrisse der Zeich-
"nung und die Stellung der Figuren gegen
"einander den Plan eines Gemäldes darle-
"gen." Alles dies glaubte ich, und wünschte
also unsern Homers, Pindaren und Horazen
mehr die Art, wie jene die Mythologie
nuzzten, anwandten und zum Theil er-
fanden,
um dieses Namens würdig zu seyn,
als die Mythologie selbst; Aber --

Nun höre ich so viel Aussprüche neuerer
Kunstrichter, die mein ganzes Ohr fühlet,

und
* Litt. Br. Th. 19. p. 97.

baͤude gebrauche, die Materialien, die ſie
gebrauchen koͤnnte,
nach der Bauart, Form,
den Theilen, und der aͤußern und innern Zier-
lichkeit einer griechiſchen oder roͤmiſchen, auf-
richtete: ich glaubte dies nicht allein, ſon-
dern ein audrer *, der ſchon ſeinen Mann
beſſer kennet, ſagt ſo gar: „ſeit dem Homer
„hat man geglaubt, daß die Zuſammenſetzung
„der Hauptzuͤge eines beſtimmten Subjekts
„nach den Regeln der Uebereinſtimmung, und
„nach der Beſchaffenheit des Zwecks, den
„man hat, den Plan eines ſchoͤnen Werks
„ausmachten, ſo wie die Grundriſſe der Zeich-
„nung und die Stellung der Figuren gegen
„einander den Plan eines Gemaͤldes darle-
„gen.„ Alles dies glaubte ich, und wuͤnſchte
alſo unſern Homers, Pindaren und Horazen
mehr die Art, wie jene die Mythologie
nuzzten, anwandten und zum Theil er-
fanden,
um dieſes Namens wuͤrdig zu ſeyn,
als die Mythologie ſelbſt; Aber —

Nun hoͤre ich ſo viel Ausſpruͤche neuerer
Kunſtrichter, die mein ganzes Ohr fuͤhlet,

und
* Litt. Br. Th. 19. p. 97.
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[134/0142] baͤude gebrauche, die Materialien, die ſie gebrauchen koͤnnte, nach der Bauart, Form, den Theilen, und der aͤußern und innern Zier- lichkeit einer griechiſchen oder roͤmiſchen, auf- richtete: ich glaubte dies nicht allein, ſon- dern ein audrer *, der ſchon ſeinen Mann beſſer kennet, ſagt ſo gar: „ſeit dem Homer „hat man geglaubt, daß die Zuſammenſetzung „der Hauptzuͤge eines beſtimmten Subjekts „nach den Regeln der Uebereinſtimmung, und „nach der Beſchaffenheit des Zwecks, den „man hat, den Plan eines ſchoͤnen Werks „ausmachten, ſo wie die Grundriſſe der Zeich- „nung und die Stellung der Figuren gegen „einander den Plan eines Gemaͤldes darle- „gen.„ Alles dies glaubte ich, und wuͤnſchte alſo unſern Homers, Pindaren und Horazen mehr die Art, wie jene die Mythologie nuzzten, anwandten und zum Theil er- fanden, um dieſes Namens wuͤrdig zu ſeyn, als die Mythologie ſelbſt; Aber — Nun hoͤre ich ſo viel Ausſpruͤche neuerer Kunſtrichter, die mein ganzes Ohr fuͤhlet, und * Litt. Br. Th. 19. p. 97.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/142>, abgerufen am 27.11.2024.