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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

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steine unsrer Erkenntniß. Allein, unter dem
Begriffe des Seyns stehen vielleicht gleich
unmittelbar drei unzergliederliche Begriffe:
Raum und Zeit und Kraft: das ist, neben,
nach
und durch einander. Für mich wird
es also schwer, es zu begreifen, daß, wo et-
was
ist, ein anders neben ihm sey? wenn
etwas ist, ein anders nach ihm sey? wie et-
was ist, das andre durch dasselbe sey? Jch
sage begreifen: nicht aber mit Worten zu spie-
len, daß eins im andern enthalten sey, daß
diese Begriffe verwandt sind u. s. w. --
Eben so ists für mich einer der größten Kno-
ten, den Begriff des Schönen, und des Gu-
ten
auf den Begriff des Gedankens zu re-
duciren, daß ich aus ihm begreifen könne; wie
das Anschauen des Einen im Mannich-
faltigen,
das ist, der Begriff der Schönheit,
Vergnügen, und die Erkänntniß der Voll-
kommenheit, Wollen
würke. -- Jch füh-
re einige der wichtigsten Grundbegriffe an,
die sich nicht weiter entwickeln lassen: "hier
"muß der Gedanke am Ausdruck endlich kle-
"ben bleiben." Aber dies hier und dies
endlich kann man nicht nach Belieben hin-

sezzen,

ſteine unſrer Erkenntniß. Allein, unter dem
Begriffe des Seyns ſtehen vielleicht gleich
unmittelbar drei unzergliederliche Begriffe:
Raum und Zeit und Kraft: das iſt, neben,
nach
und durch einander. Fuͤr mich wird
es alſo ſchwer, es zu begreifen, daß, wo et-
was
iſt, ein anders neben ihm ſey? wenn
etwas iſt, ein anders nach ihm ſey? wie et-
was iſt, das andre durch daſſelbe ſey? Jch
ſage begreifen: nicht aber mit Worten zu ſpie-
len, daß eins im andern enthalten ſey, daß
dieſe Begriffe verwandt ſind u. ſ. w. —
Eben ſo iſts fuͤr mich einer der groͤßten Kno-
ten, den Begriff des Schoͤnen, und des Gu-
ten
auf den Begriff des Gedankens zu re-
duciren, daß ich aus ihm begreifen koͤnne; wie
das Anſchauen des Einen im Mannich-
faltigen,
das iſt, der Begriff der Schoͤnheit,
Vergnuͤgen, und die Erkaͤnntniß der Voll-
kommenheit, Wollen
wuͤrke. — Jch fuͤh-
re einige der wichtigſten Grundbegriffe an,
die ſich nicht weiter entwickeln laſſen: „hier
„muß der Gedanke am Ausdruck endlich kle-
„ben bleiben.„ Aber dies hier und dies
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[112/0120] ſteine unſrer Erkenntniß. Allein, unter dem Begriffe des Seyns ſtehen vielleicht gleich unmittelbar drei unzergliederliche Begriffe: Raum und Zeit und Kraft: das iſt, neben, nach und durch einander. Fuͤr mich wird es alſo ſchwer, es zu begreifen, daß, wo et- was iſt, ein anders neben ihm ſey? wenn etwas iſt, ein anders nach ihm ſey? wie et- was iſt, das andre durch daſſelbe ſey? Jch ſage begreifen: nicht aber mit Worten zu ſpie- len, daß eins im andern enthalten ſey, daß dieſe Begriffe verwandt ſind u. ſ. w. — Eben ſo iſts fuͤr mich einer der groͤßten Kno- ten, den Begriff des Schoͤnen, und des Gu- ten auf den Begriff des Gedankens zu re- duciren, daß ich aus ihm begreifen koͤnne; wie das Anſchauen des Einen im Mannich- faltigen, das iſt, der Begriff der Schoͤnheit, Vergnuͤgen, und die Erkaͤnntniß der Voll- kommenheit, Wollen wuͤrke. — Jch fuͤh- re einige der wichtigſten Grundbegriffe an, die ſich nicht weiter entwickeln laſſen: „hier „muß der Gedanke am Ausdruck endlich kle- „ben bleiben.„ Aber dies hier und dies endlich kann man nicht nach Belieben hin- ſezzen,

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/120>, abgerufen am 24.11.2024.