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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

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ists gewesen, das den Ausdruck vom Gedan-
ken, und den Gedanken von der ihn erzeugen-
den Gelegenheit gesondert, das uns gewöhnet
hat, nach Horaz Exercitien zu machen, und
ihn in seiner Sprache übertreffen zu wollen.
Dies Wort wars, das alle wahre Bildung
nach den Alten, als nach lebenden Mustern,
verdrängete, und den leidigen Ruhm aufbrach-
te: ein Kenner der Alten, ein Artist zu seyn,
ohne daß man damit höhere Zwecke erreichen
dörfte: dies Wort hat manches Genie unter
einen Schutt von Worten vergraben, seinen
Kopf zu einem Chaos von fremden Ausdrü-
cken gemacht, und auf ihn die Last einer tod-
ten Sprache, wie einen Mühlstein gewälzet:
es hat dem Vaterlande blühende Fruchtbäu-
me entzogen, da stehen sie nun auf fremdem
Boden, und trauren mit halbverwelkter Blü-
the und sinkenden Blättern: statt daß sie uns
Bäume hätten seyn sollen, unter denen ihr
Geschlecht wohnen könnte:

Pollas d' iphthim[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]s psukhas a[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]di proiapsen
Eroon, autous d' eloria teukhe kunessin
Oionoisi te pas[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt].
Will

iſts geweſen, das den Ausdruck vom Gedan-
ken, und den Gedanken von der ihn erzeugen-
den Gelegenheit geſondert, das uns gewoͤhnet
hat, nach Horaz Exercitien zu machen, und
ihn in ſeiner Sprache uͤbertreffen zu wollen.
Dies Wort wars, das alle wahre Bildung
nach den Alten, als nach lebenden Muſtern,
verdraͤngete, und den leidigen Ruhm aufbrach-
te: ein Kenner der Alten, ein Artiſt zu ſeyn,
ohne daß man damit hoͤhere Zwecke erreichen
doͤrfte: dies Wort hat manches Genie unter
einen Schutt von Worten vergraben, ſeinen
Kopf zu einem Chaos von fremden Ausdruͤ-
cken gemacht, und auf ihn die Laſt einer tod-
ten Sprache, wie einen Muͤhlſtein gewaͤlzet:
es hat dem Vaterlande bluͤhende Fruchtbaͤu-
me entzogen, da ſtehen ſie nun auf fremdem
Boden, und trauren mit halbverwelkter Bluͤ-
the und ſinkenden Blaͤttern: ſtatt daß ſie uns
Baͤume haͤtten ſeyn ſollen, unter denen ihr
Geſchlecht wohnen koͤnnte:

Πολλας δ’ ιφϑιμ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ς ψυχας α[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]δι προιαψεν
Ηρωων, αυτους δ’ ελωρια τευχε κυνεσσιν
Οιωνοισι τε πασ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt].
Will
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[98/0106] iſts geweſen, das den Ausdruck vom Gedan- ken, und den Gedanken von der ihn erzeugen- den Gelegenheit geſondert, das uns gewoͤhnet hat, nach Horaz Exercitien zu machen, und ihn in ſeiner Sprache uͤbertreffen zu wollen. Dies Wort wars, das alle wahre Bildung nach den Alten, als nach lebenden Muſtern, verdraͤngete, und den leidigen Ruhm aufbrach- te: ein Kenner der Alten, ein Artiſt zu ſeyn, ohne daß man damit hoͤhere Zwecke erreichen doͤrfte: dies Wort hat manches Genie unter einen Schutt von Worten vergraben, ſeinen Kopf zu einem Chaos von fremden Ausdruͤ- cken gemacht, und auf ihn die Laſt einer tod- ten Sprache, wie einen Muͤhlſtein gewaͤlzet: es hat dem Vaterlande bluͤhende Fruchtbaͤu- me entzogen, da ſtehen ſie nun auf fremdem Boden, und trauren mit halbverwelkter Bluͤ- the und ſinkenden Blaͤttern: ſtatt daß ſie uns Baͤume haͤtten ſeyn ſollen, unter denen ihr Geſchlecht wohnen koͤnnte: Πολλας δ’ ιφϑιμ_ ς ψυχας α_ δι προιαψεν Ηρωων, αυτους δ’ ελωρια τευχε κυνεσσιν Οιωνοισι τε πασ_ . Will

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/106>, abgerufen am 27.11.2024.