an sie in den Mund -- vielleicht Fra- gen, wie jene eines Deutschen Arabers, die hier und da nicht sollten, und nicht werden beantwortet werden.
Jch werfe mich indessen nicht zu ei- nem Richter im Namen des Publikum auf, ein Amt, wozu ich mir nicht Be- ruf genug zutraue. Unpartheiisch könn- te ich seyn, weil ich selbst weder unter ihrem Buchstaben des Lebens A. noch unter dem Zeichen des Todes K. gestan- den: allein das beste fehlt mir: das Milchhaar kann mich nicht mehr begei- stern, ein Daniel für die Susanne ge- gen abgelebte Hypokritische Richter zu seyn? -- Wirklich ein Beruf, der heut zu Tage im Reiche der Litteratur so Canonisch geworden ist, als er uns in der Bibel Apokryphisch dünkt.
Daher strecke ich meine Fasces, und schleiche zu den Privaturtheilern, um nichts mehr,als meine Stimme, zu ge- ben. Aber warum denn am Ende der Briefe? Es ist immer mißlich,
einen
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an ſie in den Mund — vielleicht Fra- gen, wie jene eines Deutſchen Arabers, die hier und da nicht ſollten, und nicht werden beantwortet werden.
Jch werfe mich indeſſen nicht zu ei- nem Richter im Namen des Publikum auf, ein Amt, wozu ich mir nicht Be- ruf genug zutraue. Unpartheiiſch koͤnn- te ich ſeyn, weil ich ſelbſt weder unter ihrem Buchſtaben des Lebens A. noch unter dem Zeichen des Todes K. geſtan- den: allein das beſte fehlt mir: das Milchhaar kann mich nicht mehr begei- ſtern, ein Daniel fuͤr die Suſanne ge- gen abgelebte Hypokritiſche Richter zu ſeyn? — Wirklich ein Beruf, der heut zu Tage im Reiche der Litteratur ſo Canoniſch geworden iſt, als er uns in der Bibel Apokryphiſch duͤnkt.
Daher ſtrecke ich meine Faſces, und ſchleiche zu den Privaturtheilern, um nichts mehr,als meine Stimme, zu ge- ben. Aber warum denn am Ende der Briefe? Es iſt immer mißlich,
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[0005]
an ſie in den Mund — vielleicht Fra-
gen, wie jene eines Deutſchen Arabers,
die hier und da nicht ſollten, und nicht
werden beantwortet werden.
Jch werfe mich indeſſen nicht zu ei-
nem Richter im Namen des Publikum
auf, ein Amt, wozu ich mir nicht Be-
ruf genug zutraue. Unpartheiiſch koͤnn-
te ich ſeyn, weil ich ſelbſt weder unter
ihrem Buchſtaben des Lebens A. noch
unter dem Zeichen des Todes K. geſtan-
den: allein das beſte fehlt mir: das
Milchhaar kann mich nicht mehr begei-
ſtern, ein Daniel fuͤr die Suſanne ge-
gen abgelebte Hypokritiſche Richter zu
ſeyn? — Wirklich ein Beruf, der
heut zu Tage im Reiche der Litteratur
ſo Canoniſch geworden iſt, als er uns in
der Bibel Apokryphiſch duͤnkt.
Daher ſtrecke ich meine Faſces, und
ſchleiche zu den Privaturtheilern, um
nichts mehr,als meine Stimme, zu ge-
ben. Aber warum denn am Ende
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur02_1767/5>, abgerufen am 16.07.2024.
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